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Familiärer Brust- und Eierstockkrebs

Erkrankung

OMIM-PORPHAGenOMIM-GVererbungPrävalenzManifestation

 

Familiärer Brust- und Eierstockkrebs

 

604370

 

145, 227535

BRCA1113705autosomal dominant, multifaktorial1-5/10000alle Altersstufen
612555BRCA2600185autosomal dominant

Zentrum für familiären Brust- und Eierstockkrebs am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus

Im Rahmen des Zentrums für Familiären Brust- und Eierstockkrebs bieten wir in Kooperation mit der Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe eine spezielle Sprechstunde bei Verdacht auf erbliche Formen von Brust- und Eierstockkrebs an. Als Mitglied des Deutschen Konsortiums „Familiärer Brust- und Eierstockkrebs“ haben wir die Möglichkeit, Patientinnen mit einem hohen Erkrankungsrisiko in ein intensiviertes Früherkennungsprogramm aufzunehmen.

HINTERGRUNDINFORMATIONEN ZU FAMILIÄREM BRUST- UND EIERSTOCKKREBS

Brustkrebs ist die häufigste bösartige Tumorerkrankung bei Frauen, denn etwa jede 8.-10. Frau erkrankt im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs. Es werden erbliche (familiäre) und sporadische (ohne familiäre Veranlagung) Brust-/Eierstockkrebs-Erkrankungen unterschieden, wobei die erbliche Veranlagung (Prädisposition) nur für einen kleinen Teil aller Brustkrebsfälle (etwa 5-10 %) verantwortlich ist.

Anhand des klinischen Befundes der Patienten kann nicht zwischen erblicher und nicht-erblicher Form unterschieden werden. Ein frühes Erkrankungsalter und doppelseitiges Auftreten sind allerdings beim erblichen Brustkrebs häufiger. Der stärkste Hinweis auf die erbliche Form ist das Auftreten des Brustkrebses in aufeinander folgenden Generationen. Zusätzlich können auch andere bösartige Tumore (z. B. Darmkrebs oder Prostatakrebs) vorkommen. Jedoch sind mehrere Erkrankte in einer Familie noch kein Beweis für das Vorliegen der erblichen Form, denn durch die relativ große Häufigkeit von Brust- und Eierstockkrebs in der allgemeinen Bevölkerung können mehrere Erkrankungen in einer Familie auch zufällig auftreten.

Bisher sind mehrere Gene bekannt, die im veränderten (mutierten) Zustand ursächlich mit dem familiären Brustkrebs in Verbindung stehen. Die beiden bedeutendsten Gene sind BRCA1 und BRCA2. Pathogene Mutationen in einem dieser Gene sind für ca. 30% der familiären Brust- und Eierstockkrebs Fälle verantwortlich. Wir untersuchen aktuell 94 Gene mit der modernen NGS-Panel-Diagnostik und parallel mit Molekularer Karyotypisierung. Davon werden diagnostisch neben BRCA1 und BRCA2 die folgenden Gene - RAD51C, RAD51D, TP53, CDH1, NBN, CHEK2, PALB2, ATM – auf Mutationen analysiert. Die Auswertung der übrigen 84 Gene erfolgt im Rahmen spezieller Fragestellungen.

Familiärer Brustkrebs wird autosomal-dominant vererbt. Nach den Gesetzen der formalen Genetik sind alle Verwandten 1. Grades (Kinder, aber auch Eltern und Geschwister) einer Person mit einer krankheitsverursachenden Mutation mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 % ebenfalls Träger dieser Genveränderung.

Wird in der Genanalyse der Nachweis einer Mutation erbracht, ist die Diagnose des familiären Brustkrebses eindeutig zu stellen. Für Erkrankte selbst bedeutet das ein erhöhtes Risiko auch an der anderen Brust an Brustkrebs zu erkranken. Dabei spielen das betroffenen Gen und das Ersterkrankungsalter eine wesentliche Rolle. Es besteht auch ein erhöhtes Risiko an anderen Tumoren (z. B. Eierstockkrebs) zu erkranken. Bei Nachweis einer Mutation können auch Familienangehörige (über 18 Jahre) auf das Vorliegen der Mutation getestet werden, noch bevor erste klinische Symptome beobachtet werden (präsymptomatische bzw. prädiktive Diagnostik).

INTENSIVIERTES FRÜHERKENNUNGS- UND NACHSORGEPROGRAMM

Mutationen in BRCA1, BRCA2, TP 53, PALB2 (Hochrisiko)

  • jährlich MRT ab dem 25. Lj. bis max. 69 Lj. (je nach Beschaffenheit des Brustdrüsengewebes)
  • halbjährlich Sonographie bis 69 Lj.
  • ab 40. Lj. ergänzende Mammographie alle 2 Jahre

Mutationen in ATM, CDH1, CHEK2, NBN, PTEN, RAD51C/D (Moderates Risiko)

  • jährlich MRT ab dem 30. LJ bis max. 69 Lj. (je nach Beschaffenheit des Brustdrüsengewebes)
  • jährlich Sonographie bis 69 Lj.
  • ab 40.Lj. ergänzende Mammographie alle 2 Jahre

Bei Familien ohne Mutationsnachweis erfolgt eine computergestützte Risikoberechnung. Bei erhöhtem Erkrankungsrisiko erfolgt eine Aufnahme in das intensivierte Früherkennungsprogramm vom 30. bis zum 50. Lj.

ABLAUF DER BERATUNG

Die Sprechstunde besteht aus zwei zusammenhängenden Terminen. Zunächst erfolgt im Institut für Klinische Genetik eine humangenetische Beratung und ggf. Initiierung einer genetischen Diagnostik. Im Anschluss kann im Rahmen einer gynäkologischen Beratung in der Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe eine Aufnahme in das intensivierte Früherkennungsprogramm erfolgen.

Folgende Kriterien müssen für die Durchführung einer genetischen Testung bei einer erkrankten Person erfüllt sein

  • Mindestens 3 Frauen aus der gleichen Linie einer Familie erkrankt an Brustkrebs, unabhängig vom Alter
  • Mindestens 2 Frauen, davon eine jünger als 50 Jahre, aus der gleichen Linie einer Familie erkrankten an Brustkrebs
  • Mindestens 2 Frauen aus der gleichen Linie einer Familie erkrankten an Eierstockkrebs
  • Mindestens 1 Frau erkrankte an Brustkrebs und 1 weitere Frau an Eierstockkrebs oder 1 Frau erkrankte an Brust- und Eierstockkrebs
  • Mindestens 1 Frau unter 36 Jahren erkrankte an Brustkrebs
  • Mindestens eine Frau unter 51 Jahren erkrankte an bilateralem Brustkrebs
  • Mindestens 1 Mann erkrankte an Brustkrebs und eine Frau an Brust- oder Eierstockkrebs

Eine genetische Testung von gesunden Ratsuchenden ist im Rahmen der Konsortium nur dann möglich, wenn alle Erkrankten in der Familie bereits verstorben sind und wenn die rechnerische Analyse der Stammbaumsituation eine Risikosituation aufzeigt (Anlageträgerrisiko über 20%, Lebenszeitrisiko über 30%) oder wenn es sich bei einer bekannten Genveränderung in der Familie um eine vorhersagende Testung handelt.

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