Risikofaktoren
Da unterschiedliche Faktoren zu der Entstehung eines Glaukoms beitragen können, ist es wichtig, mögliche Risikofaktoren zu bestimmen. Durch die genaue Erhebung von Ihren persönlichen Daten im Rahmen einer Anamnese können bereits wichtige Hinweise auf ein erhöhtes Risiko für das Vorliegen einer Glaukomerkrankung gewonnen werden
Augeninnendruck
Der Augeninnendruck ist der wichtigste Risikofaktor für ein Glaukom, den wir kennen. Je höher der Augeninnendruck, desto höher ist das Risiko, an einem Glaukom zu erkranken. Aus großen Reihenuntersuchungen ist bekannt, dass der normale Augeninnendruck zwischen 10mmHg und 21 mmHg beträgt. Es gibt aber auch Menschen, die ein Glaukom entwickeln, obwohl der Augeninnendruck im Normbereich ist. Diese Patienten haben ein so genanntes Normaldruckglaukom. Auf der anderen Seite gibt es Patienten, die einen erhöhten Augeninnendruck, aber keine glaukomatösen Veränderungen aufweisen. Dies bezeichnet man als okuläre Hypertension. Demnach geht man heute davon aus, dass jeder Mensch einen individuellen Augeninnendruckbereich hat, der von dem Auge vertragen wird, ohne dass es zu einer Schädigung des Sehnerven im Sinne eines Glaukoms kommt.
Der Augeninnendruck ist im Tagesverlauf nicht konstant. Ähnlich wie beim Blutdruck kommt es zu Schwankungen im Tagesverlauf. Der Augeninnendruck steht aber nicht in direktem Zusammenhang zum Blutdruck. Normalerweise ist der Augeninnendruck in den frühen Morgenstunden am höchsten. Bei Glaukompatienten kann diese Tagesrhythmik aufgehoben sein. So gibt es Patienten, die nur in der Nacht oder auch zu anderen Tageszeiten einen erhöhten Augeninnendruck aufweisen. Auch diese nur vorübergehenden Druckerhöhungen können zu einer glaukomatösen Sehnervenschädigung führen. Aus diesem Grunde ist es wichtig, den Augeninnendruck im Tages- und Nachtverlauf zu überprüfen. Aus diesem Grunde sollte bei den meisten Glaukompatienten der Augeninnendruck in einem 24-Stunden-Augeninnendruckprofil bestimmt werden.
Durchblutung
Durchblutungsstörungen können mit zu einer glaukomatösen Schädigung des Sehnerven beitragen. Faktoren, die zu einer Durchblutungsstörung des Auges, insbesondere des Sehnerven führen können, bezeichnet man auch als vaskuläre Risikofaktoren. Der Zusammenhang zwischen vaskulären Risikofaktoren und dem Glaukom wurde besonders beim Normaldruckglaukom beschrieben. Es hat sich aber gezeigt, dass auch viele Hochdruckglaukompatienten vaskuläre Risikofaktoren aufweisen. Da beim Normaldruckglaukom der intraokulare Druck als Hauptrisikofaktor definitionsgemäß niedrigere Werte als beim Hochdruckglaukom aufweist, ist es nicht überraschend, dass den vaskulären Faktoren hier eine wichtigere Bedeutung zugeschrieben wird als beim Hochdruckglaukom. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass vaskuläre Faktoren auch beim Hochdruckglaukom eine Rolle spielen und dass diese für eine Progression des Glaukomschadens trotz gut eingestellter Augendrucklage verantwortlich sein können.
Es gibt eine Vielzahl unterschiedlichster vaskulärer Risikofaktoren. Ein wichtiger Risikofaktor ist ein zu niedriger aber auch zu hoher Blutdruck.
Der Blutdruck schwankt bei jedem Menschen im Tagesverlauf. In mehreren Studien konnte gezeigt werden, dass bei Glaukompatienten gehäuft zu niedrige Blutdruckwerte hauptsächlich in der Nachtphase auftreten. Hierdurch kann es zu einer Reduktion des Sauerstoffangebotes und zu einer Schädigung des Sehnerven kommen. Deshalb reicht eine einmalige Bestimmung des Blutdruckes am Tag oft nicht aus. Besteht ein Verdacht auf zu niedrigen Blutdruck, sollte eine 24h-Blutdruckmessung erfolgen.
Phasen mit zu niedrigen Blutdruckwerten in der Nacht treten nicht nur bei Patienten mit ohnehin zu niedrigem Blutdruck, sondern auch bei Patienten mit einem Bluthochdruck auf. Obwohl diese Patienten am Tag vielleicht gut eingestellt sind, können sie in der Nacht "übertherapiert" sein und nächtliche Blutdruckabfälle zeigen. Dadurch kann es trotz einer guten Augeninnendrucklage zu einem Fortschreiten des glaukomatösen Schadens kommen. Auch ein zu hoher Blutdruck kann zu einer Verschlechterung des Sehnerven beitragen, da es hier zu einer Engstellung der Gefäße kommt und somit die Durchblutung des Sehnerven verschlechtert wird.
Ein weiterer wichtiger Risikofaktor sind so genannte Vasospasmen (=Gefäßkrämpfe). Diese Veränderungen kommen nicht nur bei Patienten mit Normaldruckglaukom, sondern auch bei Patienten mit Hochdruckglaukom gehäuft vor. Durch diese umschriebenen Gefäßkrämpfe kommt es zur Verengung der Blutgefäße. Schon geringe Verengungen der Gefäße bewirken eine deutliche Verminderung der Durchblutung. Vasospasmen finden sich auch in Blutgefäßen des Kopfes bei Migräne.
Alter
Das Risiko, an einem Glaukom zu erkranken, steigt mit dem Alter. Knapp vier Prozent der 75 bis 89jährigen haben ein Glaukom. Ab dem 40. Lebensjahr sollte eine Glaukomvorsorge einmal jährlich erfolgen.
Vererbung
Besteht ein Glaukom bei einem Familienangehörigen 1. Grades, ist das Glaukomrisiko erhöht. Es bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass ein direkter Verwandter auch ein Glaukom entwickeln muss.
Kurzsichtigkeit
Auch Patienten mit einer hohen Kurzsichtigkeit (ab -8 D) haben ein erhöhtes Risiko für ein Glaukom.
Ethnische Zugehörigkeit
Es gibt bestimmte Bevölkerungsgruppen wie z. B. Menschen afrikanischer Herkunft, bei denen eine Glaukomerkrankung gehäuft vorkommt und im Verlauf wesentlich schwerwiegender ist.