Was sind Essstörungen?
Unter dem Begriff der „Essstörung“ versteht man ein von der Norm abweichendes Essverhalten. Betroffene haben den natürlichen Bezug zum Essen verloren. Die eigentliche Funktion der Nahrungsaufnahme, Hunger zu stillen und den Körper ausreichend mit Nährstoffen zu versorgen, gerät immer stärker in den Hintergrund. Vielmehr wird das Essen, Hungern oder Erbrechen zur Ersatzbefriedigung von psychischen Bedürfnissen.
Es gibt verschiedene Arten von Essstörungen:
MAGERSUCHT (ANOREXIA NERVOSA)
Hauptmerkmal einer Magersucht ist der absichtlich selbst herbeigeführte Gewichtsverlust. Um dies zu erreichen, halten „Magersüchtige“ strenge Diät (Vermeiden bestimmter „verbotener“ Nahrungsmittel, Auslassen von Mahlzeiten) und treiben häufig sehr viel Sport (bis zu mehreren Stunden täglich).
Die Betroffenen führen einen ständigen Kampf gegen den Hunger und beschäftigen sich intensiv mit allen Themen rund ums Essen, denken fast ausschließlich ans Essen. Folge dieses Essverhaltens ist ein starker Gewichtsverlust, der sich ab einem gewissen Punkt nicht mehr stoppen lässt, sondern letztendlich zur Sucht wird. Die Betroffenen sind meist stark untergewichtig, erleben ihren Körper aber, besonders einzelne Körperpartien (wie zum Beispiel Bauch, Gesäß oder Oberschenkel) als zu dick. Auch fehlt ihnen meist ein Bewusstsein dafür, ernsthaft krank zu sein. Wenn sie von anderen auf ihre Magerkeit oder ihr Essverhalten angesprochen werden, verteidigen sie diese als „normal“.
Von einer Magersucht wird gesprochen, wenn der BMI (Body Mass Index = Körpergewicht (kg) / Körpergröße (m)2) unter 19 liegt. Diese oft schwer verlaufende Erkrankung betrifft ca. 1% der Frauen im Alter zwischen 15 und 35 Jahren, Männer erkranken 12mal seltener.
ESS-BRECH-SUCHT (BULIMIA NERVOSA)
Bulimie kommt wie auch die Magersucht größtenteils bei Mädchen und Frauen vor. 3% der Frauen zwischen 20 und 40 Jahren sind betroffen.
Das charakteristische Merkmal dieser Erkrankung sind die Heißhungerattacken und die darauf folgenden Essanfälle (sog. Fressattacken). Dabei werden oft sehr große Mengen unterschiedlichster Nahrungsmittel in sehr kurzer Zeit gegessen. Nach einem solchen Anfall kommt die panische Angst vor einer Gewichtszunahme. Deshalb wird mittels Erbrechen, Hungern, Medikamenten (Appetitzügler, Abführmittel, Wassertabletten) oder Sport versucht die aufgenommenen Kalorien wieder loszuwerden. Das Gewicht bleibt dadurch meist im normalen Bereich (im Gegensatz zur Magersucht).
Häufig wird der eigene Körper abgelehnt, weil er den Idealvorstellungen nicht entspricht. Anfangs kommen die Ess-Brechattacken nur selten vor. Mit der Zeit treten sie aber immer häufiger bis zu mehrmals am Tag auf, bekommen dadurch einen suchtartigen Charakter und entziehen sich immer stärker der Kontrolle.
Die Betroffenen leiden nach den Ess-Brech-Attacken unter starken Schuldgefühlen, schämen sich und fühlen sich traurig. Auf Grund der Schamgefühle wird die Erkrankung häufig jahrelang vor anderen geheim gehalten.
BINGE-EATING-DISORDER
Etwa 17% der Bevölkerung haben starkes Übergewicht. Man bezeichnet dies auch als Adipositas oder Fettleibigkeit. Adipositas liegt vor, wenn das Idealgewicht um 30% überschritten wird (BMI>30). Laut Schätzungen sollen zwischen 10-50% der stark Übergewichtigen unter einer Binge-Eating-Disorder leiden, wobei Männer und Frauen gleich häufig betroffen sein sollen.
Bei der Binge-Eating-Disorder essen die Betroffenen große Mengen von Nahrungsmitteln innerhalb einer kurzen Zeit. Die Esssüchtigen verlieren dabei die Kontrolle über das Essen und nehmen wesentlich mehr Kalorien auf, als der Körper benötigt. Im Unterschied zur Bulimie werden keine gegenregulierenden Maßnahmen wie Erbrechen, Sport oder Abführmittel angewendet. Dadurch nehmen die Betroffen meist stark an Gewicht zu. Aus Scham finden die „Fressattacken“ meist allein statt, häufig auch wenn gar kein Hunger besteht, beispielsweise um andere Emotionen „wegzudrücken“.
Manchmal sind die Übergänge zwischen den einzelnen Störungen fließend. Gelegentlich findet man auch Essstörungen, die diagnostischen Kriterien der oben angeführten “klassischen” Essstörungen nicht erfüllen. In so einem Falle spricht man dann von einer “sonstigen oder nicht näher bezeichneten Essstörung”.
Zudem leiden die Betroffenen zusätzlich unter anderen psychischen Symptomen/Störungen, wie beispielsweise Ängsten oder depressiven Verstimmungen.
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