
Neurochirurgie
Es kommt nur selten vor, dass mit Hilfe von Bildgebungs- und Laboruntersuchungen die Multiple Sklerose nicht eindeutig diagnostiziert werden kann. In diesen seltenen Fällen kann man auf das Hilfsmittel der Gehirnbiopsie zurückgreifen, bei der durch den Neurochirurgen Proben im Gehirn gewonnen werden und die histologische Untersuchung durch einen Neuropathologen wichtige diagnostische Aufschlüsse zulässt.
Andererseits sind die Neurochirurgen wichtig für innovative symptomatische Therapien. Bei schwerer Spastik, der pathologisch erhöhten Muskelspannung, die medikamentös nicht ausreichend anspricht oder deren Behandlung mit zu starken Nebenwirkungen assoziiert ist, kann die neurochirurgische Anlage einer Baclofenpumpe in den Rückenmarkskanal eine wertvolle Therapieoption sein. Dort wird dann über eine von außen einstellbare Pumpe das Medikament lokal vor Ort abgeben, wo es besser wirkt und sich für weniger Nebenwirkungen verantwortlich zeichnet. Auch bei der Schmerztherapie haben die Neurochirurgen langjährige Erfahrungen. Die extremen Schmerzepisoden der Trigeminusneuralgie lassen sich über bestimmte stimulative Verfahren, die von den Neurochirurgen implantiert werden, oder über destruktive Verfahren positiv beeinflussen. Dies ist gerade dann von Bedeutung, wenn medikamentöse Therapien nur unzureichend ansprechen. Auch periphere Nerven können durch implantierte Stimulatoren gereizt werden, wenn die durch sie versorgten Muskeln aufgrund einer zentralen MS-Läsion nicht mehr richtig angesteuert werden. Dann kann zum Beispiel eine Lähmung des Fußhebers über eine solche Stimulation kompensiert werden.