Akute Durchblutungsstörungen der Beine & Arme
Was ist eine akute Durchblutungsstörung?
Eine akute Durchblutungsstörung hat als Ursache meist eine Verschleppung eines Blutgerinnsels (Embolie), eine lokale Verlegung des Gefäßes bei vorbestehender Verengung (akut auf chronisch bei vorgeschädigtem Gefäß, arterielle Thrombose) oder eine überschießende Aktivierung der Blutgerinnung z.B. bei einer Krebserkrankung mit Gerinnselbildung. Bei der Embolie bildet sich meist aufgrund einer Bewegungsstörung im Herzen ein kleines Blutgerinnsel, welches dann in die Blutbahn geschleudert wird. Gelangt dieses in den Kopf kommt es zum Schlaganfall. Gelangt das Blutgerinnsel in die Eingeweidearterien oder Arm- oder Beinschlagadern und bleibt es dort stecken bzw. entsteht dort eine lokale Thrombose wird das nachgeschaltete Gewebe wird nicht mehr ausreichend durchblutet. Es fehlen somit Sauerstoff und Nährstoffe. Für den Patienten äußert sich dies mit Schmerzen, einer blassen und kühlen Extremität. Dies ist ein Notfall, der rasch behandelt werden sollte, da sonst das Bein/der Arm absterben und amputiert werden müssen.
Kompartmentsyndrom (Tourniquet-Syndrom)
Durch die wieder hergestellte Durchblutung kann es zu einer Schwellung der Muskeln am Unterschenkel kommen. Diese Druckzunahme führt dann zu einer zusätzlichen Schädigung noch gesunder Muskeln und Nerven. Im schlimmsten Falle kann durch die Schwellung auch die venöse und sogar arterielle Durchblutung abgedrückt werden. Folgen sind erneuter Gewebeuntergang, Nervenschäden und Kontrakturen, sodass zum Beispiel das Anheben der Fußspitze nicht mehr möglich ist.
Akuter infrarenaler Aortenverschluss
Befindet sich der Gefäßverschluss nicht nur in einer Beinschlagader sondern in der Bauchschlagader, so ist das Krankheitsbild noch bedrohlicher, denn es werden beide Beine nur noch sehr schlecht bis überhaupt nicht durchblutet. Zusätzlich kann noch eine Durchblutungsstörung der Organe des kleinen Beckens vorhanden sein, was zu Stuhl- und Harninkontinenz führen kann.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Akute Gefäßverschlüsse: Embolektomie
Bei einem akuten Gefäßverschluss muss die betroffenen Schlagader freigelegt und eröffnet werden. Dann wird ein kleiner Katheter, an dessen Ende sich ein Ballon befindet in die Schlagader hineingeschoben. Danach wird der Ballon aufgeblasen und der Katheter aus dem Gefäß gezogen. Dabei entleert sich das geronnene Blut. Dies wird solange wiederholt, bis nur noch flüssiges Blut im Gefäß ist. Dann wird dieses wieder verschlossen. In vielen Fällen müssen noch weitere Maßnahmen ergriffen werden um die betroffen Gefäße wieder vollständig durchgängig zu machen. Minimalinvasive Vorgehensweisen durch die Arterien wie Aspirations (Absaug-) Kathertertechnik, die einfache oder Stent geschützte Angioplastie, Rotablation etc. ersparen dem Patienten häufig zusätzliche Schnitte oder Bypassanlagen bzw. können sinnvoll mit bewährten offen chirurgischen Techniken kombiniert werden, um ein optimales Revaskularisationsergebnis bis in die kleinsten Arterien bei kleinster körperlicher Belastung erzielen zu können.
Kompartmentsyndrom
Um ein Kompartmentsyndrom trotz Schwellung der Muskeln zu verhindern eröffnet man längs an Außen- und Innenseite des Unterschenkels die Muskelhäute, die die Muskeln umgeben. Dadurch wird der Druck im Gewebe gesenkt und die Nerven werden nicht geschädigt. Durch die Schwellung ist ein Verschluss der Haut zu meist nicht mehr möglich, sodass zunächst ein zusätzlicher Flicken aus Kunsthaut die Wunde bedeckt. Wenn die Schwellung einige Tage später rückläufig ist, kann die Kunsthaut entfernt werden und die Wunde wird zugenäht. Manchmal bleibt der Unterschenkel jedoch länger geschwollen, sodass man die Wunde mit einer Hauttransplantation vom Oberschenkel decken muss. Hierfür wird nur eine sehr dünne Schicht aus Haut von Oberschenkel abgenommen, dort bildet sich eine Art Schürfwunde.
Akuter infrarenaler Aortenverschluss
Beim infrarenaler Aortenverschluss kann genauso wie bei den Beinverschlüssen eine der Versuch einer Embolektomie über die Leistenschlagader (in der Leistenbeuge gelegen) vorgenommen werden. Häufig schafft man es nicht das gesamte Blutgerinnsel aus der Hauptschlagader zu entfernen, hat aber wieder einen Kanal in der Schlagader geschaffen, so kann man heute diesen in Kathetertechnik erweitern, um somit einen Bauchschnitt zu verhindern. Dabei werden Ballone bzw. ein Metallröhrchen oder Stentprothesen in die Schlagader eingeführt und unter Röntgenkontrolle aufgedehnt. Somit können in den meisten Fällen zum Wohle des Patienten große belastende Schnitte vermieden werden. Gelingt dies nicht oder nur mit einem unzufriedenen stellenden Ergebnis, so kann natürlich jederzeit auch eine offen chirurgische Operation mit Bypassanlage erfolgen, um den Patient optimal zu versorgen.