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04. September 2018

Prof. Dr. med. Stefan Ehrlich in den Vorstand der DGESS gewählt

Die DGESS hat kürzlich einen neuen Vorstand gewählt, der nun seine Tätigkeit aufnimmt. Zur Präsidentin wurde Prof. Dr. Silja Vocks, Professorin für Klinische Psychologie und Psychotherapie an der Universität Osnabrück, gewählt. Vizepräsidentin ist Prof. Dr. Jennifer Svaldi, Professorin für Klinische Psychologie und Psychotherapie der Universität Tübingen. Die Funktion des Schatzmeisters hat weiterhin Prof. Dr. Hans-Christoph Friederich, Professor für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie an der Universität Düsseldorf, inne. Neu im Amt als Schriftführer bzw. Beisitzer sind Prof. Dr. Stefan Ehrlich, Professor für Psychosoziale Medizin und Entwicklungsneurowissenschaft und Prof. Dr. Martin Teufel, Professor für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie an der Universität Duisburg-Essen.

Essstörungen zählen zwar nicht zu den häufigsten psychischen Erkrankungen, sind jedoch mit gravierenden körperlichen und psychosozialen Folgeerscheinungen verbunden und nehmen unbehandelt zumeist einen chronischen Verlauf. Zu den bekanntesten Formen zählen die Anorexia nervosa (auch Magersucht genannt), die u. a. durch ein extrem niedriges Gewicht gekennzeichnet ist. Kernsymptom der Bulimia nervosa sind wiederkehrende Essanfälle, gefolgt von kompensatorischen Strategien wie z. B. selbst herbeigeführtem Erbrechen oder der Einnahme von abführenden Medikamenten. Ähnlich wie die Bulimia nervosa ist auch die Binge Eating-Störung von Essanfällen gekennzeichnet, allerdings zeigen die Betroffenen hier keine regelmäßigen Kompensationsstrategien. Zu den weniger bekannten Essstörungen zählt beispielsweise Pica, bei der nicht nahrhafte und nicht zum Verzehr bestimmte Stoffe von den Betroffenen zu sich genommen werden (z. B. Erde, Seife oder Wolle).

Studien zeigen, dass sich die Rate an Neuerkrankungen bei Essstörungen in den letzten Jahren entgegen der Erwartungen nicht erhöht hat. Besorgniserregend ist jedoch, dass Personen immer jüngeren Alters an Essstörungen erkranken. Die Behandlungserfolge für Essstörungen sind nicht zufriedenstellend; dies gilt insbesondere für die Anorexia nervosa. Diese eher schlechten Prognosen hängen u. a. auch damit zusammen, dass es zwar viele Hinweise auf einzelne Risikofaktoren gibt, die an der Entstehung und Aufrechterhaltung von Essstörungen beteiligt sind wie z. B. ein geringes Selbstwertgefühl oder Figur- und Gewichtssorgen, dieses Wissen jedoch weiterhin als sehr fragmentarisch anzusehen ist. Auch werden Forschungsergebnisse oft nicht oder mit einem großen zeitlichen Verzug in die Praxis getragen bzw. von ihr aufgenommen.

An dieser Schnittstelle setzt die Aktivität der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen (DGESS) an. Ziel der interdisziplinären Fachgesellschaft ist es, einerseits durch die kontinuierliche Zusammenarbeit von Expert/innen aus verschiedenen medizinischen und psychologischen Disziplinen Forschung hinsichtlich der Entstehung und Aufrechterhaltung von Essstörungen sowie deren Behandlung zu fördern. Andererseits will die DGESS der Versorgungslandschaft auf der Basis der Forschungsbefunde evidenzbasierte Empfehlungen zur Behandlung von Essstörungen vermitteln. So ist die DGESS die federführende Fachgesellschaft bei der Erstellung der in Kürze erscheinenden Revision der S3-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie der Essstörungen, die unter der Ägide der Arbeitsgemeinschaft Wissenschaftlicher Medizinischer Fachgesellschaften (AWMF) erarbeitet wurde. Dem Ziel der Verbreitung von Forschungsbefunden dient auch der in zweijährigem Turnus stattfindende Kongress der DGESS, der 2020 an der Universität Tübingen stattfinden wird. Durch diese Aktivitäten sollen Prävention, Früherkennung, Diagnostik und Therapie von Essstörungen optimiert werden, wobei die Interessen der Betroffenen und der Angehörigen in Deutschland bestmöglich vertreten werden.