Psychobiologie von Stress
Die Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit den biologischen Grundlagen psychischer Erkrankungen rund um das Stresshormonsystem. Dabei kommen u.a. Methoden zur Abbildung langfristiger Stresshormonkonzentrationen (Haarsteroidanalysen), Stresshormonanalysen im Speichel sowie experimentelle Stressinduktionsparadigmen (Trierer Sozial Stress Test) zum Einsatz. Neben der Erforschung der Rolle stress-assoziierter Biomarker für die Entwicklung und Aufrechterhaltung psychischer Erkrankungen (z.B. Posttraumatische Belastungsstörung, Generalisierte Angststörung), werden diese in ihrem Potential als Prädiktor und Korrelat einer erfolgreichen Psychotherapie untersucht (u.a. Zusammenarbeit mit AG Trauma und Traumafolgestörungen, Mutter-Kind). Die Forschungsergebnisse schaffen damit eine wichtige Basis für die zukünftige Verbesserung personalisierter Behandlungsmöglichkeiten.
Leitung Psychobiologie von Stress
Dr. rer. nat. Dipl.-Psych. Susann Schmiedgen
Psychologische Psychotherapeutin
0351 458-15864
Susann Schmiedgen (geb. Steudte) absolvierte nach ihrem Psychologiestudium ihre Promotion in Dresden. Anschließend verbrachte sie dort sowie an der Universität Oxford in England ihre Post-Doc Zeit. In den vergangenen Jahren beschäftigte sie sich intensiv mit der Entwicklung der Haarsteroidanalyse zur Erfassung von langfristigen Stresshormonen und deren Anwendung in der Untersuchung biologischer Grundlagen psychischer Erkrankungen. Ihr wissenschaftliches Hauptinteresse gilt der Rolle kognitiver und endokriner Biomarker für die Entwicklung und Aufrechterhaltung psychischer Erkrankungen (v.a. Traumafolgestörungen) sowie als Prädiktoren und Korrelate einer Symptomverbesserung nach einer Psychotherapie. Ihre Forschungstätigkeit wurde u.a. mit dem Commerzbankpreis (2014) und dem Förderpreis der deutschsprachigen Gesellschaft für Psychotraumatologie (2018) ausgezeichnet.
Studien
Hauptstudie DREAM:
Die im Juni 2017 gestartete multi-methodale Kohortenstudie DREAM –DResdner Studie zu Elternschaft, Arbeit und Mentaler Gesundheit untersucht die Beziehung zwischen Elternschaft, Beruf und Gesundheit der gesamten Familie und schließt insgesamt N = 3.861 werdende Eltern ein. Das Studiendesign bietet die einzigartige Möglichkeit, längsschnittlich biologische Wirkpfade zu erforschen, die den Effekten einer elterlichen Stressbelastung rund um Schwangerschaft und Geburt auf die kindliche Entwicklung zugrunde liegen.
Biologische Substudie DREAMHAIR
In der TeilstudieDREAMHAIR interessiert uns, wie das Stresshormonsystem unseres Körpers auf die besonderen Herausforderungen in der Schwangerschaft und der Zeit nach der Geburt reagiert und welche Konsequenzen dies für das Wohlbefinden der Familienmitglieder hat. Dabei kommen Haaranalysen als eine innovative Methode zur Messung der langfristigen Stresshormonausschüttung (z. B. Cortisol) zum Einsatz. Cortisol ist ein wichtiges körpereigenes Stresshormon, das uns die Anpassung an Stresssituationen erlaubt. Es wird u. a. ins Haar eingebaut und wächst dort langsam heraus. Erste Studien weisen darauf hin, dass dieser Prozess schon im Mutterleib stattfindet, d. h. eine Stressbelastung der Mutter wird vermutlich im Haarcortisol des Kindes reflektiert, noch bevor dieses selbst äußeren Einflussfaktoren ausgesetzt ist.
Ziel von DREAMHAIR ist es, die langfristigen endokrinen Determinanten des Zusammenhangs zwischen perinatalem Stress und psychischen Gesundheitsproblemen bei werdenden Eltern und ihren Kindern zu verschiedenen Messzeitpunkten (bis zu 4,5 Jahre nach Geburt) zu untersuchen. Dies könnte es zukünftig ermöglichen, familiäre Belastungsfaktoren zu objektivieren und präventive Maßnahmen abzuleiten, die besser auf die Bedürfnisse junger Familien abgestimmt sind.
