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Abgeschlossene Projekte

Baden von Frühgeborenen - Sind frühgeborene Kinder belastet?

Die individualisierte, entwicklungsorientierte Pflege ist neben der medizinischen Versorgung für die Entwicklung frühgeborener Kinder von entscheidender Bedeutung. Aus diesem Grund sollen die Eltern möglichst frühzeitig zur selbstständigen Pflege- und Versorgung ihres Kindes befähigt werden. Sie können die praktischen Fertigkeiten im Rahmen einer standardisierten Anleitung erwerben, die durch das zuständige Pflegepersonal verantwortet wird. Im

Mittelpunkt steht die Unterstützung und Förderung der Eltern-Kind-Interaktion. Eine dieser angeleiteten Versorgungen des Kindes – Baden durch seine Eltern – dauert durchschnittlich 60 Minuten und damit wesentlich länger als die Versorgung des Kindes durch eine Pflegekraft. Im Rahmen der Studie wurde untersucht, ob frühgeborene Kinder hierbei Veränderungen in der Sauerstoffsättigung oder Herzfrequenz als Folge des angeleiteten Badens durch die Eltern zeigen.

Die Ergebnisse konnten zeigen, dass sich die Eltern-Kind-Bindung unterstützende und entwicklungsfördernde Versorgung nicht als Belastung für die Frühgeborenen darstellt. Eltern können und sollten daher im Rahmen des stationären Aufenthalts, unter deutlich definierten und standardisierten Bedingungen, die Grundversorgung ihrer Kinder eigenständig durchführen.

Bergander et al. JuKiP 2019;8(2):52-56.

FRÜHchEn-SIGNALE - Training zur Förderung elterlicher Feinfühligkeit gegenüber Entwicklungssignalen Frühgeborener

Gegenstand des Projekts war ein videogestütztes Feinfühligkeitstraining für Eltern frühgeborener Kinder zum Zeitpunkt der intensivmedizinischen Behandlung. Entwickelt wurden ein auf Modellvideos basierendes Trainingsmanual und ein computergestütztes Testverfahren zur Erfassung der elterlichen Feinfühligkeit gegenüber ausgewählten Entwicklungssignalen des Kindes. Auswertungen einer durch die Roland-Ernst-Stiftung geförderten Pilotstudie lieferten erste Hinweise auf Effekte des Trainings bezüglich einzelner Merkmale feinfühligen Verhalten. Es gelang damit ein mehrere Sitzungen umfassendes Training für die Eltern im stationären Rahmen der Intensivmedizin zu integrieren. Basierend auf den bisherigen Erkenntnissen der Studie finden Anpassungen des Trainingsmanuals und eine weiterführende Evaluation der einzelnen Trainingsbestandteile statt.

Die Ergebnisse zeigen eine hohe Akzeptanz des Trainings im stationären Alltag; gleichzeitig gibt es erste Hinweise auf den Anstieg der elterlichen Kompetenz- und Kontrollüberzeugungen nach Trainingsteilnahme. In einem nächsten Schritt soll die Übertragung auf ein interaktives Format angestrebt werden.

Das Projekt wurde durch die Roland-Ernst-Stiftung für Gesundheitswesen gefördert.

Bonitz et al. Monatsschr Kinderheilkd 2014;162(S1):86.

Elterliches Erleben und Empfinden nach Entlassung des frühgeborenen Kindes

Das Projekt beschäftigte sich mit der Erfassung der elterlichen Adaptation nach den ersten Wochen mit dem zu früh geborenen Kind in der eigenen häuslichen Umgebung. Im Vordergrund standen dabei das elterliche Stresserleben, verschiedene Faktoren der sozialen Unterstützung und die Regulationsanforderungen des ehemals Frühgeborenen. Zu diesem Zweck wurde ein online-Fragebogen entwickelt, der eine ortsunabhängige Befragung der Eltern zu einem definierten Zeitpunkt ermöglichte. In einer ersten Studie wurden Mütter, deren Kinder als Frühgeborene am Universitätsklinikum Dresden aufgenommen waren, vier Wochen nach Entlassung des Kindes befragt. Die Ergebnisse weisen auf die besondere Rolle der durch die Mütter angenommenen kindlichen Anforderungen für das Belastungserleben hin. In weiteren Untersuchungen soll die Anwendung des online-Formats auf weitere Zeitpunkte, Themenschwerpunkte und Zielgruppen ausgeweitet werden.

