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Zwangsstörungen

Obwohl Zwänge ätiologisch prinzipiell unspezifisch sind und im Verlauf vieler psychiatrischer Erkrankungen auftreten und diese begleiten können, sind sie vor allem das Leitsymptom der (neurotischen) Zwangsstörung. Es gibt darüber hinaus ein Spektrum von weiteren psychischen Störungsbildern, die teilweise Zwangscharakter haben oder komorbid mit Zwangssymptomen einhergehen können (Essstörungen, Perversionen, Süchte, artifizielle Störungen, Trichotillomanie, körperdysmorphe Störungen).

Zwänge kommen als Handlungs- und als Denkzwänge vor. Einige somatoforme Störungsbilder kommen besonders häufig vor bei Patienten mit einer Zwangspersönlichkeit, die von der Zwangsstörung zu differenzieren ist. Zwänge werden psychodynamisch verstanden als Kompromissbildung verbunden mit typischen Interaktionmustern zur Abwehr einer unbewussten Konfliktspannung zwischen einem unbewussten triebhaften Begehren und dessen intrapsychischer Zurückweisung.

Eine psychodynamisch orientierte Psychotherapie hat das Ziel, bisher gehemmte Impulse in den Fokus der Psychotherapie rücken und die beschriebene Konfliktspannung als unbewusste Inszenierung auf Grundlage der daraus abgeleiteten Konflikte (etwa zwischen Abhängigkeit und Autonomie, Unterordnung und Aufsässigkeit, Gehorsam und Sich-Auflehnen) aufzuarbeiten.

Während Zwangsneurotiker zunächst immer wieder ihren Therapeuten und Mitpatienten das Gefühl geben, an sie vermeintlich uneinlösbare Forderungen zu stellen und daher ihren unsozialen Forderungen scheinbar zwingend nachgeben zu müssen, können sie mit wachsendem psychotherapeutischen Verständnis für ihre Beziehungsmuster auf der Grundlage gelungener konflikthafter Auseinandersetzung unter Aufgabe des Zwangssymptoms Erfahrungen der Anerkennung von Gegenseitigkeit und echter Emanzipation machen.