Benutzerspezifische Werkzeuge

Geschlechtshormone und Krebserkrankungen

Erhöhen Geschlechtshormone das Risiko für Krebserkrankungen?

Zwei verschiedene weibliche Geschlechtshormone werden bei Frauen zwischen dem Eintritt in die Pubertät und den Wechseljahren gebildet: Östrogen und Gelbkörperhormon (Progesteron). Zusätzlich wird bei Frauen das männliche Geschlechtshormon im Eierstock und den Nebennieren - zwar in deutlich niedrigeren Mengen als beim Mann - aber dennoch gut nachweisbar, gebildet.

Wenn die Geschlechtshormone bei regelmäßigem Zyklus im Gleichgewicht sind, so besteht durch die Hormone kein erhöhtes Krebsrisiko. Bei einigen Krebserkrankungen gibt es eine Risikoerhöhung durch eine lange „fruchtbare“ Lebensphase der Frau. Dieser Zusammenhang ist besonders für Brustkrebs, dem wichtigsten geschlechtshormonabhängigem Tumor der Frau, bekannt.

Bei einigen hormonellen Erkrankungen der Frau mit einer Verschiebung des Gleichgewichtes zwischen den Geschlechtshormonen kommt es auch zu einem etwas erhöhten Risiko für Brust-, Eierstocks- und/oder Gebärmutterkrebs. Dazu gehört das polyzystische Ovarsyndrom, bei dem durch lange Phasen mit höheren Östrogenspiegeln ohne die ausgleichende Wirkung des Gelbkörperhormons ein erhöhtes Risiko für eine Krebserkrankung der Gebärmutterschleimhaut besteht. Übergewicht und Stoffwechselstörungen erhöhen das Risiko zusätzlich.

Wenn Geschlechtshormone als hormonelle Verhütung einer Schwangerschaft oder zum Ausgleich von fehlenden weiblichen Geschlechtshormonen gegeben werden, steigt das Risiko für hormonabhängige Krebserkrankungen leicht, für andere Krebserkrankungen jedoch nicht – oder wird sogar positiv beeinflusst.

Führt eine hormonelle Verhütung zu einem erhöhten Krebsrisiko?

Seit fast 20 Jahren gibt es Studien, die ein erhöhtes Risiko für bestimmte Krebserkrankungen, vor allem für Brustkrebs, durch hormonelle Schwangerschaftsverhütung zeigen. Für andere Krebserkrankungen existieren Hinweise für eine Risikosenkung, z.B. für Darmkrebs oder bösartige Veränderungen der Gebärmutterschleimhaut.

Heute lässt sich das Risiko von Brustkrebs durch die Anwendung von Östrogenen und Gestagenen, den synthetischen Gelbkörperhormonen, insgesamt als leicht erhöht einstufen (Leitlinie zur hormonellen Kontrazeption). Auch das Risiko für eine Krebserkrankung des Gebärmutterhalses ist bei der Einnahme von hormonellen Verhütungsmitteln etwas erhöht. Das könnte jedoch an der sexuellen Aktivität selbst und der möglicherweise frühzeitigeren Aufnahme von Geschlechtsverkehr im Vergleich zu Frauen, die keine Verhütungsmittel benutzen, liegen.

Führt eine hormonelle Verhütung bei Frauen mit familiärer Risikoerhöhung für Brust- und Eierstockkrebs zu einem erhöhten Risiko?

Aktuelle Studien zeigen ein leicht erhöhtes Risiko für Brustkrebs bei Verhütung mit Östrogenen und Gestagenen (Leitlinie zur hormonellen Kontrazeption). Darüber sollten Anlageträgerinnen vor Anwendung der hormonellen Verhütungsmethoden aufgeklärt werden. Nach Krebserkrankungen der Brust sollten wegen des Risikos eines Rezidivs der Erkrankung keine hormonellen Kontrazeptiva angewandt werden.

Das Risiko für ein Ovarialkarzinom steigt durch hormonelle Kontrazeption mit der Pille nicht, es scheint sogar zu sinken. Eine sehr große Analyse von 45 Studien zeigte dies 2008.

Welche Formen der Verhütung können Frauen nach Krebserkrankung anwenden?

Nach Krebserkrankungen, bei denen keine Hormonabhängigkeit nachgewiesen wurde, können alle Formen der Verhütung - hormonell oder nicht-hormonell – angeboten und gemäß individuellen Risikofaktoren ausgewählt werden. Bei einigen Frauen mit Krebserkrankungen in der medizinischen Vorgeschichte besteht ein erhöhtes Risiko für Thrombosen. Bei diesen Frauen sind hormonelle Verhütungsmethoden mit Östrogenen nicht zu empfehlen. Falls Einschränkungen der Leberfunktion bestehen, ist man ebenfalls sehr vorsichtig mit hormonellen Verhütungsmethoden. Bei hormonabhängigen Krebserkrankungen, vor allem bei Brustkrebs, empfehlen wir keine hormonellen Verhütungsmethoden. Die sicherste hormonfreie Verhütungsmethode ist die Kupferspirale. Ganz individuell muss für jede Frau die richtige Methode zur Verhinderung einer Schwangerschaft gefunden werden. Während der Behandlung einer Krebserkrankung mit eingeschränkter Immunabwehr z.B. bei Chemotherapie oder im Rahmen von Transplantationen, sollen Frauen, die sexuell aktiv sind, auch zusätzlich zur sicheren Verhütung einer Schwangerschaft noch Kondome zum Schutz vor Infektionen nutzen.

