Vierlinge am Dresdner Uniklinikum geboren
Sham mit 1.325 Gramm als Erste auf die Welt, gefolgt von ihrem Bruder Ahmad, der mit einem Gewicht von 1.405 Gramm der Schwerste der Vier war. Ayham der mit 1.210 Gramm am wenigsten wog, lies seiner Schwester Joud (1.225 Gramm) jedoch den Vortritt. Nach knapp 40 Jahren sind am Uniklinikum Dresden wieder Vierlinge zur Welt gekommen. Ein Team aus Ärztinnen und Ärzten, Hebammen und Pflegenden hat den Kaiserschnitt Mitte August durchgeführt. Nach zwei Monaten in der Kinderklinik haben sich die Geschwister so gut entwickelt, dass sie entlassen werden können. Mittlerweile haben alle vier ihr Gewicht verdoppelt.
In der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe sowie der Kinderklinik am Universitätsklinikum Dresden finden nicht nur werdende Mehrlingseltern die Expertise für die Schwangerschaft und die Geburt. Das Uniklinikum ist als Perinatalzentrum der höchsten Versorgungsstufe registriert – relevant bei Risiko- aber auch Mehrlingsschwangerschaften. „Die Versorgung der schwangeren Patientinnen gerade bei Risiko- und Mehrlingsschwangerschaften findet auf höchstem medizinischen Niveau statt. Dabei gehen wir individuell auf die einzelnen Frauen sowie die jeweiligen Risikofaktoren ein“, sagt der leitende Oberarzt Prof. Cahit Birdir. Er verantwortet den Kreißsaal und hat im Fall der Vierlinge die Betreuung der Schwangeren und die anschließende Geburt in enger Absprache mit den Kinderärztinnen und Ärzten koordiniert. „Die Gesundheit der Mutter und der Kinder hatte dabei oberste Priorität.“ Dabei hängt der Zeitpunkt der Geburt generell von der Länge des Muttermundes ab. Je kürzer dieser ist, desto größer wird das Risiko einer Frühgeburt. Es gibt auch andere Faktoren, die im Fall einer Mehrlingsschwangerschaft den Zeitpunkt der Geburt beeinflussen. Schwangerschaftskomplikationen, die sich während der Schwangerschaft entwickeln können, können eine Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes), Schwangerschaftsvergiftung (Präeklampsie) oder auch eine vermehrte Fruchtwassermenge (Polyhydramnion) sein. Im Fall der Vierlinge hatte der erfahrene Geburtsmediziner Letzteres diagnostiziert.
Die letzten Wochen vor der Geburt wurde die werdende Mutter im Uniklinikum betreut. „So haben wir gemeinsam eine zusätzliche erfolgreiche Schwangerschaftswoche erreicht. Die Kinder konnten dadurch ohne Komplikationen weiter gut im Bauch der Mutter versorgt werden“, sagt Prof. Cahit Birdir. Uns so ist auch der Kaiserschnitt erfolgreich verlaufen: Er dauerte insgesamt nur 45 Minuten, um alle vier Kinder auf die Welt zu bringen. Das ist nicht viel länger, als ein Kaiserschnitt mit einer Einlingsschwangerschaft dauern würde.
„Ich bin sehr froh und stolz auf die tolle Leistung unseres Teams, unserer Hebammen und unserer Kolleginnen und Kollegen sowie aller Mitarbeitenden im Kreißsaal“, sagt Prof. Pauline Wimberger, Direktorin der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Uniklinikum. „So eine Vierlingsgeburt ist etwas ganz Besonderes. Wir haben uns gut darauf vorbereitet und Hand in Hand gearbeitet. Diese Teamleistung über Berufsbereiche hinweg zeichnet die Arbeit in unserer Klinik aus.“ „Die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Mitarbeitenden verschiedener Berufsgruppen zeichnet das Uniklinikum aus. Es ist eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe, ein respektvolles Miteinander zum Wohle der Patientinnen und Patienten“, sagt Frank Ohi, Kaufmännischer Vorstand am Uniklinikum.
Zu den angebotenen Leistungen der Klinik gehören auch die Intensivschwangerenberatung der Dresdner Uni-Frauenklinik, die spezielle Versorgung von Risikoschwangeren sowie von zu früh oder krank geborenen Kindern. In diesem Rahmen erhalten werdende Mütter bereits ab der Frühschwangerschaft eine umfassende Betreuung mit allen verfügbaren Diagnose- und Therapieverfahren. Das Team steht dabei insbesondere Müttern mit Risikoschwangerschaften zur Seite, die so von einer kontinuierlichen Versorgung bis zur Geburt profitieren. Dabei kümmern sich die Medizinerinnen und Mediziner nicht nur um die Mütter in der Schwangerschaft, sondern versorgen auch zu früh oder krank geborene Babys. „Natürlich geht es den Kindern im Bauch der Mutter am besten. Wenn dennoch eine Frühgeburt passiert oder wenn diese wie im Fall der Vierlinge unausweichlich ist, können wir mit modernster Technik und gut ausgebildeten Pflegenden in der Neonatologie die Kinder versorgen, deren Familien unterstützen und so dafür sorgen, dass sie sich gut entwickeln“, sagt Prof. Mario Rüdiger, der den Bereich Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin am Uniklinikum verantwortet.
Eine Vierlingsgeburt ist äußerst selten. Die Wahrscheinlichkeit nach natürlicher Empfängnis liegt bei 1:600.000. Zwar hat sich durch die Entwicklung der Möglichkeiten einer Hormonbehandlung und von künstlicher Befruchtung die Anzahl der Mehrlingsgeburten – also auch von Zwillingen und Drillingen – generell erhöht. Dennoch bleiben Vierlinge eine absolute Seltenheit. Am heutigen Uniklinikum Dresden, das bis 1993 als Johannstädter Krankenhaus fungierte, wurde die letzte bekannte Vierlingsgeburt 1984 registriert. Das kleinste Kind damals hat bei der Geburt 800 Gramm gewogen, seine drei Geschwister erreichten jeweils ein Gewicht über 1.000 Gramm.
Sham, Joud, Ahmad und Ayham sind vier von mittlerweile knapp 2.000 Kindern, die in diesem Jahr bereits am Uniklinikum geboren wurden. Davon sind 938 Mädchen und 1.046 Jungs (Stand 24.10.2022). Zudem zählt die Statistik in diesem Jahr bereits 62 Zwillingspärchen und eine Drillingsgeburt.
Die Familie wünscht über diese Pressemitteilung hinaus keine weitere Öffentlichkeitsarbeit und möchte anonym bleiben. Wir bitten daher von konkreten Anfragen zur Identität abzusehen. Zum Verlauf der Geburt und den Risikofaktoren bei Mehrlingsgeburten geben die Medizinerinnen und Mediziner gern Auskunft.