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Durchführung der Knie-Totalendoprothese

Die Operation wird in Rückenlage ausgeführt. Im Oberkörperbereich wird eine Wärmedecke angebracht, welche sicherstellt, dass Patienten während des Eingriffs nicht frieren. Das Bein wird mehrfach mit einer desinfizierenden Flüssigkeit abgewaschen, die Bakterien auf der Haut abtötet. Anschließend wird der Körper mit sterilen Tüchern abgedeckt, so dass nur noch das Operationsgebiet frei bleibt. Bevor der Eingriff beginnt, erfolgt ein abschließender Check aller wichtigen Fakten („Team-TimeOut“). Hierbei muss von allen im Operationssaal Anwesenden bestätigt werden, welche Operation auf welcher Seite durchgeführt wird und ob sämtliche Voraussetzungen für den Eingriff (notwendige Implantate, medizinische Besonderheiten, etc.) sichergestellt sind.

In der Regel erfolgt ein Schnitt gerade über dem Knie. Wenn schon Narben von Voroperationen bestehen, werden diese nach Möglichkeit genutzt. Anschließend wird das Gelenk freigelegt, indem die Kapsel auf der Innenseite der Kniescheibe durchtrennt wird und dieser Schnitt in die Sehne des Oberschenkelmuskels (Quadrizepssehne) erweitert wird. Dann wird der gesamte Streckapparat (Oberschenkelmuskel, Kniescheibe, Kniescheibensehne) nach außen weggehalten. Damit ist meist eine gute Darstellung aller Strukturen möglich.

Nun werden die Gelenkflächen in der Dicke des Kunstgelenkes abgesägt. Dabei erfolgt gleichzeitig eine Korrektur einer evtl. bestehenden Achsfehlstellung. Die genaue Lage dieser Schnitte wird vom Operateur vor der Operation in einer Planung festgelegt, die auch bereits bei der Auswahl einer korrekten Prothesengröße behilflich ist. Zur exakten Umsetzung der Planung werden spezielle Schnittlehren verwendet, die ein sehr präzises Arbeiten ermöglichen.


Nach dem Zuschneiden des Ober- und Unterschenkelknochens wird mit Probekomponenten die Bandspannung in Streckung und Beugung genau geprüft. Bestehen nun aufgrund der vorbestehenden Fehlstellung Unterschiede zwischen der Knieinnen- und -außenseite oder zwischen Beugung und Streckung werden diese Unterschiede durch entsprechende Verlängerung der Weichteile auf der verkürzten Seite angepasst. Ist dies in seltenen Fällen nicht möglich (weil eine zu starke Fehlstellung besteht), muss ein Kunstgelenk mit einer höheren Stabilität verwendet werden, da das Kunstgelenk sonst nicht gut funktioniert.

Entfernung der Gelenkflächen in der Dicke des später einzusetzenden Kunstgelenkes a) am Unterschenkelknochen, b) am Oberschenkelknochen

Wenn sich das Kniegelenk frei strecken und beugen lässt und in allen Positionen stabil ist, können die entsprechenden Kunstgelenkkomponenten ausgewählt werden.

Nun werden die Knochenflächen für die Implantation vorbereitet. Dazu werden zunächst Löcher für Verankerungszapfen gebohrt und am Unterschenkelknochen ein Keil ausgearbeitet. Dann werden die Knochenflächen mit einer Druckspülung gereinigt und getrocknet, damit der Zement gut in die Knochenstruktur eindringen kann. Anschließend wird zunächst die Unterschenkelkomponente mit einer dünnen Zementschicht implantiert, dann das Inlay befestigt und schließlich die Oberschenkelkomponente ebenfalls mit Zement implantiert. Dann wird unter Druck die Aushärtung des Zements abgewartet.

Einbringen der Ober- und Unterschenkelkomponente und Fixation mit Knochenzement


Anschließend erfolgt eine ausgiebige Spülung des Kniegelenkes, um evtl. Knochensplitter auszuspülen. Nun wird eine sorgfältige Blutstillung durchgeführt und die Kapsel wieder verschlossen. Die Haut wird entweder durch Metallklammern oder Nähte verschlossen. Noch auf dem Operationstisch wird die Wunde mit einem sterilen Verband abgedeckt. Anschließend erfolgt eine Röntgenkontrolle der regelrechten Implantation des Kunstgelenkes.

Nach der Operation werden die Patienten zunächst in den Aufwachraum gebracht. Hier erfolgt eine Überwachung der Kreislauf-Funktionen und der Atmung durch Ärzte und Schwestern der Narkoseabteilung. Sobald alle Kreislaufwerte stabil sind, kann die Verlegung – je nach der Notwendigkeit einer verlängerten Beobachtung – entweder auf die Normalstation oder in ein sogenanntes Wachzimmer vorgenommen werden.

„Normale“ Operation, Computer-Navigation oder individuell angefertigte Schnittlehren

Der möglichst präzise Einbau des Kunstgelenkes ist für eine gute Funktion wichtig. Bei der „normalen“ Operation erfolgt die Umsetzung der Planung mit Hilfe spezieller Schnittlehren, die in den Oberschenkelknochen eingebracht und vorn am Unterschenkelknochen befestigt werden. Damit kann in den meisten Fällen eine gerade Beinachse erreicht werden, weshalb es auch das Standardverfahren weltweit ist.

Abb 42.jpg
Computer-Navigation beim Einbau eines künstlichen Kniegelenkes
Die Genauigkeit der Implantation kann mit Hilfe der Computer-Navigation unterstützt werden. Dabei erfolgt die Befestigung von zwei Fixpunkten am Ober- und Unterschenkelknochen. Anschließend werden verschiedene Knochenpunkte abgetastet und diese im Computer gespeichert. Der Computer kann dann im weiteren Verlauf wichtige Informationen zur genauen Positionierung der Knochenschnitte liefern.

Es konnte gezeigt werden, dass mit Hilfe dieser Methode eine genauere Implantation des Kunstgelenkes erfolgt. Allerdings dauert die Operation etwas länger und bisher konnte noch nicht festgestellt werden, dass die genauere Implantation auch zu einer besseren Funktion und Haltbarkeit des Kunstgelenkes führt.


Eine weitere Möglichkeit zur Verbesserung der Genauigkeit ist die Anfertigung von individuellen Schnittlehren. Dazu ist im Vorfeld der Operation eine erweiterte Bildgebung (Magnetresonanztomographie – MRT oder Computertomographie – CT) erforderlich. Anhand dieser Bilddaten werden dann passgenaue Schnittlehren angefertigt. Für diese Technologie konnte eine geringe Verkürzung der Operationszeit nachgewiesen werden. Ob tatsächlich eine genauere Implantation erfolgt ist noch nicht endgültig geklärt.