Nähere Studieninformationen finden Sie HIER.
An der DREAMHAIR-Teilstudie sind folgende Kooperationspartner*innen beteiligt:
- Prof. Dr. Susan Garthus-Niegel (Forschungsbereich Public Mental Health am Institut und Poliklinik für Arbeits- und Sozialmedizin an der TU Dresden)
- Prof. Dr. Clemens Kirschbaum (Professur für Biopsychologie, Fakultät Psychologie, Technische Universität Dresden)
Biologische Substudie DREAMEPI
Die Teilstudie DREAMEPI beschäftigt sich mit dem kindlichen Epigenom. In unseren Genen (auf Ebene unseres Erbguts, der sogenannten DNA) ist der gesamte „Bauplan“ für unseren Körper gespeichert. Ob und in welcher Form diese Informationen abgelesen werden, hängt u. a. von sogenannten epigenetischen Mechanismen ab, welche Gene „stumm schalten“ oder aktivieren können. Neuere Forschungsergebnisse zeigen, dass verschiedene Umwelteinflüsse während der Zeit im Mutterleib und kurz nach der Geburt einen Einfluss auf das Epigenom haben können. Aus diesem Grund soll in der Teilstudie DREAMEPI untersucht werden, inwiefern allgemeines sowie arbeitsbezogenes Stresserleben sowie traumatischer Stress der Eltern vor und nach der Geburt mit kindlichen epigenetischen Veränderungen im Zusammenhang stehen und inwiefern diese die Gesundheit der Kinder beeinflussen.
Dazu nehmen Sorgeberechtigte aus DREAM mit ihrem ca. 4,5-jährigen Kind an einer einmaligen Testung in unserem Studienlabor teil. Hierbei ermöglicht die Entnahme einer Speichelprobe der Kinder die Erfassung von Veränderungen im Epigenom. Weiterhin werden Speichelproben sowie Haarproben zur Bestimmung stressassoziierter Biomarker (z. B. Cortisol) entnommen und Fragebögen zu psychischen Symptomen und der allgemeinen Gesundheit ausgefüllt.
Das Ziel der DFG-geförderten Teilstudie DREAMEPI ist es, die molekularen Wege, die den fötalen Ursprüngen von Gesundheit und Krankheit zugrunde liegen, besser zu verstehen, mit dem langfristigen Ziel, auf dieser Basis evidenzbasierte Präventionsstrategien zu entwickeln.
An der DREAMEPI-Teilstudie sind folgende Kooperationspartnerinnen beteiligt:
- Prof. Dr. Susan Garthus-Niegel (Forschungsbereich Public Mental Health am Institut und Poliklinik für Arbeits- und Sozialmedizin an der TU Dresden)
- Prof. Dr. Nina Alexander (Professur für Translationale Psychiatrie am Fachbereich Medizin der Philipps-Universität Marburg)
gefördert von:
Wochenkrippenstudie
Psychologische und biologische Langzeitfolgen einer Wochenkrippenunterbringung in der ehemaligen DDR im Erwachsenenalter
In den Wochenkrippen der ehemaligen DDR wurden Säuglinge und Kleinkinder durchgängig von Montag bis Freitag, teilweise bis Samstag, betreut und verbrachten nur das Wochenende bei der Familie. Laut Hochrechnungen waren zwischen 1949 und 1989 insgesamt mehrere hunderttausend Menschen als Säuglinge in einer Wochenkrippe untergebracht. Bisher gibt es nur wenige systematische Untersuchungen dazu, wie es den Betroffenen heute geht. Im Rahmen eines Kooperationsprojekts möchten wir daher die seelische Gesundheit, Bindungserfahrungen und die Regulation des Stresshormonsystems ehemaliger Wochenkrippenkinder der DDR genau untersuchen.
Um die Ergebnisse gut einordnen zu können, möchten wir neben ehemaligen Wochenkrippenkindern außerdem Personen einschließen, die ebenfalls in der ehemaligen DDR geboren und aufgewachsen sind, aber eine Tageskrippe besucht haben oder eine Betreuung durch die Eltern oder nahe Familienangehörige in den ersten drei Lebensjahren erfahren haben.