Hennig et al. Monatsschr Kinderheilkd 2014;162(S1):85.
Hinner et al. Poster, presented at the 12th International Infant Cry Workshop, 07.-09.07.2014, Warwick, UK.

Beeinflussung der Eltern/Mutter-Kind-Interaktion durch den elterlichen Kompetenzerwerb in der Pflege und Versorgung des frühgeborenen Kindes

Neben der intensivmedizinischen Versorgung Frühgeborener ist eine individualisierte Pflege durch die Eltern für die Kindesentwicklung sehr wichtig. Theoretische Kenntnisse und praktische Fertigkeiten der Eltern hinsichtlich des kindlichen Verhaltens, der Feinzeichen und des feinfühligen Reagierens erlangen eine besondere Bedeutung.

Im Rahmen eines Forschungsprojektes in Kooperation mit dem Vivantes Klinikum Berlin-Neukölln wurde der Frage nachgegangen, ob die Qualität der Eltern/Mutter-Kind Interaktion abhängig von den Rahmenbedingungen der Elternanleitung ist. Ergebnis ist, dass bei formal und inhaltlich an die kindlichen und elterlichen Bedürfnisse angepasster Wissensvermittlung und praktischer Anleitung der Eltern in der Pflege und Versorgung ihres frühgeborenen Kindes sowohl Bindungsentwicklung als auch Versorgungskompetenz optimal unterstützt werden können.

Steinhardt et al. Early Human Development 2015;91:205-10.

Pflege- und Versorgungskompetenz von Eltern frühgeborener Kinder

Neben der medizinischen Versorgung ist eine individualisierte, beziehungsorientierte Pflege für die Entwicklung frühgeborener Kinder bedeutsam. Eltern sollen frühzeitig zur selbstständigen Pflege- und Versorgung ihres Kindes befähigt werden. Im stationären Bereich erhalten sie durch das Pflegepersonal eine entsprechende Anleitung. Die Beurteilung der erlangten Pflege- und Versorgungskompetenz der Eltern erfolgt dabei häufig nach subjektiven Maßstäben. Um Pflege- und Versorgungskompetenzen von Eltern frühgeborener Kinder nach objektiven Kriterien beurteilen sowie die Befriedigung von Anleitungsbedarfen besser planen zu können, wurde in Zusammenarbeit mit den Pflegekräften der Intensiv- sowie der Nachsorgestation ein Beurteilungsbogen entwickelt.

Die Ergebnisse zeigen, dass Pflege- und Versorgungskompetenzen von Eltern frühgeborener Kinder operationalisiert und nach objektiven Kriterien beurteilt werden können. In der täglichen Versorgungsroutine unterstützen eine solche Beurteilung und ihre Dokumentation den fachlichen Austausch innerhalb der Pflege. Anleitungen lassen sich besser planen; zur Entlassung des Kindes kann der ggf. vorhandene Unterstützungsbedarf für zu Hause genau beschrieben werden.

Sommerfeld et al. Monatsschr Kinderheilkd 2014;162(S1):12-13.
 

Begleitung verwaister Eltern

Durch den Verlust ihres Kindes erleben Eltern einen schweren Schmerz, der ihr ganzes Leben verändert. Um das Betreuungsangebot weiter zu verbessern und künftig Familien beim Verlust ihres Kindes angemessen begleiten zu können, wurden verwaiste Eltern befragt.

Betroffene Eltern bekamen die Möglichkeit mitzuteilen, was für sie auf unserer Intensivstation in der Situation des Versterbens ihres Kindes hilfreich war, wie sie die Betreuung, Informationen oder räumlichen Gegebenheiten erlebt haben oder was sie sich gewünscht hätten. In diesem Rahmen waren auch ihre Erfahrungen wichtig, wie sie in der nachfolgenden Zeit mit dem Erlebten und der Trauerbewältigung umgegangen sind.

