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Frauen müssen nicht unter monatlichen Schmerzen leidenGroßes Familienglück nach erfolgreicher Behandlung im Universitäts Endometriosezentrum des Dresdner Uniklinikums (v.l.n.r.): Maria Wackernagel mit Sohn Benn, Ehemann Felix mit Leon sowie Klinikdirektorin Prof. Wimberger und Dr. Nannette Grübling.
27. November 2017

Frauen müssen nicht unter monatlichen Schmerzen leiden

Ganzheitliches Konzept zu Diagnose und Therapie der Endometriose hilft Betroffenen / Kinderwünsche lassen sich oft erfüllen / Informationsveranstaltung am 29. November Mehr als zehn Prozent aller Frauen im gebärfähigen Alter leiden unter Regelschmerzen. – Ein Leiden, das die meisten Betroffenen hinnehmen, ohne sich um ärztlichen Rat zu bemühen. Doch dieser Schritt lohnt sich, denn in etwa der Hälfte der Fälle werden die Schmerzen durch eine gut behandelbare Endometriose ausgelöst – bei der sich Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutterhöhle vor allem im Bauchraum absiedelt. Vertrauen sich diese Frauen einem spezialisierten Arzt oder einem Zentrum an, kann ihnen zumeist geholfen werden. – So auch durch die Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden, die als einzige sächsische Klinik ein nach den Vorgaben der Europäischen Endometriose Liga (EEL) zertifiziertes Zentrum zur Diagnose und Therapie dieser Erkrankung betreibt. Um von der Endometriose Betroffene und ihre Partner aber auch Frauen mit noch unbehandelten Unterleibsschmerzen über die Krankheit selbst sowie über moderne Therapien zu informieren, laden die EEL und die Uni-Frauenklinik am 29. November ins Universitäts Kinder-Frauenzentrum zu einem Endometriose-Informationstreffen ein.

Bei der chronisch auftretenden Endometriose bildet sich die Schleimhaut der Gebärmutter außerhalb der Gebärmutterhöhle und blutet während der Menstruation ab. Das ist aber nur eine mögliche Quelle der Schmerzen. Denn diese gutartige Erkrankung führt unter anderem auch zu Verwachsungen an inneren Organen. So leiden nicht wenige Betroffenen zudem unter einem unerfüllten Kinderwunsch. Wie die Erkrankung festgestellt und behandelt werden kann, steht im Mittelpunkt der Informationsveranstaltung am

Mittwoch, dem 29. November, ab 19 Uhr,
im Hörsaal des Universitäts Kinder-Frauenzentrums (Haus 21) am
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, 01307 Dresden, Fetscherstraße 74

(Eingang über Pfotenhauerstr. oder über die Hauptpforte Fiedler-/Ecke Augsburger Str.).

An diesem Abend beantworten folgende Endometriose-Spezialisten die Fragen der betroffenen Frauen und ihrer Partner: Klinikdirektorin Prof. Pauline Wimberger, Dr. Nannette Grübling, Leiterin Endometriosesprechstunde, Dr. Axel Schindelhauer, Leitender Oberarzt im Bereich operative Gynäkologie, Oberärztin Dr. Maren Goeckenjan, Leiterin des Universitäts-Kinderwunschzentrums, sowie der niedergelassene Facharzt Dr. Jörg Klengel, Kompetenzpartner Endometriose. Überdies berichten Endometriosepatientinnen von ihren Erfahrungen.

Mit ganzheitlichem Versorgungskonzept das Leiden in den Griff bekommen
Viele Frauen nehmen menstruationsbedingte Schmerzen als gegeben hin. Doch wer jeden Monat aufs Neue leiden muss und sich nur mit Schmerzmitteln zu helfen weiß, sollte sich auf Endometriose untersuchen lassen. „In unserer Endometriosesprechstunde wird entsprechend der Beschwerden ein ausführliches Anamnese- und Beratungsgespräch geführt. Denn die Erkrankung hat viele Facetten und wirft entsprechend viele Fragen auf. Ein Erstgespräch dauert deshalb durchschnittlich eine Stunde und ist Grundlage für ein individuelles Behandlungsschema, weil es neben den Untersuchungen wichtige Hinweise für die weitere Behandlung liefert“, erklärt Dr. Nannette Grübling. Die von ihr geleitete Endometriosesprechstunde ist dabei nur ein Bereich des Endometriosezentrums der Dresdner Uni-Frauenklinik. Welche Behandlungsschritte notwendig sind und welche zuerst erfolgen sollten, wird am Dresdner Uniklinikum in einer speziellen Ärztekonferenz – dem Endometrioseboard – festgelegt. Daran beteiligen sich neben den Frauenärzten, die auf die operative wie auch auf die konservative Therapie spezialisierten sind, auch die Fachkollegen der Reproduktionsmedizin. Darüber hinaus gehören Pathologen sowie auf Psychosomatik spezialisierte Ärzte zu dieser Absprache-Runde an. Bei Bedarf werden zudem Ärzte weiterer Kliniken des Uniklinikums hinzugezogen.