Es werden in einer Online-Umfrage (Teilstudie A) anhand von Fragebögen die psychische Gesundheit, das Bindungsverhalten und traumatische Erfahrungen in der Lebensspanne erfasst. Weiterhin soll anhand der Analyse von Stresshormonkonzentrationen im Haar (z.B. Cortisol) untersucht werden, ob die Betreuungserfahrungen im Säuglings- und Kleinkindalter einen Einfluss auf die langfristige Stressregulation des Körpers haben. In einer vertiefenden Teilstudie B soll eine Teilstichprobe im Rahmen eines diagnostischen Interviews zu ihrer psychischen Gesundheit genauer befragt werden.
Die Forschungsergebnisse sollen der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden und in Beratungs- und Behandlungsangebote für ehemalige Wochenkrippenkinder einfließen.
Haben Sie Interesse an einer Studienteilnahme? Einen Flyer mit weiteren Informationen zu der Studie finden Sie hier.
An der Studie sind folgende Kooperationspartner*innen beteiligt:
Prof. Dr. Carsten Spitzer & Dipl.-Psych. Eva Flemming
Team
Wissenschaftler*innen
Luisa Bergunde, M. Sc. Psych.
Luisa Bergunde studierte Psychologie an der University of St Andrews und an der Technischen Universität Dresden. Ihren Master mit Schwerpunkt Klinische Psychologie und Psychotherapie schloss sie mit ihrer Masterarbeit im DREAMHAIR-Projekt zur Rolle der Endocannabinoide in postpartaler psychischer Gesundheit ab. Seitdem unterstützt sie das Projekt als Doktorandin im Rahmen ihrer Promotion, für welche sie das Sächsische Landesstipendium erhält.
Publikationen
Isabel Jaramillo, M. Sc. Psych.
Isabel Jaramillo studierte im Master Psychologie: Cognitive Affective Neuroscience an der TU Dresden. Begeistert von der Biopsychologie des Stresses und dem Bereich peripartale Gesundheit, untersuchte sie in ihrer Masterarbeit bei DREAMHAIR den Zusammenhang zwischen Geburtserfahrung, Glucocorticoide und postpartaler Depression. Seit Mai 2022 arbeitet sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin im DREAM Projekt.
Publikationen
Dipl.-Psych. Anke Förster
Anke Förster studierte Psychologie an der Technischen Universität Dresden. Sie approbierte 2013 mit dem Schwerpunkt Verhaltenstherapie. Zudem schloss sich der Abschluss als Schematherapeutin an. Seit 2015 arbeitet sie als Psychotherapeutin in der Mutter-Kind-Tagesklinik. Sie unterstützt das DREAM Projekt im Rahmen ihrer Promotion und forscht dabei zur Rolle von Haarcortisol als möglichem biologischen Marker transgenerationaler Weitergabe.
Weitere Team Mitglieder:
Masteranden und Masterandinnen / Medizinische Doktoranden und Doktorandinnen & Studentische Hilfskräfte:
Elisa Meißner, B. Sc. – Masterandin
Elena Wulf – Medizinische Doktorandin
Leonie Stumpf – Medizinische Doktorandin
Paula Tenbrink – Medizinische Doktorandin
Esther Hutloff– medizinische Doktorandin
Sara Sober - Medizinische Doktorandin
Maximilian Ludwig, B. Sc. - Masterand
Amelie Frisch - Wissenschaftliche Hilfskraft
Katharina Korb - Wissenschaftliche Hilfskraft
Marlene Karl, M. Sc. Psych. - Doktorandin
Ehemalige Team Mitglieder:
Miriam Bormeister, M. Sc. Psych.
Sarah Schälicke, M. Sc. Psych.
Vanessa Huth, M. Sc. Psych.
Corinna Müller-Stark, M. Sc. Psych.
Clara Wöhl, M. Sc. Psych.
Tabea Seibel
Emily Wilzer
Jonathan Mamo-Wilhelmy, M. Sc.
Lydia Richter, M. Sc.
Hannah Wolz, M. Sc.
Jana Huber-Huber, M. Sc.