Wenn Sie zu Verhütungsmethoden beraten werden wollen, können Sie gerne in unserer Hormonsprechstunde einen Termin vereinbaren.

Müssen Beschwerden in den Wechseljahren behandelt werden?

Mit ca. 50 Jahren lässt die Funktion der Eierstöcke nach. Aufgrund der geringeren Hormonbildung der Geschlechtshormone kann es zu Phasen mit plötzlichen Hitzewallungen und Schwitzen, Veränderungen der Stimmung und der Lust auf Sexualität und/oder Schlafstörungen kommen. Der Stoffwechsel der Frau verändert sich leicht, das Gewicht kann um einige Kilogramm zunehmen und die Periodenblutung hört auf. Alles Veränderungen, die zwar belastend sein können – aber zu dem natürlichen Lebensprozess dazu gehören. Ein Großteil der Frauen hat keine oder nur geringe Beschwerden, einige jedoch stärkere.

Mögliche negative Auswirkungen auf die langfristige Gesundheit der Frau durch eine verringerte Bildung der Geschlechtshormone werden bei normalem Eintritt der Wechseljahre mit 50 +/- 10 Jahren nicht erwartet. Eine Behandlung ist nach dem heutigen Stand der Wissenschaft an sich nur bei stärkeren Beschwerden, die den Lebensalltag beeinträchtigen, nötig oder wenn die Wechseljahre zu früh, vor dem 40. Lebensjahr, einsetzen. Wenn die Funktion der Eierstöcke mit Bildung der Geschlechtshormone zu früh aufhört, dann ist zur langfristigen Verbesserung vor allem der Knochengesundheit eine regelmäßige Gabe von Östrogenen und Gelbkörperhormonen zu empfehlen. Bei Gabe von Geschlechtshormonen mit Östrogenen muss immer über ein erhöhtes Thromboserisiko aufgeklärt werden.

Wenn Sie zu Beschwerden in den Wechseljahren beraten werden wollen, können Sie gerne in unserer Hormonsprechstunde einen Termin vereinbaren.

Welche anderen Therapien können helfen, mit den Wechseljahren besser zurechtzukommen?

Neben der Hormontherapie können viele Ansätze zur Verbesserung eines gesunden Lebensstils die Symptome wie Schlafstörungen, Hitzewallungen und Veränderung der Stimmung und Sexualität lindern. Sportliche Aktivität, z.B. Joggen oder Walken, aber auch Yoga können das positive Gefühl für den eigenen Körper stärken sowie Hitzewallungen reduzieren. Gute Ernährung und eine liebevolle Auswahl der Nahrungsmittel – auch mit Berücksichtigung von Nahrungsmitteln, die eher eine Wirkung wie die weiblichen Geschlechtshormone haben, wie z.B. Soja – können ebenfalls helfen. Schon seit Jahrhunderten werden naturheilkundliche Mittel wie Rotklee, Salbei, Frauenmantel und Johanneskraut zur Linderung der Wechseljahresbeschwerden genutzt.

Bei Scheidentrockenheit empfehlen wir lokale Pflegeprodukte, z.B. auch mit Hyaluronsäure. Sehr detailliert geht die Broschüre des Netzwerkes für BRCA auf diese Fragen ein.

Wechseljahre nach Krebs: Was ist anders?

Nach gynäkologischen Krebserkrankungen können direkte Veränderungen mit Operationen an den Eierstöcken oder der Gebärmutter zu einem früheren Eintritt in die Wechseljahre führen. Aber auch nach Chemotherapie oder Bestrahlung des kleinen Beckens können vorzeitig die Wechseljahre eintreten. Bei hormonabhängigen Krebserkrankungen führen auch die Hormontherapien mit Unterdrückung des Menstruationszyklus zu ähnlichen Beschwerden wie in den Wechseljahren, die jedoch mit Absetzen der Medikamente wieder aufhören können. Maßnahmen zum Erhalt der Fruchtbarkeit werden heute häufig bei jungen Frauen mit Krebserkrankungen vor Beginn der Therapie bereits besprochen (Mehr Informationen hier).