Von dieser Zusammenarbeit profitierte auch Maria Wackernagel. Die Dresdnerin konnte über Jahre die mit der Regelblutung verbundenen Schmerzen nur mit starken Medikamenten überstehen. Trotzdem fühlte sie sich schlapp, schlief viel und zog sich an diesen Tagen häufig zurück. So wie der heute 29-Jährigen geht es nicht wenigen Frauen. „Viele nehmen diese Schmerzen als gegeben hin“, sagt Prof. Pauline Wimberger, Direktorin der Dresdner Uni-Frauenklinik. Dieses stille leiden führe dazu, dass es sehr häufig bis zu sechs oder sieben Jahre dauert, bis eine Endometriose als Ursache der Schmerzen festgestellt wird.

Maria Wackernagels Schwiegermutter gab schließlich den Anstoß dazu, dem Leiden ein Ende zu setzen: Sie hatte bemerkt, dass die Schwiegertochter regelmäßig starke Schmerzmittel nahm und riet ihr, sich in der Uni-Frauenklinik vorzustellen. Tatsächlich wird bei etwa der Hälfte der Frauen, die über Regelschmerzen klagen, schließlich eine Endometriose diagnostiziert. So auch bei Maria Wackernagel: Vor drei Jahren saß sie erstmals Dr. Nannette Grübling gegenüber.

Je länger Frauen unbehandelt unter Endometriose leiden, umso schwieriger kann es für sie werden, ein Kind zu bekommen. Ein Grund dafür ist wucherndes Gewebe am Eileiter, so dass Eizellen nicht mehr in die Gebärmutter gelangen können. Deshalb weist auch ein lange unerfüllter Kinderwunsch auf Endometriose hin.

Erstes Ziel der Gynäkologen ist es, im Rahmen der Therapie die Schmerzen der Betroffenen in den Griff zu bekommen. Neben der operativen Entfernung der Endometrioseherde gibt es verschiedene hormonelle Therapien. Damit lassen sich Wachstum und Neubildung von Endometrioseherden bremsen und so Schmerzen lindern. Dank der Hormontherapie sinkt der Östrogenspiegel – für Frauen mit drängendem Kinderwunsch kommen sie damit aber nicht in Frage. Die Wirksamkeit der Hormonbehandlung ist im Prinzip auf die Dauer der Einnahme beschränkt, kann allerdings eine Zeit lang nachwirken. Neben der Schulmedizin gibt es auch alternative Behandlungsmethoden, die auch an der Uni-Frauenklinik genutzt werden: „Es ist wichtig, die Patientin ganzheitlich zu betreuen. Studien zeigen, dass Akupunktur oder Yoga sehr hilfreich sein können. An unserem Zentrum wird beispielsweise auch ein Bauchtanzkurs angeboten“, erklärt Prof. Wimberger.

Maria Wackernagel entschied sich für die Einnahme der Hormone, um die Schmerzattacken in den Griff zu bekommen. Dennoch gab es bei ihr doch die Notwendigkeit, einige Endometrioseherde in einer Operation zu entfernen. Denn das Gewebe hatte sich bereits um den von einer Niere zur Blase verlaufenden Harnleiter gelegt. Bei einer Bauchspiegelung – das ist ein minimalinvasiver Eingriff, zu dem nur drei lediglich fünf Millimeter große Schnitte notwendig sind – wurde ihr dieses Gewebe entfernt. Zugleich stellten die Endometriose-Spezialistinnen fest, dass einer ihrer Eileiter durch die Erkrankung bereits befallen war.

In der Zwischenzeit hatte die heute 29-Jähringe geheiratet und der Kinderwunsch wurde konkreter. Dass die Endometriose kein Hinderungsgrund sein muss, hatten Sie und ihr Partner bereits auf einer Informationsveranstaltung erfahren, die die Uni-Frauenklinik regelmäßig gemeinsam mit der Europäischen Endometriose Liga e. V. veranstaltet. Dort trafen Sie eine Patientin, die trotz der Erkrankung Mutter zweier Kinder geworden ist. „Das hat mir Mut gemacht“, sagt Maria Wackernagel. Da bei ihr die Chancen für eine ganz natürliche Schwangerschaft nicht so gut standen, entschied sich das Paar für eine Kinderwunschbehandlung am Uniklinikum. „Genau an meinem Geburtstag setzte mir die Ärztin zwei befruchtete Eizellen ein. – Gleich beim ersten Versuch wurde ich schwanger“, berichtet die Erzieherin glücklich. – Es kündigten sich Zwillinge an, die inzwischen ein halbes Jahr alt sind.

Weitere Informationen
www.endometriose-liga.eu/