NSK
Die Freizeitgestaltung in der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie (KJP) kann vom Pflege- und Erziehungsdienst (PED) nicht nur zum Zeitvertreib, sondern auch als planvolles und zielgerichtetes Angebot gestaltet werden. Unter dem Label Freizeit- und Erlebnispädagogik haben die Patient*innen die Möglichkeit, sich näher mit dem Thema Klettern auseinanderzusetzen und am Projekt NSK teilzunehmen.
Die Abkürzung NSK steht für den sperrigen Begriff „Niedrige Seilkonstruktionen“. Sie ist im Rahmen der KJP bereits zu einer „Marke“ herangewachsen und erfreut sich großer Beliebtheit. Nach der Teilnahme an der Fortbildung „Erlebnispädagogische Ansätze in der Kinder- und Jugendpsychiatrie“ entstand die Idee zur Umsetzung eines entsprechenden Projektes in der KJP.
Dank der Unterstützung der Pflegedienstleitung und der Stationsleitungen konnte eine Gruppe von Mitarbeiter*innen des PED Kompetenzen für die Anwendung mobiler niedriger Seilkonstruktionen erlangen. Eine professionelle Anleitung, wie sie im Rahmen einer Inhouse-Schulung an die Kolleginne und Kollegen vermittelt wurde, ist gerade für die NSK sehr wichtig, da die Seile mittels Flaschenzügen unter hohe Spannung gebracht werden und somit eine potentielle Gefahrenquelle sein können, wenn entsprechende Kenntnisse fehlen. Auch eine planvolle Herangehensweise unter Berücksichtigung des erlebnispädagogischen Ansatzes verhilft dem Projektangebot zum erwünschten Effekt.
Das Projekt wurde im Jahr 2019 konzipiert und entwickelt sich seither ständig weiter. Durch den Bau eines eigens für NSK geplanten Platzes und eine permanente Erweiterung des Materials bieten sich mittlerweile Möglichkeiten, die zu Beginn undenkbar waren.
Die Grundvoraussetzung zur Teilnahme am Projekt NSK ist Freiwilligkeit. Wer also die Station verlassen darf, kann mitmachen. Besondere Kenntnisse oder Fähigkeiten werden zu Beginn nicht benötigt. Ein grundsätzliches Interesse an Bewegung kann nicht schaden, ist aber keine Voraussetzung, mitunter kommt es auch einfach beim Zusehen zum Vorschein.
Im Vordergrund steht zu allererst: der Spaß! So können die Kinder und Jugendlichen eine hohe intrinsische Motivation zur Teilnahme entwickeln. Dafür ist ein Beziehungsaufbau auf Augenhöhe und ein wertschätzender Umgang mit den Patient*innen unerlässlich. Ein Leitsatz lautet: „Alles kann, nichts muss.“ Das hilft oft, sich selbst zu überwinden, um Dinge zu tun, die im Alltag schwerfallen.
Die Zugehörigkeit zu einer kleinen exklusiven Gruppe von Menschen, die gelegentlich dem Trott der Stationen entfliehen kann, stellt ebenfalls einen Benefit dar.
Der Transfer des Themas Klettern in die Möglichleiten zur poststationären Freizeitgestaltung beschert einigen Teilnehmenden ein neues persönliches Interessengebiet und damit Aktivität, soziale Kontakte und Ablenkung mit Perspektive.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Selbstwahrnehmung. Die Kinder und Jugendlichen entdecken Kompetenzen, die sie sich zuvor oft nicht zugetraut hätten und gewinnen so an Selbstwert und Selbstvertrauen. Soziale Kompetenzen wie die Bereitschaft zur Verantwortungsübernahme, Kooperation und Vertrauen werden ebenfalls gefordert und gefördert.
Das Projektangebot findet mindestens 3- bis 4-mal im Jahr statt. Es besteht aus 5 Einheiten, die wöchentlich angeboten werden. Die heterogene Gruppe aus Patient*innen aller Stationen bleibt für diesen Zeitraum bestehen. Ein positiver Effekt tritt meist bereits bei der ersten Einheit auf. Selbst wenn keine Motivation erzeugt werden kann, besteht die Möglichkeit, das Projekt zu verlassen, ohne Konsequenzen befürchten zu müssen. Das bewirkt das Gefühl ernstgenommen zu werden und eigene Entscheidungen treffen zu können. Zu Abbrüchen durch die Teilnehmenden kommt es allerdings sehr selten.
Der eigens für NSK konzipierte Platz befindet sich in unmittelbarer Nähe zur KJP und ist ein abgeschlossenes Gelände. Dadurch können Konstruktionen über einen bestimmten Zeitraum erhalten bleiben, um daran weiter zu arbeiten, einen eigenen kleinen Kletterpark zu errichten.
Die Jahreszeit und das Wetter spielen eine untergeordnete Rolle. Bei Regen können Tarps und bei Hitze Sonnensegel gespannt werden. Auch dafür braucht es Kreativität, Knoten und einen Plan. Da die Sicherheit der Patient*innen nicht gefährdet werden soll, findet das Angebot bei Eis und Schnee nicht statt.