Normalerweise dauern die Wechseljahre eine lange Zeitspanne. Bei Frauen mit Krebserkrankungen treten die Wechseljahre manchmal innerhalb von wenigen Monaten, bei Operation sogar innerhalb von wenigen Tagen ein. Der Übergang aus der Lebensphase mit regelmäßigen Periodenblutungen, regelmäßiger Bildung von Östrogenen und Gelbkörperhormonen und der Chance schwanger zu werden, vollzieht sich dabei viel schneller als bei Frauen mit natürlichem Eintritt der Wechseljahre. Wie im Schnelldurchlauf müssen die Anpassungsvorgänge erfolgen. Dies ist eine besondere Herausforderung für jüngere Frauen. Eine psychologische Begleitung und wenn nötig - und je nach Erkrankung möglich - auch eine Hormontherapie, können den Prozess der Anpassung an die neue hormonelle Situation erleichtern. Die Entscheidung zur Hormontherapie muss individuell und nach Risikoaufklärung getroffen werden. Bei hormonabhängigen Erkrankungen, wie Brustkrebs mit Nachweis von Hormonrezeptoren auf den Tumorzellen, wird keine Hormontherapie in den Wechseljahren empfohlen. Tatsächlich erfolgt zur Behandlung und Verringerung des Rezidivrisikos die antihormonelle Therapie oft sogar über viele Jahre.

Wie können Frauen mit den Hormonveränderungen nach vorbeugender, risikosenkender Eierstockentfernung bei familiärem Tumorrisiko umgehen?

Wenn sich Frauen bei einem familiären Tumorrisiko für die vorbeugende Entfernung der Eierstöcke im jüngeren Lebensalter vor Eintritt der Wechseljahre entscheiden, treten direkt nach der Operation durch den plötzlich auftretenden Hormonmangel typische Beschwerden auf. Vor der Operation ist es wichtig, sich auf diese Situation einzustellen. Je nach Lebenssituation und Risiken kann kurzfristig oder längerfristig eine Hormontherapie erfolgen. Maximal wird die Therapie bis zum natürlichen Eintritt der Wechseljahre mit etwa 50 Jahren durchgeführt. Der Ersatz der weiblichen Geschlechtshormone ist möglichst niedrig dosiert und als Pflaster oder Cremes sinnvoll. Untersuchungen haben gezeigt, dass der risikominimierende Effekt nicht durch den Hormonersatz aufgehoben wird. Aber auch naturheilkundliche Maßnahmen sind hilfreich zur Verbesserung der Wechseljahresbeschwerden – oder Ernährungsumstellungen, Sportprogramm oder physikalische Therapien wie wechselwarme Duschen.

Führt eine Hormonbehandlung in den Wechseljahren zu einem erhöhten Krebsrisiko?

Bei Frauen, die Beschwerden wie Schlafstörungen, Hitzewallungen, Veränderungen der Stimmung oder Leistungsfähigkeit während der Wechseljahre spüren, kann eine Hormonbehandlung mit den weiblichen Geschlechtshormonen begonnen werden. Die typischen Beschwerden in den Wechseljahren, die in einem Zeitfenster von etwa 3-5 Jahren um die letzte Periodenblutung im Leben einer Frau auftreten, lassen sich meist mit Hormontherapie lindern. Trotzdem weiß man, dass die Beschwerden nur zum Teil durch Hormonmangel bedingt sind.

Wenn eine Hormonbehandlung in den Wechseljahren begonnen wird, erhöht sich das Risiko für das Auftreten einer Krebserkrankung der Brust oder der Eierstöcke leicht (Leitlinie Hormonersatztherapie). Das Risiko ist abhängig von der Zusammensetzung, der Dosis der Medikamente und der Behandlungsdauer sowie dem Alter bei Beginn der Therapie. Frauen nach Brustkrebs sollen keine Hormontherapie in den Wechseljahren erhalten. Alternativ können die typischen Symptome mit Hilfe von guter Ernährung, sportlicher Betätigung, pflanzlichen oder naturheilkundlichen Therapien wie Rotklee oder Ähnlichem und Verhaltenstherapien gelindert werden. Bei Zustand nach Ovarialkarzinom kann nach Aufklärung eine Hormontherapie erfolgen, wobei die Auswirkungen der Hormontherapie nicht ausreichend untersucht sind (Leitlinie Hormonersatz).

Eine kombinierte Hormontherapie mit Östrogenen und Gelbkörperhormonen mit einer Dauer unter 5 Jahren erhöht das Risiko für eine Krebserkrankung der Gebärmutterschleimhaut nicht (Leitlinie Hormonersatztherapie). Eine alleinige Hormontherapie mit Östrogen darf nur bei Frauen nach Gebärmutterentfernung erfolgen.

Hormontherapie in den Wechseljahren kann als Tablette, Creme oder Pflaster genutzt werden. Auch die lokale Anwendung von Östrogenen in der Scheide verbessert Beschwerden wie Trockenheit und Reizungen in der Scheide. Obwohl das Risiko für Krebserkrankungen nach lokaler Therapie in der Scheide nicht klar bekannt – aber vermutlich nicht erhöht ist, soll auch eine lokale Behandlung mit Östrogenen bei Frauen nach Brustkrebs nicht durchgeführt werden (Leitlinie Hormontherapie).

Weitere Informationen: