Fahrradwerkstatt
Die therapeutischen Angebote der Station S3 richten sich an Patienten im Jugendalter, die bei fehlender Freiwilligkeit vorübergehend den Schutz einer Behandlung unter geschlossenen Bedingungen benötigen. Neben der psychiatrischen und psychotherapeutischen Intervention ist die Beziehungsarbeit ein wesentlicher Bestandteil der Behandlung, welche zwischen den Patienten und dem Pflege- und Erziehungsdienst möglich ist. Eine neue und korrigierende Beziehungserfahrung erleichtert den Patienten die Wahrnehmung eigener Ressourcen und eröffnet ihnen die Chance, positive Anteile ihrer Perspektive zu erkennen. Aufgrund häufig erlebter Beziehungsabbrüche sind diese jugendlichen Patienten jedoch darauf angewiesen, diese Beziehungsangebote auf der Handlungsebene zu beginnen.
„Wenn Jugendliche aufgrund einer seelischen Krise als Akutpatienten in unsere Klinik eingeliefert werden müssen, ist das für alle Beteiligten eine absolute Ausnahmesituation. Nicht selten ist es für die Therapeuten und Mitarbeiter der Pflege schwer, in kurzer Zeit eine Beziehung zu den Patienten aufzubauen“, sagt Prof. Veit Roessner, Direktor unserer Klinik. Vor allem bei Jugendlichen mit geringerer sprachlicher Ausdrucksfähigkeit und geringerem Interesse an musischen oder gestalterischen Ausdrucksformen bietet das neue Angebot ein Handlungsfeld, in dem technische Aspekte im Vordergrund stehen. „Das gemeinsame Reparieren eines Fahrrades eröffnet den Patienten und Pflegenden außerdem eine ganz neue Ebene ihrer Beziehungen“, erläutert er weiter. Denn in dieser Situation geht es nicht unmittelbar um die psychische Situation des Jugendlichen, sondern um ein nur gemeinsam zu erreichendes Ziel.
In der Werkstatt werden gebrauchte Fahrräder instandgesetzt. Im Mittelpunkt der Arbeiten stehen die Reinigung und Demontage nicht mehr funktionsfähiger Fahrräder, das Erkennen technischer Mängel, der Umgang mit Werkzeugen und geeigneten Ersatzteilen sowie abschließend die optisch ansprechende Gestaltung der Fahrräder. Um die Fahrradwerkstatt aufbauen zu können, unterstützte die Stiftung Hochschulmedizin unsere Klinik finanziell. Sie stellte Geld für den Kauf eines Geräteschuppens, zweier Fahrrad-Montageständer sowie des Werkzeugs bereit.
Die in der Fahrradwerkstatt wieder instandgesetzten Zweiräder stammen von privaten Spendern sowie vom Ortsverband Dresden des Vereins „Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung“. Die zu dem Verein gehörenden Inpuncto-Werkstätten arbeiten ebenfalls gespendete Fahrräder auf. Zweiter Partner ist der Dresdner Fahrradladen „GS Velo“.