Erkrankungen der supraaortalen Gefäße
Erkrankungen der supraaortalen Arterien (Kopf-Armschlagadern)
Unter den „supraaortalen Arterien“ versteht man sämtliche Gefäßabgänge aus dem Aortenbogen heraus. Über diese werden der Kopf und die Arme mit Blut versorgt.
Verengungen (Stenosen) oder Verschlüsse (Okklusionen) der Arterien in diesem Bereich führen häufig zu Durchblutungsstörungen der Arme und/oder des Gehirns.
Am häufigsten von Stenosen betroffen ist der Abgang der inneren Kopfschlagader (Arteria carotis interna), über die ein großer Teil des Gehirns mit Blut versorgt wird. Diese Stenosen sind meistens durch lokale Kalkablagerungen (Atherosklerose) bedingt.
Viele Stenosen der Halsschlagader werden zufällig und ohne Symptome (asymptomtisch) im Rahmen einer Ultraschalluntersuchung entdeckt. In den anderen Fällen sorgen zeitweilige (transiente ischämische Attacke - TIA; Erblindung eines Auges - Amaurosis fugax) oder dauerhafte (Halbseitenlähmung, Schlaganfall) neurologische Symptome zur Entdeckung der Stenose.
Diagnostik und Therapie
Zur exakten Diagnostik und Therapieplanung braucht man neben der Ultraschalluntersuchung der Halsgefäße weitere moderne bildgebende Verfahren wie die Gefäßdarstellung (Angiografie) mittels Computertomografie und/oder Magnetresonanztomografie.
- An der Diagnostik und Behandlung der Patienten mit einer Carotisstenose sind je nach dem patienten-spezifischen Erkrankungsmuster in unserer Einrichtung neben der Gefäßchirurgie die Kollegen der Neuroradiologie, der Neurologie und der Angiologie im interdisziplinären Ansatz maßgeblich beteiligt. Jede Therapieempfehlung wird in Kenntnis der individuellen Krankenvorgeschichte, Untersuchungsbefunden und der Angiographie im Konsens zwischen den Fachdisziplinen und anhand etablierter Leitlinien erarbeitet.
- Stenosen oder Verschlüsse an den zentral gelegenen Armarterien (Truncus brachiocephalicus; A. subclavia) führen je nach Lokalisation und Ausmaß zu Durchblutungsstörungen der Arme und/oder zu neurologischen Symptomen wie Schwindel, Koordinations-, Seh- oder Schluckstörungen („Subclavian-Steal-Syndrom“). In weit über 90% sind auch diese Stenosen durch Arterienverkalkungen bedingt, seltener durch mechanischen Druck von außen auf die Gefäße („Thoracic-outlet-Syndrom“) oder Gefäßentzündungen (z.B. Takayashu-Arteriitis). Die Diagnostik umfasst neben Funktionstests vor allem eine exakte Bildgebung mittels CT oder MRT zur Therapieplanung. Es stehen sowohl offen chirurgische Verfahren (z.B. Ausschälplastiken, Bypassanlage) als auch endovaskuläre Verfahren (Stent) zur Behandlung zur Verfügung.
- Arterien-Erweiterungen (Aneurysmen) im Bereich der Hals- oder Armschlagadern sind selten. Sie kommen gehäuft im Rahmen genetischer Bindegewebsschwächen (Marfansyndrom, Ehlers-Danlos-Syndrom), eines „Thoracic-outlet-Syndroms“ oder bei Vorliegen einer anatomischen Variante der rechten Armarterie (sogenannte Arteria lusoria, „Kommerell-Divertikel“) vor. Sie bedürfen häufig aufgrund der Gefahr des Platzens und Verblutens (Ruptur), wegen der Gefahr der nachgeschalteten Gefäßverstopfung (Embolisation) oder wegen quälender Symptome (z.B. Schluckstörungen bei Druck auf die Speiseröhre) einer komplizierten gefäßchirurgischen Ausschaltung. Häufig ist hierzu die zeitgleiche Anwendung offen chirurgischer Verfahren und endovaskulärer Verfahren („Hybrid-Chirurgie“) notwendig.