Morphologische Diagnostik
Bei unterschiedlichen Glaukomformen kann es an unterschiedlichen Orten im Auge sichtbare Veränderungen geben, die auf ein Glaukom oder die Ursache des Glaukoms hinweisen können
Untersuchung des vorderen Augenabschnittes
Der vordere Augenabschnitt wird mit einer Spaltlampe untersucht. Der Augenarzt kann dabei mit Hilfe eines Lichtspaltes und unterschiedlichen Vergrößerungen untersuchen. Es gibt viele Veränderungen, die im Bereich des vorderen Augenabschnittes hinweisend auf ein Glaukom sein können. So kann z.B. feines Material auf der Linsenvorderfläche abgelagert sein (beim Pesudoexfoliationsglaukom oder auch PEX-Glaukom), oder es bestehen Lücken im Pigmentblatt der Iris (so genanntes Kirchenfensterphänomen beim Pigmentdispersionsglaukom) oder Risse in den tieferen Hornhautschichten (Risse in der Descemet Membran beim angeborenen Glaukom).
Untersuchung des Kammerwinkels
Man unterscheidet das Offenwinkelglaukom vom Winkelblockglaukom. Die Unterscheidung beruht auf der Konfiguration des Kammerwinkels. Der Hauptabfluss des Kammerwassers aus dem Auge erfolgt über diesen Kammerwinkel und das so genannte Trabekelwerk. Das Trabekelwerk besteht aus feinen Poren ähnlich wie bei einer Kaffeefiltertüte durch die das Kammerwasser abfließt.
Mit der so genannten Gonioskopie kann man den Kammerwinkel beurteilen. Nach Gabe eines Betäubungstropfens wird ein Kontaktglas, ein so genanntes Gonioskop, auf das Auge aufgesetzt. Durch einen Umlenkspiegel innerhalb dieses Kontaktglases kann der Augenarzt genau den Kammerwinkel sehen. Man kann unterschiedliche Strukturen, wie. Z. B. das Trabekelmaschenwerk identifizieren und die Weite des Kammerwinkels abschätzen. Auch andere strukturelle Veränderungen des Kammerwinkels sind sichtbar.
Untersuchung des Sehnervens
Die wichtigste Struktur im Bereich des Augenhintergrundes, an dem Veränderungen im Rahmen eines Glaukoms sichtbar sind, ist der Sehnerv mit der angrenzenden Netzhaut. Der Sehnerv stellt das Verbindungskabel zwischen dem Auge und dem Gehirn dar. Im Sehnerv wird die Sehinformation vom Auge zum Gehirn weitergeleitet. Er besteht aus ca. 1,2 Millionen Nervenfasern. Alle Nervenfasern verlassen das Auge über den so genannten Sehnervenkopf (=Papille). Bei der Glaukomfrühdiagnostik ist insbesondere die Beurteilung des Sehnervenkopfes und der Nervenfaserschicht der Netzhaut von entscheidender Bedeutung. Häufig treten glaukomatöse Veränderungen des Sehnerven auf, bevor es zu einer Funktionseinschränkung kommt. Aus diesem Grund sollte eine Beurteilung des Sehnerven immer zu einer Glaukomfrühdiagnostik gehören.
Für die Beurteilung des Sehnervenkopfes stehen unterschiedliche Methoden zur Verfügung.
Biomikroskopie
Der Sehnervenkopf mit der angrenzenden Nervenfaserschicht sollte bei jedem Patienten beurteilt werden. Hierfür wird mit einer speziellen Lupe oder einem Kontaktglas der Sehnerv so vergrößert, dass er ausreichend beurteilt werden kann. Bei der Untersuchung mit der Lupe sitzt der Patient meist an der Spaltlampe und die Lupe wird vor das Auge gehalten, ohne das Auge zu berühren. Bei der Kontaktglasuntersuchung wird nach Gabe eines Betäubungstropfens ein Glas auf das Auge aufgesetzt. Bei beiden Untersuchungen ist es hilfreich, mittels Augentropfen die Pupille weit zustellen, um den Sehnervenkopf besser beurteilen zu können.
Bei dem Sehnerven unterscheidet man den so genannten Randsaum von der Exkavation. Typischerweise sind die Nervenfasern ringförmig am Rand des Sehnervenkopfes angeordnet. Dieser Ring entspricht dem Randsaum. Im Zentrum dieses Ringes ist eine kleine Lücke, in der sich auch beim Gesunden keine Nervenfasern befinden. Diese Lücke nennt man Exkavation. Im Rahmen der Glaukomerkrankung kommt es zu einem Untergang von Sehnervenfasern. Dadurch kommt es zu einer Vergrößerung der Exkavation. Diese Vergrößerung der Exkavation sieht für das Glaukom charakteristisch aus. Hierbei muss auch die Größe des Sehnerven mit berücksichtigt werden. Zusätzlich sind weitere Veränderungen, wie z.B. eine Abnahme der Nervenfaserschicht oder so genannte Papillenrandblutungen sichtbar, die ebenfalls einen hohen diagnostischen Wert bei der Glaukomerkrankung aufweisen.
