Monster, Prinzessinen, Erbsen und ein "Ohrchester"
Mit Spannung erwarteten 9 Kinder das 2. Musiktheaterlabor „Die Prinzessin auf der Erbse“ der Semperoper Jungen Szene und des SCIC Dresden. Vom 8. bis zum 10. Juni 2012 waren acht hörgeschädigte Kinder mit einem Cochlea Implantat, im Alter von 5 bis 12 Jahren und ein Prinzengast mit dabei.
Bei der Begrüßung blickten alle noch etwas skeptisch in die Runde, besonders als Jan-Bart (Theaterpädagoge der Semperoper) seltsame grüne Säcke hervorholte. Doch, dem Theater sei Dank, schon bald verwandelten sich die Kinder in den Säcken in Bäume, Erbsen und Monster. „Ui, das war so toll“, strahlte Ella, nachdem sie mal wieder als kleine Erbse von der Bühne gekullert war. Aber was soll das alles?
Die „CI-ler“ sind eine von insgesamt 4 Gruppen, die gemeinsam das Musiktheaterstück „Die Prinzessin auf der Erbse“ aufführen wollen. Insgesamt 85 Kinder, 3 Grundschulklassen und die CI-Gruppe, probten zunächst jeder für sich einen Teil der Aufführung. Wichtig war den Pädagogen, dass dabei möglichst viele Elemente des Musiktheaters zum Einsatz kommen; Musik, Gesang, Schauspiel und Bewegung. Dies alles sollte auch für die hörgeschädigten Kinder erlebbar und am Ende in die Arbeit der Schulklassen integriert werden.
Und so ging es für die CI-Gruppe, nach einer ereignisreichen Nacht im CI-Centrum, am nächsten Morgen weiter mit der Einstudierung eines Liedes, den Proben zu einer kurzen Szene und der Gründung eines eigenen „Ohrchesters“. Auf unterschiedlichsten Instrumenten wurde ein Wald zum Leben erweckt, Monster erklangen und ein Gewitter brach los. Bei einem Rundgang durch die Semperoper gab es viel Bewunderung für das prächtige Foyer, den Theaterraum und die Bereiche hinter den Kulissen.
Bevor am nächsten Tag die Eltern für eine erste Präsentation der Arbeit des Wochenendes erschienen, besuchte die CI-Gruppe die Kinderoper „Der gestiefelte Kater“. Alle waren begeistert und am lustigsten war der Kater.
Dann wurde die Aufregung groß. Im Bühnenoutfit, schwarz mit weißem Schal, präsentierten die jungen Künstler alle erarbeiteten Szenen vor den angereisten Familien. Tosender Applaus war der Lohn.
Schon am darauffolgenden Wochenende wurde es richtig spannend. Alle 85 beteiligten Kinder trafen sich zu gemeinsamen Proben und Aufführungen. Um die Grundvoraussetzung für ein gutes Miteinander von Hörgeschädigten und Normalhörenden zu schaffen, besuchte Dominique Müller (Sprachheilpädagogin) im Vorfeld jede Grundschulklasse, um mit ihnen über Hörschädigungen zu sprechen und verschiedene Experimente zu machen. Der Wissensdurst der normalhörenden Kinder war dabei kaum zu bremsen.
Nach einem intensiven, gelungenen und chaotischen Probentag am Samstag, den 4. Juli waren alle für Sonntag gerüstet. Vor jeweils 100 Zuschauern galt es zwei Auftritte zu bestreiten. „Gelebte Integration“, so das begeisterte Statement Bernd Hartmanns (Leiter des SCIC Dresden) nach den Aufführungen. Für alle beteiligten Kinder und Pädagogen war es ein unvergessliches Erlebnis mit vielen neuen Erfahrungen und Eindrücken.
Über dieses Erbsenschulprojekt wurde ein kurzer Trailer gedreht, diesen finden sie hier.