Verengung der Halsschlagader (Carotisstenose)
Was sind Ursachen und Symptome?
Die häufigste Ursache einer Verengung der Halsschlagader (Carotisstenose) ist die Arteriosklerose. Risikofaktoren sind Bluthochdruck, Rauchen, höheres Lebensalter oder Erhöhungen der Blutfettwerte. Carotisstenosen verursachen in der Regel lange Zeit keine Symptome. Sie äußern sich häufig durch kurzzeitige Durchblutungsstörungen der Augen, Schwindel oder Gleichgewichtsstörung. Ebenso können kurzzeitige Bewegungs- und Gefühlsstörungen in Armen oder Beinen auftreten.
Wie wird eine Verengung (Stenose) der Halsschlagader (A. carotis) diagnostiziert?
Bei circa 1% der Gesamtbevölkerung besteht eine Verengung der Halsschlagader. Bei über 60 jährigen ist das Vorkommen deutlich häufiger. Es besteht ein jährliches Risiko von 1-2% für die Entwicklung eines Schalganfalls sollte eine asymptomatische Verengung bestehen. Bei symptomatischen Verengungen besteht ein Risiko einen Rezidivschlaganfall zu erleiden von ca. 15%. Das Risiko ist am höchsten in den ersten Tagen nach Erstereignis. Es wird geschätzt, dass mehr als 30000 Carotis-assozierte Schlaganfälle pro Jahr in Deutschland auftreten. Die Schlaganfälle führen häufig zu nicht reversiblen Behinderungen. Häufig werden Carotis-Stenosen im Rahmen einer Ultraschall-untersuchung (Duplexsonografie) der Halsgefäße festgestellt. In diesem Falle spricht man von asymptomatischen Carotisstenosen, da die Verengung noch zu keinen Symptomen geführt hat. Im Rahmen der Duplexsonografie kann das Ausmaß der Stenosierung genau ausgemessen und kontrolliert werden. Bestehen hochgradige Stenosen oder eine Zunahme der Stenosierung über die Zeit, kann nach ausführlicher Risikoabwägung eine präventive Stenosebeseitigung (OP oder Stent) sinnvoll sein, um einen Schlaganfall zu vermeiden. Wenn Symptome auftreten, die durch eine Carotisstenose erklärt werden können, spricht man von einer symptomatischen Carotisstenose.
Vorboten oder Warnsymptome sind zum Beispiel eine zeitweilige Schwäche oder Missempfindungen einer Körperseite (transiente ischämische Attacke) oder eine vorrübergehende Erblindung eines Auges (Amaurosis fugax). Dauerhafte neurologische Schädigungen entstehen durch einen Schlaganfall mit Absterben von Hirngewebe (z.B. Halbseitenlähmung). In aller Regel werden symptomatische Carotisstenosen im Akutstadium vom Neurologen diagnostiziert und führen zur Aufnahme und Therapie auf einer Schlaganfall-Station („stroke unit“) der Klinik für Neurologie. Symptomatische Carotisstenosen sollten fast immer durch einen Eingriff beseitigt werden. Zur genauen Risikoabwägung und besseren Planung des Eingriffs sowie zur Abschätzung des Gehirnschadens werden zusätzliche Bilder mit der Computertomografie und/oder der Magnetresonanztomografie angefertigt.
Wie und wann sollte eine Carotisstenose beseitigt werden?
Nachdem alle Befunde vorliegen, wird die Notwendigkeit und Art einer Intervention in einer Spezialkonferenz für Carotiserkrankungen („Carotis-Board“) im interdisziplinären Ansatz besprochen. An der Konferenz nehmen alle behandelnden Fachdisziplinen teil (Neurologie, Neuroradiologie, Angiologie, Gefäßchirurgie). Die Therapieempfehlung wird dann mit Ihnen und Ihren Angehörigen gemeinsam besprochen. Bei symptomatischen Carotisstenosen sollten nicht mehr als 14 Tage zwischen dem Symptom-Ereignis und der Therapie liegen, um optimale Ergebnisse zu erzielen. Bei sich verschlechternder neurologischer Symptomatik auf der Schlaganfallstation muss manchmal auch im Notfall operiert werden.
Prinzipiell stehen zwei Verfahren zur Sanierung einer Carotis-Stenose zur Verfügung:
1. Operativ durch Freilegung der Arterie und Ausräumung der Stenose
2. Endovaskulär mit Katheter und Stentangioplastie
Ob eher der Stent oder die Operation das sichere und auf lange Frist erfolgsversprechende Verfahren ist, muss individuell abgewogen und ausführlich besprochen werden. Vereinfachend kann man sagen, dass die aktuelle Datenlage der Operation (vor allem bezüglich der durch den Eingriff bedingten Schlaganfälle) den Vorzug vor dem Stent gibt, bei bestimmten Patienten kann jedoch auch die Stentangioplastie die Therapie der Wahl sein. Wann immer möglich führen wir die Operation an der Halsschlagader in regionaler Betäubung (Regionalanästhesie, am wachen Patienten) durch. Ohne dass der Patient Schmerzen verspürt bleibt es so möglich, die Funktion des Gehirns über die gesamte Operationsdauer und unmittelbar danach zu überprüfen. Sollte eine Vollnarkose notwendig sein, benutzen wir technische Geräte zur neurologischen Überwachung (z.B. somatisch evozierte Potenziale, SEPs). Die Qualität der Gefäßrekonstruktion wird auf dem Operationstisch mit einer Kontrastmitteldarstellung (Angiografie) des OP-Gebietes und der Hirngefäße gesichert. Das genaue Operationsausmaß muss anhand des individuellen Befundes angepasst werden.
Leitlinien und Qualitätssicherung
Zur Behandlung der Carotisstenose gibt es Leitlinien auf vergleichsweise guter Datenbasis. Wir legen gemeinsam mit unseren Kollegen der Neurologie, Neuroradiologie und Angiologie größten Wert darauf, einen leitliniengerechten Therapieplan zu erstellen. Größte Sorgfalt besteht nicht nur während der Operation, sondern auch bei der Kontrolle der Ergebnisse. Damit die Operation nützlich ist, müssen die Komplikationsraten gering sein. Um dies zu überwachen, müssen alle Carotis-Operationen und ggf. deren Komplikationen an ein externes Melderegister übertragen werden.