Brustchirurgie
Statistisch gesehen, erkrankt jede achte Frau im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs. Auch Männer sind von dieser schweren Erkrankung betroffen, jedoch in weit geringerer Anzahl. Je nach Schwere und Ausbreitung der Erkrankung kann die erkrankte Person verschiedene Behandlungs- und Operationsmöglichkeiten wählen, um diese Erkrankung zu überstehen. Leider kann es in deren Verlauf zu irreversiblen Schäden des Brustgewebes kommen.
Um Ihnen nach überstandener operativer, chemotherapeutischer und/oder strahlentherapeutischer Behandlung ein positives, neues Lebensgefühl ermöglichen zu können, steht Ihnen an unserer Klinik ein hochspezialisiertes und interdisziplinäres Team aus Gynäkologen und plastischen Chirurgen Verfügung. Wir setzen uns mit Ihren Wünschen und Vorstellungen auseinander, um in Zusammenarbeit mit Ihnen ein für Sie individuell angepasstes Konzept zur Wiederherstellung Ihrer weiblichen Brust zu erarbeiten. Ebenso setzen wir uns regelmäßig mit den neuesten medizinischen und technischen Möglichkeiten im Rahmen von Workshops und Fortbildungen auseinander, um Ihnen ein bestmögliches Ergebnis bieten zu können. Oft ist es schon vor der ersten Operation wichtig, sich mit den Möglichkeiten der Wiederherstellung der Brust auseinanderzusetzen, da Art und Schnittführung für die Ausgangslage der rekonstruktiven Operation maßgeblich sind. Heutzutage gibt es viele verschiedene Möglichkeiten zur Rekonstruktion der weiblichen Brust. Um Ihnen einen Überblick zu geben, haben wir anbei einen Überblick über verschiedene operative Techniken aufgeführt. Generell können die hier aufgeführten und erläuterten, grundlegenden, rekonstruktiven Möglichkeiten, sowohl miteinander kombiniert als auch individuell angepasst werden.
Wiederherstellung der Brust mittels Silikonimplantaten
Brustimplantante aus Silikon sind eine technisch relativ einfache und daher weit verbreitete Möglichkeit, die Brust nacheiner sogenannten hautsparenden Mastektomie in Form und Größe wiederherzustellen. Gleichzeitig ist die Möglichkeit gegeben, die Gegenseite, falls notwendig oder gewünscht, ebenfalls mit einem Implantat anzugleichen. Die Operation benötigt ca. 1-2 Stunden. Im Falle einer vorausgegangen, kompletten Entfernung der Brust mit Haut, in der Fachsprache Ablatio mammae, ist eine sofortige Rekonstruktion mittels Implantaten leider nicht immer realisierbar. Abhilfe kann in diesem Fall die vorübergehende Implantation eines aufdehnenden Platzhalters, einem sogenannten Expander schaffen. Nach Einsetzen des Expanders an den späteren Platz des finalen Implantates, kann dieser von außen mit Kochsalzlösung befüllt werden, um eine Aufdehnung des Brustmuskels und der darüberliegenden Haut zu erreichen. Der Expander wird dann nach einigen Monaten gegen das endgültige Implantat ausgetauscht.
Nachteile von Silikonimplantaten sind in erster Linie ein mögliches Fremdkörpergefühl sowie das Risiko der Entstehung einer Kapselfibrose. Als Kapselfibrose bezeichnet man eine harte und tastbare Verdickung des Bindegewebes um das Implantat. Sie entsteht, weil der Körper das Implantat als fremd erkennt und anschließend mit einer Kapsel umschließt. Sollte es zu dieser Komplikation kommen, kann eine erneute Operation zur Entfernung der Kapselfibrose notwendig werden.
Wiederherstellung mittels Eigenfetttransfer
Eine gute Möglichkeit zur Wiederherstellung der Brust bietet der Eigengewebstransfer im Sinne einer Transplantation von Haut-Fett-Gewebe. Der menschliche Körper bietet ausgebildeten Chirurgen einige Möglichkeiten, um das Fettgewebe für den Gewebetransfer zu gewinnen. Die Vorderseite des Bauchs als DIEP-Lappen (Deep inferior epigastric perforator) ist die standardmäßige Hebestelle bei Eigengewebstransfer.
DIEP-Lappen (Deep inferior epigastric perforator flap) – Rekonstruktion der Brust mitttels Haut und Unterhautfettgewebe vom Bauch
Die Haut und das Unterhautfettgewebe am Bauch werden von vielen kleinen Gefäßen versorgt. Diese kleinen Gefäße entspringen ursprünglich aus größeren Gefäßen, welche in der Tiefe des Körpers in der Nähe der Hauptschlagader verlaufen.