Die Ergebnisse der Befragung gingen ein in die Gestaltung eines Flyers mit Informationen zu Ansprechpartnern und Unterstützungsmöglichkeiten zur Trauerbewältigung der Familie, die Begleitung der Eltern auf der Station sowie die Gestaltung von Gesprächsangeboten.

Zöllner et al. In Kißgen, Heinen (Hrsg.). Stuttgart: Klett-Cotta, 2014, 67-87.

Tagebuch für Eltern frühgeborener Kinder

Eine zu frühe Geburt oder die Geburt eines kranken Kindes führt bei vielen Eltern zu einer starken Belastung. Zur Unterstützung bei der Verarbeitung dieses Ereignisses erarbeitete unsere Arbeitsgruppe – bestehend aus Kinderkrankenschwestern der Kinderintensivstation, der Nachsorgestation für Früh- und Neugeborene sowie Mitarbeitern des FamilieNetzes – im Jahr 2012 ein Tagebuch für Eltern frühgeborener und kranker neugeborener Kinder. Auf diese Weise können Eltern Gedanken, Gefühle, besondere Momente sowie Entwicklungsschritte ihres Kindes festhalten. Das Tagebuch wird in einem Ordner („Wenn das Leben früh beginnt…“) angeboten, der von den Eltern nach und nach mit Informationen (z. B. Ansprechpartner, Flyer, Elternkursangebote) aufgefüllt werden kann.

Die Einführungsphase begann Ende 2012 auf der Kinderintensivstation. Bisherige Rückmeldungen lassen auf die Akzeptanz der Eltern schließen; 2013 wurden Ergebnisse einer wissenschaftlichen Untersuchung der Wirkungsmöglichkeiten des Tagebuches veröffentlicht.

Hócza et al. Monatsschr Kinderheilkd 2014;162(S1):86-87.

EcoCare-Pin – Studie zu Lebensqualität und Entwicklung von Kindern in Sachsen

Ziel von EcoCare-PIn (Early comprehensive Care of Preterm Infants – effects on quality of life, childhood development, and healthcare utilization; weitere Informationen hier) ist die Beantwortung der Frage, welche kurz- und langfristigen Effekte eine zu frühe Geburt und damit zusammenhängende Gesundheitsprobleme im Säuglingsalter auf die kindliche Entwicklung, die spätere kindliche und familiäre Lebensqualität sowie die Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen und damit verbundene Kosten haben. Hierfür werden im Rahmen der Studie hinsichtlich der genannten Parameter die Daten von früh- und reifgeborenen Kindern verglichen. Zusätzlich soll die Wirksamkeit existierender psychologisch-sozialmedizinischer Betreuungsprogramme für frühgeborene Kinder und ihre Familien untersucht werden.

Die Studie wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert (Fördernummer BMBF 01GY1323) und vom Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung (ZEGV) und dem Fachbereich Neonatologie/Pädiatrische Intensivmedizin der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums mit Unterstützung der AOK PLUS und des Sächsischen Staatsministeriums für Soziales und Verbraucherschutz durchgeführt.

Schmitt et al. BMC Pediatrics (2016)16:104.
Druschke et al. Gesundheitswesen, Supplement (2020), 82.
Redemann et al. Gesundheitswesen (2021).
Rüdiger et al. BMC Pediatr, 2019;19(1):69.

Feto-Neonataler Pfad

Der Feto-Neonatale Pfad ist ein Projekt, das eine aufeinander abgestimmte, strukturierte Versorgung von Schwangeren umfasst, die ein anamnestisches Risiko für eine Fetale Wachstumsrestriktion (FWR) bzw. Präeklampsie aufweisen.

