Historisches und Hintergründe
Historisches und Hintergründe
Abb. 1: Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie am UKD.
Die hiesige Klinik weist eine lange Tradition im Bereich der Suizidforschung bzw. der klinischen Versorgung von Menschen mit suizidalem Verhalten auf. Bereits 1967 wurde auf Initiative des ehemaligen Chefs der Neurologisch-Psychiatrischen Klinik der Medizinischen Akademie Dresden, Professor Ehrig Lange, ein „Suizidgefährdeten Fürsorge-Beratungsdienst“ ins Leben gerufen.
Abb. 2: Originaldokument Suizidgefährdeten-Führsorgedienst
Abb. 3: Zeitstrahl |
Später (1999) wurde von Prof. em. Dr. med. Werner Felber gemeinsam mit Dr. med. Olf Kahre an dieser Klinik das deutschlandweit einmalige Konzept einer „Ambulanz für Suizidgefährdete“ eingeführt und im Rahmen der Behandlung von Menschen in suizidalen Krisen auch wissenschaftliche Fragestellungen untersucht. So stellte bereits Prof. Felbers frühere Arbeit „Typologie des Parasuizids“ (Felber 1989) eine genaue Beobachtung und Analyse von Menschen nach Suizidversuchen in den Mittelpunkt und fand mithilfe einer multivariaten faktoranalytische Methode eine Klassifizierung in vier Typen (appellativ, ambivalent, verzweifelt und dranghaft). Diese Typologie hat eine gewichtige Bedeutung für die Klinische Arbeit, da sie zur Risikoeinschätzung herangezogen werden kann. Später wurden dann vor allem neurobiologische Studien durchgeführt, die untersuchten, inwieweit sich diese klinische Einteilung auch biologisch bestimmen ließ (Lewitzka 2003).
Abb. 4: Prof. em. Dr. med. Werner Felber |
Suizidales Verhalten ist vielfach determiniert, d. h., soziologische, psychologische und biologische Faktoren spielen bei dem Auftreten und der Entwicklung von suizidalem Verhalten eine Rolle. Genetische Untersuchungen weisen auf eine erbliche Komponente hin. Suizidales Verhalten tritt häufig im Rahmen psychiatrischer Erkrankungen auf. Die Vorhersagbarkeit von (weiterem) suizidalem Verhalten für Patienten mit suizidaler Gefährdung, Suizidideen und nach Suizidversuch stellt ein gravierendes klinisches Problem dar. Bis heute ist es noch nicht gelungen, psychologische und/oder biologische Tests zur Vorhersagbarkeit von suizidalem Verhalten zu entwickeln, die ausreichende Sensitivität und Spezifität aufweisen. Aus dem Bereich der neurobiologischen Forschung wissen wir heute, dass das Auftreten von Suizidalität auch mit einer Störung des serotonergen Systems und des Stresshormonsystems verbunden ist. Deshalb besteht ein großes Interesse, biologische Parameter zu finden, die das Auftreten und die Entwicklung von suizidalem Verhalten vorhersagen können.