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Niereninsuffizienz / Hämodialyse

Was ist ein Shunt und wofür wird er benötigt?

Die Niere ist für die Ausscheidung von Stoffwechselprodukten und Wasser sowie für die Steuerung des Elektrolythaushaltes zuständig. Die häufigsten Ursachen für eine Nierenschädigung sind chronische Entzündungen (Glomerulonephritis), erhöhter Blutdruck und Diabetes mellitus. Verschlechtert sich die Nierenfunktion, kann diese häufig nicht wieder hergestellt werden. Dann wird eine Dialysebehandlung notwendig, bei der das Blut außerhalb des Körpers maschinell gereinigt wird.

Für die Dialyse benötigt man einen dauerhaften Zugang zu Blutgefäßen, um regelmäßig große Mengen Blut entnehmen, reinigen und wieder in den Körper zurückführen zu können. Eine normale Vene am Arm ist dafür zu schmal und würde sich bei häufigem Anstechen entzünden und vernarben. Daher wird die Anlage eines sog. arterio-venösen Shunts (auch „av-Fistel“ genannt) notwendig. Dabei wird eine direkte Kurzschlussverbindung zwischen einer Arterie (Schlagader) und einer Vene angelegt. Durch diese Kurzschlussverbindung wird die angeschlossene Vene aufweitet, sie verhärtet sich und ist gut durch die Haut zu tasten. Somit kann sie mehrfach wöchentlich mit einer Nadel angestochen werden und hierrüber die Dialysebehandlung erfolgen. Da die regelmäßige Blutwäsche für die meisten Dialysepatienten überlebensnotwendig ist, kann man deshalb den av-Shunt als „Lebensader“ bezeichnen.

Wann und wie wird ein Shunt angelegt?

Häufig verschlechtert sich die Nierenfunktion langsam und die Notwendigkeit einer Dialyse lässt sich rechtzeitig absehen. Da es nach der Anlage eines av-Shunts in etwa 6 Wochen dauert, bis man ihn für die Dialyse verwenden kann (man spricht von der „Reifung der Shuntvene“) oder im Falle eines Prothesenshunts 3 Wochen Einheilungszeit abgewartet werden sollten, muss die Anlage mit entsprechendem zeitlichen Vorlauf geplant werden.

Die Planung der Erstanlage oder einer planbaren Korrektur-Operation erfolgt in unserer Fistelsprechstunde (mittwochs 14 Uhr, Gefäßambulanz Haus 7), in Notfällen oder bei Problemen jederzeit in der allgemeinen Gefäßsprechstunde. Dort wird ein Ultraschall (Duplexsonographie) der Arterien und Venen der Arme gemacht, um eine geeignete Stelle für den Dialysezugang zu finden. Diese kann je nach Größe und Vorhandensein von oberflächlichen Venen vorzugsweise am Unterarm, aber auch am Oberarm erfolgen. Anschließend wird der Eingriff ausführlich mit Ihnen besprochen und ein Termin für die stationäre Aufnahme vereinbart.

Die Erstanlage eines Dialyseshunts erfolgt üblicherweise in örtlicher Betäubung in einem kurzen stationären Aufenthalt. Es wird ein kurzer Hautschnitt am handgelenknahen Unterarm oder seltener im Bereich der Ellenbeuge gemacht, die Arterie und Vene werden aufgesucht und durch eine Naht verbunden. Am Folgetag der Operation wird mittels Ultraschall das Blutvolumen ermittelt, welches durch den Shunt fließt und meist ist dann, je nach Allgemeinzustand und Wundverhältnissen, auch die Entlassung möglich.

Was ist nach der Shunt-Anlage zu beachten?

Das Nahtmaterial kann bei unauffälligen Wundverhältnissen nach etwa 10 Tagen entfernt werden. Bis dahin ist darauf zu achten, dass der operierte Arm nicht zu stark angewinkelt wird. Für die Dialyse kann der Shunt nach ca. 6 Wochen verwendet werden, da sich die Vene erst ausreichend aufdehnen und sich die Venenwand an den höheren Druck und Blutfluss gewöhnen muss. Durch Umbauprozesse kommt es zu einer gewünschten Verhärtung der Venenwand, welche die wiederholten Punktionen im Rahmen der Dialyse erst ermöglicht.

Welche Alternativen gibt es?

Manchmal sind die körpereigenen Venen an den Armen für die Anlage eines av-Shunts nicht geeignet, weil sie zu schmal, vernarbt oder im Rahmen der langjährigen Dialyse bereits aufgebraucht wurden. Auch in diesen schwierigeren Fällen ergibt sich nahezu immer die Möglichkeit einen Dialysezugang anzulegen. Es kommen in diesen Fällen sogenannte atypische Dialysezugänge oder Katheterverfahren zum Einsatz bzw. auch eine Kombination aus beiden (z.B. Verwendung eines HeRO®-Grafts). Beispiele für atypische Dialysezugänge sind z.B. Oberschenkelshunts oder arterio-venöse bzw. arterio-arterielle Loop- oder Collier-Shunts am Oberkörper.