Als Vorbereitung auf die Operation wird eine Computertomographie-Untersuchung der Bauchdecken durchgeführt, in der sich die Gefäße mittels Kontrastmittel darstellen lassen. Während der Operation wird dann dieses Gefäß aufgesucht, verfolgt und frei präpariert. Dafür ist es notwendig, durch die Muskelschichten des Bauches das Gefäß zu verfolgen und schlussendlich am zugehörigen größeren Gefäßstamm in der Tiefe des Körpers abzusetzen. Nach Präparation eines geeigneten Gefäßes im Bereich der Brust wird das freie Gewebstransplantat damit verbunden. Diese sogenannte Gefäßverbindung geschieht mittels eines Mikroskops, da die benötigten Nähte eine Dicke von weniger als 0,05 mm aufweisen. Das Gewebe des Bauches und jenes der Brust sind sich in Aussehen und Haptik sehr ähnlich, sodass ein sehr natürliches Ergebnis erzielt werden kann. Die Narbe am Bauch, als Folge der Operation, kann in der Regel so platziert werden, dass sie beim Tragen von Unterwäsche oder Badekleidung nicht sichtbar ist. Sollte nach dem Eingriff eine Größendifferenz zur anderen Brust bestehen ist eine angleichende Operation mittels einer Straffung (Mastopexie) oder einer Brustverkleinerung (Mammareduktionsplastik) der Gegenseite jederzeit möglich.
Welche Möglichkeiten bestehen, wenn zu wenig Gewebe am Bauch vorhanden ist oder zum Beispiel am Unterbauch starke Vernarbungen durch Voroperationen oder Unfälle bestehen?
SGAP–Lappen (Superior Gluteal Artery Perforator-Flap) – Rekonstruktion der Brust mittels Haut und Unterhautfettgewebe vom Gesäß
Diese Technik ähnelt stark der oben beschriebenen DIEP-Lappen-Methode. Der Unterschied besteht v.a. im Ursprungsort des transferierten Gewebes. Bei einem SGAP entnehmen wir Gewebe mit einem entsprechend versorgenden Blutgefäß vom Gesäß und schließen das Transplantat ebenso an den Gefäßen der Brustwand an. Mit dieser Methode kann man sowohl eine als auch beide Brüste rekonstruieren. Die Operationsschnitte zur Gewebsentnahme können in der Regel so platziert werden, dass die zurückbleibende, jedoch minimale Narbe beim Tragen von Unterwäsche und Badekleidung verdeckt ist. Ein Nachteil dieser Methode ist leider, dass es bei einseitiger Rekonstruktion zu Asymmetrien im Bereich des Gesäßes kommen kann.
TMG-Lappen (Transverse Myocutaneous Gracilis) – Rekonstruktion der Brust mittels Haut, Unterhautfettgewebe und Muskelschicht von der Innenseite des Oberschenkels
Eine weitere Möglichkeit bietet der sogenannte TMG-Lappen. Bei dieser Methode wird von der Oberschenkelinnenseite die Haut, das Unterhautfettgewebe und der darunter liegende Gracilis-Muskel mit Gefäßstiel entnommen und anschließend an den Gefäßen der Brustwand angeschlossen.
In den meisten Fällen kommt es nach der Muskelentnahme an der Innenseite des Oberschenkels zu keinen relevanten, funktionellen Störungen. Es kann jedoch, ähnlich wie beim SGAP, bei einseitigen Entnahmen zu Asymmetrien im Bereich der Hebestelle kommen.
Wiederherstellung der Brustwarze und des Brustwarzenvorhofes
Zur Rekonstruktion der Brust gehören ebenfalls die Brustwarzen und der Brustwarzenvorhof.
Zur möglichst realitätsgetreuen Wiederherstellung der Brustwarze können wir unseren Patientinnen ebenfalls verschiedene Möglichkeiten anbieten. Bei einer ausreichend großen Brustwarze der Gegenseite , kann durch sog. Nipple Sharing die Brustwarze geteilt und auf der betroffenen Seite hälftig eingebracht werden.
Im Falle, dass diese Methode technisch oder emotional für die Patientin nicht möglich ist, besteht die Möglichkeit einer kleinen, lokalen Lappenplastik, mittels derer die Haut zu einer neuen Brustwarze geformt werden kann. Das notwendige Gewebe, kann ebenfalls aus dem Bereich der Schamlippen gewonnen werden, da dort eine dunklere Pigmentierung vorliegt.
Die Rekonstruktion des Brustwarzenvorhofs kann ebenso auf vielfältige Arten erfolgen. Die simpelste Methode zur Wiederherstellung des Brustwarzenhofes ist die medizinische Tätowierung. Entsprechend der Teilung der Brustwarze kann natürlich auch der Brustwarzenvorhof der gesunden Gegenseite geteilt werden. Eine dritte Möglichkeit bietet die Entnahme von Haut im Bereich der Oberlider. Die Entnahme gleicht dabei einer operativen Oberlidstraffung. Es können auch die Haut der Schamlippen oder Leistenregion für die Rekonstruktion verwendet werden.
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