Der erhobene Befund wird notiert, gezeichnet oder mit einem Foto oder einem anderen Messgerät dokumentiert, um dann im Verlauf Veränderungen nachweisen zu können
Stereofotografie
Bei der Stereofotografie wird der Sehnerv aus 2 unterschiedlichen Winkeln fotografiert. Mit speziellen Stereobetrachtern können diese Fotos so betrachtet werden, dass eine künstliche Dreidimensionalität entsteht. So lässt sich der Sehnerv in seiner räumlichen Struktur genau betrachten und beurteilen. Durch den Vergleich von Aufnahmen zu unterschiedlichen Zeitpunkten kann einer Zunahme der glaukomatösen Sehnervenschädigung entdeckt werden.
Heidelberg Retina Tomograph (HRT)
Der Heidelberg Retina Tomograph (HRT) ist ein computergestütztes optisches System, das den Sehnerven genau vermessen kann. Das kameraähnliche Gerät tastet mit einem sehr schwachen Laserstrahl die Oberflächenkonfiguration des Sehnervenkopfes ab. Anhand der Messdaten kann eine dreidimensionale Analyse des Sehnervenkopfes erfolgen. Man erhält so eine Art dreidimensionale Landkarte vom Sehnervenkopf. Mit diesem Laserscanner können schon geringste Veränderungen entdeckt werden. Ferner können mit Hilfe einer Datenbank Teilbefunde mit Normdaten verglichen werden. Da alle Aufnahmen gespeichert werden, können Folgeuntersuchungen des gleichen Patienten nach mehreren Monaten mit den Erstaufnahmen verglichen werden, so dass z.B. ein Fortschreiten des Glaukomschadens erkannt werden kann.
Bei der Untersuchung mit dem HRT liegt der Kopf auf einer Kinnstütze. Der Patient fixiert einen vorgegebenen Punkt. Durch einen Laserstrahl wird der Sehnerv "abgetastet" und ein Bild aufgenommen, das durch einen Computer weiter verarbeitet wird. Die Aufnahme eines Bildes dauert nur wenige Sekunden, während denen der Patient aufgefordert wird, nicht zu blinzeln. Insgesamt werden mehrere aufeinander folgende Bilder von jedem Auge angefertigt. Bei Patienten mit einer sehr engen Pupille kann es nötig sein, diese vor den Aufnahmen durch pupillenerweiternde Augentropfen zu vergrößern.
GDxVCC Laserpolarimetrie
Bei der Laserpolarimetrie mit dem GDxVcc erfolgt mit einem sehr schwachen Laserstrahl eine Dickenmessung der Nervenfaserschicht. Die Laserpolarimetrie erlaubt präzise und quantitative Messungen des empfindlichen Nervenfasergewebes. Dieses hochauflösende computergestütze System erlaubt Messungen der Nervenfaserschicht mit einer Auflösung genauer als 15 µm. So können schon geringste Veränderungen der Nervenfaserschicht nachgewiesen werden, die mit bloßem Auge noch nicht sichtbar sind. Die Messung können anhand einer Datenbank mit anderen Untersuchungen verglichen werden, um eine Einschätzung bezüglich einer Nervenfaserschädigung vornehmen zu können. Mit dieser Untersuchung kann auch eine Kontrolle der Nervenfaserschicht im zeitlichen Verlauf erfolgen. Da die Entwicklung des Glaukoms (Grüner Star) schon in der Frühphase mit einer Schädigung der Nervenfasern einhergeht, spielt die Beurteilung der Nervenfaserschicht in der Glaukom-Früherkennung eine wichtige Rolle.
Bei der Untersuchung mit dem GDxVcc stützt sich der Kopf des Patienten am Gerät ab. Der Patient fixiert einen vorgegebenen Punkt. Durch einen Laserstrahl wird das gewünschte Netzhautareal "abgetastet" und ein Bild aufgenommen, das durch einen Computer weiter verarbeitet wird. Die Aufnahme eines Bildes dauert weniger als eine Sekunde, während denen der Patient aufgefordert wird, nicht zu blinzeln. Meist werden mehrere aufeinander folgende Bilder von jedem Auge angefertigt. Bei Patienten mit einer sehr engen Pupille kann es nötig sein, diese vor den Aufnahmen durch pupillenerweiternde Augentropfen zu vergrößern.