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Verengung der Eingeweidearterien

Anatomie der Eingeweidearterien

Die Menschen verfügen über insgesamt drei Eingeweidearterien. Der erste große Ast unterhalb des Zwerchfells heißt truncus coeliacus (TC) und versorgt die Leber, den Magen und die Milz mit arteriellem Blut. Das nächste große Gefäß ist die Arteria mesenterica superior (AMS) und versorgt den Großteil der Gedärme und zusammen mit dem TC die Bauchspeicheldrüse. Als dritte Eingeweidearterie wird die Mastdarmschlagader - Arteria mesenterica inferior (AMI) geführt. Es besteht meistens ein ausgedehnter Umgehungskreislauf zwischen den drei Gefäßen. Das führt dazu, dass anfangs jede Erkrankung bzw. Stenosierung einzelner Gefäße gut kompensiert wird.  Klinische Symptome – die sog. „Angina abdominalis“ – entwickeln sich deshalb meist erst bei ausgeprägten Verengungen oder Verschluss von mindestens zwei oder drei der typischen Eingeweidengefäße. Betroffene Patient*innen haben meist einen langen Leidensweg von Monaten bis Jahren hinter sich bis die wahre Ursache Ihrer Beschwerden diagnostiziert wird. Wegweisend sind hier die richtungsweisenden Beschwerden und bildgebende Untersuchungen wie Duplexsonographie, Kernspintomographie oder Computertomografie mit Darstellung der viszeralen Gefäße.

Was sind die Symptome einer chronischen Angina abdominalis?

Typische Beschwerden einer Angina abdominalis entstehen meist erst dann, wenn eine Kombination mehrerer Engstellen (Verkalkung oder Stenose), Verschlüsse (Okklusion) oder einem seltenen Kompressionssyndrom (Einengung von draußen z.B. Dunbar-Syndrom) auftritt.
Diese Symptome äußern sich durch typische postprandiale Bauchschmerzen (Schmerzen mit ca.15-30min Verzögerung nach einer Mahlzeit), selten durch Diarrhöe (Durchfall) oder Meteorismus (Blähungen). In ausgeprägten Fällen führt es zur Verhaltensänderung mit Verkleinerung der Mahlzeiten, bis zu fast kompletten Essensvermeidung und somit zu starker Gewichtsabnahme (Kachexie). Meistens sind die Beschwerden eher unspezifischer Art und werden erst nach eingehender Anamnese erfasst. Die Hauptursache ist in den meisten Fällen die fortschreitende Arteriosklerose (Altern der Gefäße) im Alter (>60 Jahre).

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Bei ausgeprägten Symptomen mit postprandialen Bauchschmerzen und spätestens bei einem Gewichtverlust sollte eine zeitnahe Therapieeinleitung erfolgen. An erster Stelle ist die minimalinvasive kathetergestützte Therapie zu erwähnen. Hier werden bei geeigneten anatomischen Gegebenheiten (z.B. kurze Engstelle oder kurzer Gefäßverschluss) mit einem Katheter über ein Arm- oder Beingefäß die viszeralen Gefäße sondiert, mit einem Angioplastieballon aufgedehnt und anschließend mit einem Stent (geflochtene metallische Gefäßstütze) versorgt und offengehalten.
Eine klassische offen-chirurgische Therapie einer symptomatischen Angina abdominalis kann bei Patienten mit einem niedrigen kardiopulmonalem Operationsrisiko und nach fehlgeschlagener minimal-invasiver Intervention erwogen werden. Hier erfolgt die Operation über einen Bauchschnitt und als offene Gefäßrekonstruktion werden gefäßchirurgische Standardtechniken die Erweiterungsplastik, die Transposition (Umsetzung), eine Bypassanlage (Umleitungsoperation) oder eine retrograde Stentangioplastie angewandt.
Hierbei wird hauptsächlich die körpereigene Vene (an der Oberschenkelinnenseite - vena saphena magna) verwendet. Ist diese körpereigene Vene nicht geeignet, wird zur Bypassanlage eine Kunststoffprothese verwendet.

Bei dem seltenen Kompressionssyndroms der oberen Eingeweidearterie – des Truncus coeliacus – dem „Dunbar“-Syndrom, erfolgt die operative Behandlung meist mittels minimalinvasiven Verfahrens (Schlüßellochoperation) oder seltener klassisch über einen Bauchschnitt offen-chirurgisch. Das Ziel ist den das Gefäß einengenden muskulären Zwerchfellansatz (Ligamentum arcuatum) durchtrennen und somit die Ursache der Gefäßverengung beseitigen.  
 
Beim seltenen „Wilkie-Syndrom“ handelt es sich um ein Kompressionssyndrom des Zwölffingerdarms, durch die Arteria mesenterica superior, die in diesem Falle sehr flach fast parallel zur Aorta verläuft und diesen Darmabschnitt einengt und somit die Verdauung in oberen Verdauungstrakt stört. Die Beschwerden können sich hier mit Appetitlosigkeit, Aufstoßen, Sodbrennen, rezidivierender Magenentzündung, bis zum wiederholten Erbrechen äussern.  Die chirurgische Behandlung erfolgt entweder durch eine Darmumleitungsoperation oder eine Gefäßtransposition.

Was ist in der Nachsorge zu beachten?

Wie bei jeder Gefäßerkrankung folgen regelmäßige Verlaufskontrollen bei ambulanten Gefäßmedizinern. Die Verlaufskontrollen können auch in unserer Gefäßambulanz vereinbart werden. Anfangs werden engmaschige klinische und bildgebende Untersuchungen veranlasst, später meist in jährlichem Intervall. Die bildgebende Untersuchung in der Nachsorge ist an erster Stelle die Duplexsonographie der Eingeweidegefäße. Sollten Auffälligkeiten entdeckt werden, dann kommt hauptsächlich die kontrastmittelgestützte Computertomographie zum Einsatz, um therapeutische Konsequenzen zu bestätigen oder auszuschließen. Die medikamentöse Therapie richtet sich nach den zu behandelnden Risikofaktoren (Bluthochdruck, Cholesterin, Blutzucker, Rauchen) und beinhaltet entsprechende Medikamente. Zur Behandlung einer symptomatischen Gefäßerkrankung werden die Verordnung von einem Thrombozytenhemmer (Acetylsalicylsäure oder ähnliches) und einem Lipidsenker empfohlen.