Das regenerative Potential humaner Pulpafibroblasten
Die humane Pulpa aus Weisheitszähnen stellt eine leicht zugängliche Quelle zur Gewinnung von Stammzellen bzw. pluripotenten Pulpafibroblasten dar, da in der klinischen Routine besonders bei Patienten im Alter von 14 bis 30 Jahren viele Weisheitszähne aufgrund kieferorthopädischer, prophylaktischer oder schmerztherapeutischer Sicht extrahiert werden. Mit speziellen Nährmedien ist es anschließend möglich, Fibroblasten aus der Pulpa von Zähnen mit abgeschlossenem Wurzelwachstum (DPSCs), unvollständigem Wurzelwachstum (SCAPs) sowie aus Zahnkeimen (DFV) und aus Milchzähnen (SHED) zu gewinnen und zu differenzieren. Im Sinne der Zahnerhaltung sind insbesondere die Methoden und Zusätze interessant, die zu einer Umwandlung von undifferenzierten Pulpafibroblasten in odontoblastenähnliche Zellen führen, da diese zur Neubildung von Zahnhartsubstanz befähigt sind und damit entscheidend zur Defektheilung nach therapeutischen Eingriffen beitragen können.
Derartige Defekte sind Verletzungen infolge Traumata oder profunder Karies während der Behandlung. Sie führen in vielen Fällen zur Eröffnung der Pulpa bzw. des Nerven eines Zahnes und damit zur Zerstörung der mineralisationsfähigen Odontoblastenschicht. Klinisch folgt daraus in den meisten Fällen das Absterben des Zahnes. Im Idealfall kommt es jedoch zur Rekrutierung von undifferenzierten Zellen aus tieferliegenden Schichten der Pulpa, die sich während ihrer Migration zum Entzündungs- bzw. Verletzungsort in mineralisationsfähige sogenannte odontoblastenähnliche Zellen umwandeln. Damit sind eine Defektheilung und der Erhalt der Vitalität eines Zahnes möglich.
Bislang erfolgte mit Hilfe eines umfangreichen Zellpools die Kultivierung und Differenzierung der gewonnenen Pulpafibroblasten in Osteoblasten, odontoblastenähnliche Zellen, Adipozyten und Endothelzellen sowie deren molekularbiologischer und histologischer Nachweis. Bei allen bisher kultivierten Pulpafibroblasten wurde davon ausgegangen, dass es sich um pluripotente Fibroblasten handelt, ein direkter Nachweis der Zugehörigkeit der Zellen zu einer Stammzellspezies erfolgte nicht. Insofern richten sich unsere Bemühungen weiterhin auf den Nachweis und die topographische Zuordnung von Stammzellen in der humanen Pulpa.