Was ist AD(H)S?
Für das Krankheitsbild AD(H)S gibt es eine ganze Reihe verschiedener Namen und Abkürzungen, die teilweise sehr verwirrend sein können. Dabei den Überblick zu behalten, ist nicht ganz einfach. In Deutschland gibt es den Begriff Aufmerksamkeitsdefizitstörung (ADS), Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) und Hyperkinetische Störung (HKS). In der Schweiz wird die Erkrankung Psychoorganisches Syndrom genannt und International Attention Deficit Disorder (ADD) bzw. Attention Deficit/Hyperactivity Disorder (ADHD).
Ursachen
Welche Ursache die AD(H)S/ADS hat, ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Man geht davon aus, dass es eine vererbbare Anfälligkeit für die Entwicklung dieser Erkrankung gibt, die zu einer Störung der Botenstoffe im Gehirn führt. Weiterhin gibt es auch Theorien zu leichten Veränderungen im Gehirn, oder es wird der Zusammenhang zu Geburtskomplikationen diskutiert. Bestimmte Umgebungsbedingungen des Kindes sind allerdings entscheidend für die Schwere der Symptomatik.
Symptome
Symptome des ADHS sind Unaufmerksamkeit (Aufmerksamkeitsstörung, Ablenkbarkeit, nicht bei einer Sache bleiben können), Überaktivität (Hyperaktivität, motorische Unruhe, auf dem Stuhl zappeln, nicht sitzen bleiben können, ständig in Bewegung sein) und Impulsivität („reinreden“, Telefonate der Eltern unterbrechen, „erst Handeln, dann nachdenken“).
Die Symptome müssen bereits vor dem 6. Lebensjahr begonnen haben und mindestens 6 Monate andauern. Die Kinder müssen aufgrund der Symptome in mindestens zwei Lebensbereichen (z. B. Schule und Sportverein) beeinträchtigt sein. Erst wenn diese Kriterien erfüllt sind, kann die Diagnose vergeben werden.
Die AD(H)S ist eine häufige Störung im Kindes- und Jugendalter und betrifft Jungen mehr als Mädchen. Bei einigen Kindern und Jugendlichen verschwindet die Symptomatik in der Pubertät, bei 30-60% bleiben die Probleme allerdings bis ins Erwachsenenalter bestehen.
Diagnose
Nach den amerikanischen Diagnosekriterien kann man drei Arten unterscheiden. Dies sind:
- Kinder, die sowohl eine Aufmerksamkeitsstörung als auch eine Hyperaktivität und Impulsivität zeigen
- Kinder, die vorwiegend eine Aufmerksamkeitsstörung aufweisen („Träumer“) und weniger hyperaktiv und impulsiv sind
- Kinder, die vorwiegend hyperaktiv und impulsiv sind und bei denen die Aufmerksamkeitsstörung im Hintergrund steht („Zappelphilipp“)
In Deutschland wird hierbei nicht ganz so klar unterschieden. Die Diagnose der einfachen Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung (F90.0/AD(H)S) wird an Kinder mit Hyperaktivität, Impulsivität und Aufmerksamkeitsstörung vergeben.
Kinder die vorwiegend Aufmerksamkeitsprobleme und weniger Hyperaktivität und Impulsivität zeigen, bekommen in Deutschland die Diagnose „Sonstige näher bezeichnete Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend“ (F98.8/ADS), wobei darunter auch ganz andere Verhaltensprobleme zusammengefasst werden (können).
Falls Kinder zusätzlich zur Aufmerksamkeitsstörung, Hyperaktivität und Impulsivität, deutliche Störungen im Sozialverhalten aufweisen, gibt es die Diagnose der „hyperkinetischen Störung des Sozialverhaltens“ (F90.1).
Um die Diagnose eines AD(H)S/ADS korrekt zu stellen, muss ausgeschlossen werden, dass die Symptomatik andere Ursachen hat. Zum Beispiel können Kinder, die in der Schule unter- bzw. überfordert sind, ähnliche Probleme entwickeln. Oder auch Kinder, die unter einer Intelligenzminderung, einer Angststörung oder einer Depression leiden, haben häufig AD(H)S-ähnliche Probleme.
Ebenso müssen körperliche Ursachen ausgeschlossen werden (zum Beispiel eine Schilddrüsenüber- oder unterfunktion). Und natürlich ist das Lebensumfeld ein wichtiger Einflussfaktor für die kindliche Entwicklung. Man sollte jedoch nicht vergessen, dass ein gewisses Maß an Aufmerksamkeitsproblemen, Hyperaktivität und Impulsivität ganz normal oder auch Teil des Temperaments des Kindes sein können.
Behandlungsmöglichkeiten
Wenn die Diagnose eines AD(H)S/ADS korrekt gestellt ist, gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten. Häufig können Aufklärung, gute Zusammenarbeit und gemeinsame Absprachen mit der Schule oder dem Kindergarten sehr hilfreich sein.
Weiterhin hat sich ein spezielles Training für Eltern als sehr wirksam erwiesen. In diesem können die Eltern lernen, mit den Besonderheiten ihres Kindes umzugehen. Einige Kinder können einen Nutzen aus einem Konzentrationstraining oder dem Üben sozialer Fähigkeiten gewinnen. Als wahrscheinlich die schnellste und wirksamste Behandlung haben sich die Medikamente gezeigt, welche aber immer in Kombination mit anderen Behandlungsmöglichkeiten eingesetzt werden sollten.