Mit Roboter und Navi im Brustkorb unterwegs
Professor Michael Schweigert ist Spezialist für die roboterassistierte Chirurgie bei Operationen im Brustkorb. Mit Hilfe des hochmodernen Robotersystems können gerade Operationen an der Lunge und im Mittelfellraum wesentlich präziser und gleichzeitig für den Patienten schonender als mit herkömmlichen Techniken durchgeführt werden. Seine künftige wissenschaftliche Arbeit gilt der weiteren Verfeinerung dieser Operationsmethodik.
Professor Michael Schweigert setzt bei der Detektion und Entfernung von Tumoren im Brustraum auf technische Innovationen. Damit lassen sich die Dauer von Operationen und die Belastung für die Patienten deutlich senken. Als einer von nur wenigen Standorten in Deutschland kommt in der Thoraxchirurgie am Universitätsklinikum Dresden die elektromagnetisch navigierte Bronchoskopie (ENB) zum Einsatz. Damit können auch kleinste Lungentumore, die mit konventionellen Techniken kaum aufzuspüren sind, gefunden und markiert werden. Im Anschluss ist dann eine Roboteroperation möglich und dem Patienten kann die herkömmliche Eröffnung des Brustkorbes erspart werden.
Lungentumore gelten als besonders aggressive Krebsart. Sie metastasieren schon im frühen Stadium und befallen vorzugsweise Nebennieren und Gehirn. Professor Dr. Michael Schweigert ist Spezialist für die roboterassistierte Chirurgie bei Operationen im Brustkorb am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus in Dresden. Im Februar hat er seine Berufung als Professor erhalten. Er möchte die herausragenden technischen Bedingungen am Uniklinikum nutzen, um die Lokalisation und Resektion kleiner Lungentumore weiter zu verfeinern. Der Einsatz hochmoderner Operationsroboter sowie navigierter Bronchoskopieverfahren spielt dabei eine besondere Rolle.
Sie sind oft nur wenige Millimeter groß und entscheiden doch über Leben und Tod. Kleine Lungentumore während einer Operation zu entdecken, ist die Herausforderung für Thorax-chirurgen wie Professor Michael Schweigert. In der Vergangenheit half der Tastsinn weiter. Doch dafür musste der gesamte Brustkorb des Patienten geöffnet werden. Die Massivität des Eingriffs stand dabei oft in keinem Verhältnis zur Größe der zu entfernenden Tumore oder Metastasen. Professor Schweigert nutzt nun die technischen Vorsetzungen des Hybrid-OPs am Uniklinikum Dresden, um die minimalinvasive Chirurgie zu etablieren. Diese Operationssäle sind zusätzlich mit Diagnostikgeräten, wie einem Computertomographen (CT), ausgestattet. „Wenn der Patient operiert wird, können wir die Bildgebung nutzen, um kleine Tumorherde zu identifizieren und zu markieren, die mit der üblichen Brustraumspiegelung nicht zu entdecken sind“, sagt der Thoraxchirurg. Dazu werden die Krebsherde mit kleinen Drähten markiert und schließlich gleich entfernt, was dem Patienten eine zusätzliche Narkose erspart.
Künftig sollen Karzinome mit Hilfe der elektromagnetischen Navigationsbronchoskopie aufgespürt werden. Das Verfahren, welches in Deutschland nur an wenigen ausgewählten Standorten verfügbar ist, wird in der Thoraxchirurgie am UKD seit November 2019 mit Erfolg angewandt. Es ist sowohl geeignet, Gewebeproben zu gewinnen als auch während der Operation kleine Tumoren zuverlässig zu markieren, so dass eine minimal-invasive, Roboter-assistierte Operation möglich wird. „Der Charme des Verfahrens liegt darin, dass in nur einem Setting sowohl die Markierung als auch die Operation erfolgen kann, und der Patient damit nicht nur schnell und schonend, sondern auch höchst präzise und punktgenau behandelt werden kann“, sagt Professor Michael Schweigert.
Die von ihm behandelten Fälle sind auch immer wieder Thema in den Vorlesungen, die er an der Medizinischen Fakultät der Technischen Universität Dresden hält. Studierende schätzen dabei die interaktive Komponente der Lehreinheit. Bei den vorgestellten Krankheitsbildern können die Lernenden via Smartphone über mögliche nächste Therapieschritte abstimmen. Die Ergebnisse werden ausgewertet und diskutiert. Professor Schweigert hofft so, Teile der nachfolgenden Medizinergeneration für die Thoraxchirurgie begeistern zu können.
„Er hat klare wissenschaftliche Vorstellungen, die er auch in seiner Lehre umsetzt. Mit Professor Schweigert haben wir einen Impulsgeber gewinnen können, der überregional renommiert ist und mit seiner Arbeit den Fokus auf die digitale Komponente im OP lenkt“, sagt der Dekan der Medizinischen Fakultät der TU Dresden, Professor Heinz Reichmann.
„Professor Dr. Schweigert ist ein Thoraxchirurg, der schwerkranken Patienten zeitnah innovative Behandlungskonzepte zugänglich macht. Der von ihm forcierte Einsatz robotergesteuerter Operationsmethoden bei der Entfernung von Krebszellen und Metastasen in der Lunge passt gut in das Profil der Hochschulmedizin Dresden, die mit dem Universitäts KrebsCentrum und dem Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen zu den führenden krebsmedizinischen Standorten Deutschlands gehört“, ergänzt Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand des Uniklinikums.
Schweigert wurde in Bayern geboren. Nach dem Studium in Erlangen und der Facharztausbildung in der Oberpfalz und in Nürnberg kam der heute 44-Jährige 2014 in ein Dresdner Krankenhaus, in dem er bereits einen thoraxchirurgischen Bereich geleitet hat. 2018 ist er an das Uniklinikum Dresden gewechselt.Die Gründung des Ostdeutschen Lungenzentrums (ODLZ) ergänzt seine Expertise. Das aus einer Kooperation von Strahlentherapeuten, Nuklearmedizinern und Thoraxchirurgen des Uniklinikums mit den Fachärzten des auf Pneumologie spezialisierten Fachkrankenhauses Coswig entstandene Zentrum ermöglicht es, die Behandlung von Lungenkranken überregional zu steuern. Diese Bündelung der Kompetenzen wird immer dringlicher. Lungenkarzinome sind die Krebserkrankung, die bei Männern am häufigsten zum Tod führt, bei Frauen am zweihäufigsten.
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
Klinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie
Bereich Thoraxchirurgie
Leiter: Prof. Dr. med. Michael Schweigert
Tel.: 0351 458-67 55 Frau Richter
E-Mail: Prof. Dr. Michael Schweigert
www.uniklinikum-dresden.de/vtg