Publikationen
Karl, M.*, Huth, V.*, Schälicke, S., Müller-Stark, C., Weise, V., Mack, J. T., Kirschbaum, C., Weidner, K., Garthus-Niegel, S.*, Steudte-Schmiedgen, S.* (in press). The association between maternal symptoms of depression and hair cortisol concentrations in infants across the perinatal period. Psychoneuroendocrinology. [IF: 4.693]
Bergunde, L., Garthus-Niegel, S., Alexander, N., Steudte-Schmiedgen, S. (2022) Perinatal mental health research: towards an integrative biopsychosocial approach. Journal of Reproductive and Infant Psychology, 1-4. [IF: 3.207]
Wintermann, G. B., Noack, R., Steudte-Schmiedgen, S., Weidner, K. (2022). Cortisol response under low intensity exercise during cognitive-behavioral therapy is associated with therapeutic outcome in panic disorder–an exploratory study. PloS one, 17(9), e0273413. [IF: 3.752]
Hannemann, J., Abdalrahman, A., Erim, Y., Morawa, E., Jerg-Bretzke, L., Beschoner, P., Geiser, F., Hiebel, N., Weidner, K., Steudte-Schmiedgen, S., Albus, C. (2022). The impact of the COVID-19 pandemic on the mental health of medical staff considering the interplay of pandemic burden and psychosocial resources—A rapid systematic review. PloS one, 17(2), e0264290. [IF: 3.752]
Frohberg, J., Bittner, A., Steudte-Schmiedgen, S., Junge-Hoffmeister, J., Garthus-Niegel, S., Weidner, K. (2022). Early Abusive Relationships–Influence of Different Maltreatment Types on Postpartum Psychopathology and Mother-Infant Bonding in a Clinical Sample. Frontiers in psychiatry, 13. [IF: 5.435]
Schug, C., Erim, Y., Geiser, F., Hiebel, N., Beschoner, P., Jerg-Bretzke, L., Albus, C., Weidner, K., Steudte-Schmiedgen, S., Borho, A., Lieb, M. & Morawa, E. (2022). Bereitschaft zur COVID-19-Impfung unter Beschäftigten im Gesundheitswesen in Deutschland. Bundesgesundheitsblatt-Gesundheitsforschung-Gesundheitsschutz, 65(1), 74-85. [IF: 1.595]
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Clemens, V., Beschoner, P., Jarczok, M. N., Weimer, K., Kempf, M., Morawa, E., Geiser, F., Albus, C., Steudte-Schmiedgen, S., Gündel, H., Fegert, J.M., Jerg-Bretzke, L. (2021). The mediating role of COVID-19-related burden in the association between adverse childhood experiences and emotional exhaustion: results of the egePan–VOICE study. European Journal of Psychotraumatology. [IF: 5.783]
Schug, C., Morawa, E., Geiser, F., Hiebel, N., Beschoner, P., Jerg-Bretzke, L., Albus, C., Weidner, K., Steudte-Schmiedgen, S., Borho, A., Lieb, M., Erim, Y. (2021). Social Support and Optimism as Protective Factors for Mental Health among 7765 Healthcare Workers in Germany during the COVID-19 Pandemic: Results of the VOICE Study. International Journal of Environmental Research and Public Health, 18(7), 3827. [IF: 1.595]
Schmuck, J., Hiebel, N., Rabe, M., Schneider, J., Erim, Y., Morawa, E., Jerg-Bretzke, L., Beschoner, P., Christian, A., Hannemann, J., Weidner, K., Steudte-Schmiedgen, S., Radbruch, L., Brunsch, H., Geiser, F. (2021). Sense of coherence, social support and religiosity as resources for medical personnel during the COVID-19 pandemic: A web-based survey among 4324 health care workers within the German Network University Medicine. Plos one, 16(7), e0255211. [IF: 3.752]
Steudte-Schmiedgen, S., Stieler, L., Erim, Y., Morawa, E., Geiser, F., Beschoner, P., Jerg-Bretzke, L., Albus, C., Hiebel, N., Weidner, K. (2021). Correlates and predictors of PTSD symptoms among health care workers during the COVID-19 pandemic: Results of the egePan-VOICE study. Frontiers in psychiatry, 12, 959. [IF: 5.435]
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