Sprechstunde Endokrine Orbitopathie
Liebe Patienten,
Seit einigen Jahren haben wir in den Räumlichkeiten der Schielabteilung eine Sprechstunde für Patienten mit endokriner Orbitopathie eingerichtet.
Typisch für die endokrine Orbitopathie ist das oft als sehr störend empfundene Hervortreten der Augen. Schwellungen der Lider und störende Doppelbilder können ebenfalls auftreten. Oft klagen die Patienten über ein Fremdkörpergefühl, Druckgefühl am oder hinter dem Auge, Schmerzen bei Blickbewegungen und/oder eine Rötung der Augen.
Bei der endokrinen Orbitopathie handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, d.h. um eine körpereigene Entzündung, die nicht durch Erreger (Bakterien u.ä.) hervorgerufen wird. Durch diese Entzündung kommt es zu einer Volumenzunahme in der Augenhöhle und damit zum Hervortreten der Augen. Eine Verdickung der Augenmuskeln kann zur Bewegungseinschränkung der Augen und zu Doppelbildern führen. Die endokrine Orbitopathie geht oft mit einer Störung der Schilddrüsenfunktion einher. Aus diesem Grund ist zur Behandlung der Erkrankung die Zusammenarbeit mit anderen Fachärzten bzw. mit dem Hausarzt erforderlich. Wichtig ist eine regelmäßige Kontrolle der Schilddrüsenwerte durch den behandelnden Hausarzt oder Internisten. Gegebenenfalls ist eine Radiojodtherapie in der Klinik für Nuklearmedizin oder eine Schilddrüsenoperation erforderlich um eine ausgewogene Einstellung der Schilddrüsenwerte zu erreichen. Wichtig ist zu wissen, das Rauchen die endokrine Orbitopathie verschlechtern kann, bzw. die Behandlung bei Rauchern wenig erfolgreich ist. Aus diesem Grund empfehlen wir unseren Patienten das Rauchen aufzugeben.
Welche Untersuchungen sind bei der endokrinen Orbitopathie erforderlich?
Neben der Prüfung der Pupillenreaktion, Bestimmung der Sehschärfe und Untersuchung der vorderen und hinteren Augenabschnitte sind einige Spezialuntersuchungen in Abhängigkeit von den bestehenden Beschwerden erforderlich. Hierzu gehören die Messung des Augendruckes bei Blick geradeaus und nach oben, eine Gesichtsfelduntersuchung, die Untersuchung des Farbensehens und eine VEP- Untersuchung, bei der die elektrische Antwort des Sehnerven geprüft wird. Bei Doppelbildern werden weitere Spezialuntersuchungen durchgeführt. Neben einer Ultraschalluntersuchung des Auges zur Bestimmung der Muskeldicke, kann eine Kernspintomografie bei einem Radiologen erforderlich werden.
Nach der Schwere der Erkrankung wird die endokrine Orbitopathie in verschiedene Stadien eingeteilt
Stadieneinteilung der endokrinen Orbitopathie
- Stadium I: Oberlidretraktion
- Stadium II: Lidschwellung, Bindehautentzündung (rotes Auge)
- Stadium III: Exophthalmus (Hervortreten der Augen)
- Stadium IV: Motilitätseinschränkung , Doppelbilder
- Stadium V: Hornhautbeteiligung
- Stadium VI: Sehminderung durch Sehnervenkompression, grüner Star (Glaukom)
Wie kann die endokrine Orbitopathie behandelt werden?
Vorraussetzung für eine erfolgreiche Behandlung ist eine Normalisierung des Schildrüsenstoffwechsels durch einen erfahrenen Internisten. Neben einer medikamentösen Einstellung kann eine Radiojodtherapie oder Schilddrüsenoperation erforderlich werden. Im Frühstadium der Erkrankung erfolgt die Behandlung mit Tränenersatzmitteln und Cortison. Oft führen wir eine Stoßtherapie mit Prednisolon durch. Hier wird über 3 Tage Prednisolon in einer hohen Dosis über eine Infusion verabreicht. Dazu ist eine stationäre Aufnahme erforderlich. Ein Vorteil dieser Behandlung ist, dass Prednisolon nicht über eine lange Zeit eingenommen werden muss und die Nebenwirkungen des Medikamentes (wie Stammfettsucht, Vollmondgesicht) verringert werden können. Eventuell muss diese Prednisolonbehandlung mehrfach wiederholt werden. Durch die verdickten Augenmuskeln kann es neben Doppelbildern auch zu einer Erhöhung des Augeninnendruckes kommen. Die Gabe von augendrucksenkenden Augentropfen kann dann erforderlich werden.
Desweiteren besteht die Möglichkeit der Bestrahlung. Dies ist besonders bei Bewegungseinschränkungen der Augen erforderlich.
Störende Doppelbilder können häufig mit Prismen korrigiert werden. Mit Hilfe eines Prismas (geometrischer Körper) wird ein Lichtstrahl, der von einem weit entfernten Objekt ausgeht, auf seinem Durchgang durch das Brillenglas zur Basis gebrochen. Dadurch kann trotz Fehlstellung des Augenpaares ein ungestörtes binokulares Einfachsehen ermöglicht werden. Prismen gibt es als Folie, bei stabilen Abweichungen der Sehachsen können sie als Glas in die Brille eingearbeitet werden. Bei großen Abweichungen der Augen von der Parallelstellung ist eine Augenmuskeloperation möglich. Wenn gleichzeitig die Augen hervorstehen (Exophthalmus), muss vorher eine Entlastung der knöchernen Augenhöhle durchgeführt werden. Diese Operation wird in der Klinik für Hals-Nasen-Ohrenkrankheiten durchgeführt, mit der wir eng zusammenarbeiten. Solch eine Operation wird auch erforderlich, wenn der Sehnerv durch die verdickten Augenmuskeln und die Volumenzunahme in der Augenhöhle komprimiert wird. Bei Druck auf den Sehnerven kann es zu einer Sehminderung mit Gesichtsfeldausfällen bis hin zur Erblindung kommen, wenn keine Behandlung erfolgt.
Auch Fehlstellungen der Augenlider (nach oben gezogenes Augenlid) können durch operative Maßnahmen korrigiert werden.