Schwangerschaftsdiabetes
Gestationsdiabetes (Schwangerschaftsdiabetes) ist eine Störung des Blutzuckerstoffwechsels, die in der Schwangerschaft auftritt.
Ein normaler Blutzuckerspiegel in der Schwangerschaft ist für die Gesundheit von Mutter und Kind sehr wichtig. Wir sind am Universitäts-Kinder-Frauenzentrum Dresden bestens darauf vorbereitet, uns um Sie und Ihr (ungeborenes) Kind bei einer solchen Erkrankung umfassend zu kümmern.
Risiken eines Gestationsdiabetes
Das gesteigerte Zuckerangebot über die Nabelschnur führt zu einem übermäßig gesteigerten Wachstum des Kindes. Insbesondere der große Bauchumfang des Babys kann dann unter der Geburt zu schwerwiegenden Komplikationen führen. Die Kinder diabetischer Mütter leiden häufiger unter Anpassungsstörungen und ggf. lebensbedrohlichen Unterzuckerungen direkt nach der Geburt. Auch das Risiko für eine Neugeborenen-Gelbsucht ist erhöht. Langfristig bleibt das Risiko des Kindes für Übergewicht und Diabetes im späteren Leben erhöht.
Für die Mutter erhöht sich durch einen Gestationsdiabetes das Risiko einer Präeklampsie in der Schwangerschaft und einer Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ 2.
Wie wird ein Gestationsdiabetes festgestellt?
Bereits bei Schwangerschaftsfeststellung trifft Ihr Frauenarzt/Ihre Frauenärztin eine Risikoeinschätzung. Beispielsweise kann ein Gestationsdiabetes in einer vorherigen Schwangerschaft, eine familiäre Neigung zu Diabetes, das mütterliche Alter, Übergewicht oder vorbestehender Bluthochdruck dazu führen, dass Ihnen bereits in der Frühschwangerschaft eine Blutzuckerdiagnostik empfohlen wird.
Bei allen übrigen Schwangeren wird mit 24+0 bis 27+0 Schwangerschaftswochen ein Zuckerbelastungstest empfohlen. In der deutschen Mutterschaftsvorsorge geschieht dies i.d.R. zunächst über einen 50g-„Suchtest“ (häufig „kleiner Zuckertest“ genannt). Bei einem auffälligen Ergebnis folgt der „große“ Zuckertest (75g-oGTT, oraler Glucosetoleranztest). Bei Risikoschwangeren sollte auf einen vorherigen Suchtest verzichtet werden, da der „große“ Zuckertest eine höhere Sicherheit bietet. Auch bei zuvor unauffälligem „kleinen“ Test kann Ihnen bei Auffälligkeiten des kindlichen Wachstums oder der Fruchtwassermenge zu einem späteren Zeitpunkt nochmals zu einem „großen“ Zuckertest geraten werden.
Wie geht es dann weiter?
Wenn Ihr Frauenarzt/Ihre Frauenärztin einen Gestationsdiabetes bei Ihnen feststellt, wird er/sie Sie zunächst an einen Diabetologen/Diabetologin (Diabetesarzt/-ärztin) mit Erfahrung in der Betreuung von Schwangeren überweisen. Hier erhalten Sie eine Schulung zum Thema Ernährung, Lebensstilveränderung und Blutzuckerselbstmessung. Die gute Nachricht ist, dass bei zwei von drei betroffenen Schwangeren bereits eine ausgewogene Ernährung mit Vermeidung ungünstiger Kohlenhydrate und regelmäßige Bewegung (z.B. zügiges Laufen, Schwimmen, Fahrradfahren) zu einer ausreichenden Normalisierung der Blutzuckerwerte genügt. Führt dies nicht zum gewünschten Erfolg, muss Insulin zur Normalisierung des Blutzuckerhaushalts zusätzlich eingesetzt werden. Die Anleitung zum Spritzen und Festlegung der Dosis erfolgt durch Ihren Diabetologen/Ihre Diabetologin.
Wie erfolgt die Überwachung meines Kindes?
Sowohl bei diätetisch eingestelltem als auch beim insulinpflichtigen Gestationsdiabetes werden regelmäßig Wachstumskontrollen mittels Ultraschalluntersuchung durchgeführt. Diese erfolgen in Zusammenarbeit zwischen Ihrem Frauenarzt/Ihrer Frauenärztin und uns – in schwierigen Fällen auch unter Einbezug der Diabetolog*innen der Uniklinik.
Bitte denken Sie dabei stets daran, auch in unserer Sprechstunde zu jedem Termin Ihr Blutzuckerprotokoll mitzubringen!
Zusätzlich wird Ihr Frauenarzt/Ihre Frauenärztin regelmäßige CTG-Kontrollen durchführen (beim diätetisch geführten Gestationsdiabetes ab 36 SSW, beim insulinpflichtigen Gestationsdiabetes bereits ab 32 SSW).