Eine Fetale Wachstumsrestriktion (FWR) führt zu einem langsamen Wachstum des Babys im Mutterleib und hat verschiedene Ursachen. Das beeinträchtigte Wachstum kann u. a. zu einer Frühgeburt und langfristigen Problemen führen. Darum ist eine Vermeidung dieser Wachstumsbeeinträchtigung wichtig. Eine Präeklampsie (Schwangerschaftsvergiftung) ist ein Krankheitsbild, das vorwiegend ab der 20. Schwangerschaftswoche auftritt und für Mutter und Kind lebensbedrohlich sein kann. Zum Schutz der Schwangeren und des Kindes ist eine engmaschige Überwachung dringend nötig, falls ein Risiko für eine Präeklampsie besteht. Ungefähr jede 100. Frau hat Hinweise für ein erhöhtes Risiko einer FWR oder Präeklampsie in der Krankenvorgeschichte. Bei 82 % dieser Frauen bestätigt sich dieses Risiko durch spezielle Blut- und Ultraschalluntersuchungen. Diese Frauen benötigen eine besondere Betreuung in der Schwangerschaft.

Der Feto-Neonatale Pfad ermöglicht sowohl die Blut- und Ultraschalluntersuchungen als auch die eventuell notwendige besondere Betreuung. Der Pfad wird durch den Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) finanziert und deutschlandweit erstmalig in Ostsachsen und -thüringen eingeführt. Durch eine frühzeitige Erkennung der FWR/Präeklampsie ab der 10. Schwangerschaftswoche und die anschließend enge Zusammenarbeit von Pränatalmedizinern, Neonatologen, Psychologen und Kinderärzten soll mithilfe eines abgestimmten Behandlungskonzepts eine bessere Versorgung der Frau und Ihres Kindes erreicht werden. Bewährt sich dieser Behandlungspfad in der Praxis, dann soll er deutschlandweit eingeführt werden. 

Erste Informationen zum Versorgungspfad finden Sie unter "Feto-Neonataler Pfad im Film erklärt" dargestellt; weitergehend können Sie sich auch auf den Internetseiten des Dresdner Universitätsklinikums zum Feto-Neonatalen Pfad und der Jenaer Universitäts-Geburtsmedizin informieren.

Das FamilieNetz ist für den Standort Ostsachsen in die psychologische Versorgung der Schwangeren mit einem Risiko für eine FWR bzw. Präeklampsie einbezogen; nähere Informationen hierzu finden Sie auf diesem Informationsblatt.

Birdir et al. Frauenarzt, 2021;62(1):22-25.
Mense et al. Z Geburtshilfe Neonatol, 2020;224(1):15-21.

Berührungsgeschwindigkeit der taktilen Interaktion bei Frühgeborenen

Im Rahmen der Studie soll untersucht werden, wie Eltern ihre frühgeborenen Kinder streicheln und wie diese darauf reagieren. Daraus können wichtige Schlussfolgerungen abgeleitet werden, wie eine Babymassage bei Frühgeborenen optimal durchgeführt werden kann.

Berührung ist ein wichtiger Bestandteil unserer sozialen Interaktion; sie wird nach neuesten Untersuchungen von spezialisierten Nervenfasern, den marklosen C-Nervenfasern weitergeleitet. Diese Fasern sind speziell auf die Übertragung angenehmer Streichelberührungen ausgerichtet. Aktuelle Studien zeigen, dass termingeborene Babys sich gut beruhigen lassen, wenn sie so gestreichelt werden, dass diese Fasern optimal stimuliert werden. Für frühgeborene Kinder ist eine solche „optimale Streichelgeschwindigkeit“ bislang nicht ermittelt worden. Es lässt sich jedoch leicht denken, dass auch diese Kinder und ihre Eltern von Kenntnis und Berücksichtigung einer solchen Streichelgeschwindigkeit profitieren würden. Im Rahmen der Pflegeanleitungen durch das FamilieNetz werden Eltern auch darin begleitet, eine Babymassage bei ihrem Kind als gemeinsame Berührungserfahrung durchzuführen; für die Anleitung ist es sehr wichtig, über weiteres Wissen betreffend eine optimale Streichelgeschwindigkeit verfügen zu können.

Die Leitung der Studie liegt in den Händen der Professur für Klinische Psychologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und wird durch die Klinik und Poliklinik für Psychotherapie und Psychosomatik in Zusammenarbeit mit der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Fachbereich Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin durchgeführt.

Püschel et al. Physiology & Behavior 2022(257);113991.