Vorgeburtliche Kolostrumgewinnung
Wenn bei Ihnen während der Schwangerschaft ein Diabetes festgestellt wurde bzw. schon vor Beginn der Schwangerschaft bestand, möchten wir Sie besonders dazu ermutigen, Ihr Kind möglichst lange zu stillen. Denn gerade für Sie als Schangere und Ihr Kind bestehen durch das Stillen gesundheitliche Vorteile. So können Frauen, die von Gestationsdiabetes betroffen sind, durch eine lange Stillzeit den Beginn eines Altersdiabetes hinauszögern. Und zwar, je länger Sie stillen, umso weiter! Für gestillte Kinder von Diabetikerinnen gilt außerdem: Sie erkranken nicht nur seltener an einem sogenannten Altersdiabetes, sondern auch an Typ-I-Diabetes. Darüber hinaus sinkt bei gestillten Kindern das Risiko, im späteren Leben übergewichtig zu werden.
Dennoch kann die Zuckerkrankheit auch eine Herausforderung für eine gelingende Stillbeziehung darstellen. Damit Sie diese als betroffene Schwangere und werdende Mutter gut vorbereitet meistern können und von allen Vorteilen des Stillens profitieren können, möchten wir Sie gern einweisen, wie Sie bereits am Ende der Schwangerschaft Milch für Ihr Kind gewinnen können. Dieses sogenannte Kolostrum kann Ihr Kind in den ersten Lebenstagen vor Unterzuckerung schützen. Gern geben wir Ihnen darüber hinaus Tips und Informationen für einen guten Stillstart im Rahmen einer individuellen Beratung zum Stillen für schwangere Diabetikerinnen einschließlich Anleitung zur vorgeburtlichen Kolostrumgewinnung. Anmeldung im Rahmen unserer Intensivschwangerenberatung oder direkt unter:
Wie und wo empfiehlt sich die Entbindung?
Je nach Ihren Blutzuckerwerten und dem Wachstum Ihres Kindes werden wir gemeinsam mit Ihnen in einer Geburtsplanung die Details zur Entbindung besprechen. Hierbei gilt es, gewisse Empfehlungen zu beachten: Bei Schwangeren mit diätetisch eingestelltem Gestationsdiabetes sollte die Entbindung mindestens in einer Klinik mit perinatalem Schwerpunkt erfolgen, bei insulinpflichtigem Gestationsdiabetes in einem Perinatalzentrum Level 1 oder 2. Je nach individuellem Verlauf wird eine Geburtseinleitung am errechneten Geburtstermin oder auch bereits früher mit Ihnen besprochen – umso mehr freuen wir uns natürlich, falls Ihr Kind sich kurz vor dem Einleitungstermin selbst auf den Weg machen sollte. Ein primärer Kaiserschnitt kann glücklicherweise in der Regel vermieden werden.
Möglicherweise wird Ihrem Kind direkt nach der Geburt eine zuckerhaltige Lösung zur Frühfütterung angeboten, um eine gefährliche Unterzuckerung zu vermeiden.
Und nach der Geburt?
Die Insulintherapie endet beim Schwangeschaftsdiabetes mit dem Geburtsbeginn. Ihre Blutzuckerwerte werden wir auf unserer Wochenstation noch etwas im Auge behalten.
Sehr wichtig ist die Wiederholung eines „großen“ Zuckertests (75g-oGTT) 6-12 Wochen nach der Geburt bei Ihrem Diabetologen/Ihrer Diabetologin sowie die zukünftige regelmäßige Diagnostik (nach individuellem Risiko alle 1-3 Jahre, i.d.R. auch bei Ihrem Hausarzt möglich).
Die langfristige Umstellung Ihrer Ernährung und Ihrer Lebensgewohnheiten (vor allem ausreichende Bewegung) senkt Ihr individuelles Risiko für die Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ 2.
Und bei der nächsten Schwangerschaft?
Es besteht ein Wiederholungsrisiko von ca. 40 % für die Folgeschwangerschaft. Wir raten Ihnen in jedem Fall zu einer frühzeitigen Diabetesdiagnostik bereits im ersten Trimenon zusätzlich zur erneuten Diagnostik mit 24+0-27+0 Schwangerschaftswochen (s.o.).
Wo kann ich mich weiter informieren?
Sehr gute und verständliche Informationen zum Thema, auch zur praktischen Durchführung der Zuckertests und der geltenden Grenzwerte finden Sie in der Patientinnenfassung der Leitlinie unserer Fachgesellschaft.1
Allgemeine Empfehlungen zum Thema Ernährung und Bewegung in der Schwangerschaft bietet das
Netzwerk Gesund ins Leben. 2