DEWI
Versorgungsepidemiologische Analyse von AOK Versicherten mit Wirbelsäulenerkrankungen im Zeitraum 2006 bis 2016in Deutschland
DEWI (Determinanten bei der Versorgung von Patienten mit Wirbelsäulenoperation) isteine durch den Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses geförderte Studie (Förderkennzeichen: VF1_2016-A-123_DEWI). Sie wird vom Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung (ZEGV) des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden, dem Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO) und der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU)durchgeführt.
Ziel von DEWI ist (1) die systematische Untersuchung von (regionalen) Eingriffsraten bei Wirbelsäulenoperationen (WS-OP) und struktureller Determinanten in Deutschland; (2) die Analyse medikamentöser und nicht medikamentöser Vorbehandlungen und diagnostischer Untersuchungen von Versicherten in Abhängigkeit der einweisenden ärztlichen Fachdisziplinen und deren Relevanz für eine WS-OP; (3) die Analyse von Operationsart und -umfang, Zeitpunkt und Einflussfaktoren von wiederholten Wirbelsäuleneingriffen im Therapieverlauf.
Hintergrund:
Im Zeitverlauf und regional existieren deutliche Unterschiede in der Häufigkeit von Wirbelsäuleneingriffen in Deutschland. Ob und welche soziodemographische, klinische und angebotsbezogene Determinanten bestehen, die den wesentlichen Teil der Häufigkeit von Eingriffsraten an der Wirbelsäule erklären können, soll anhand dieser Studie überprüft werden. Deutschlandweit, zwischen den Bundesländern, als auch auf Ebene der einweisenden ärztlichen Fachdisziplin, existieren ebenfalls beträchtliche Unterschiede im Einsatz von Vorbehandlungen. Ob die Operationsart und der Zeitpunkt eines erneuten Wirbelsäuleneingriffes vom initialen Eingriff abhängen, soll untersucht werden. Es stehen versichertenbezogene und versorgungsbezogene Einflussfaktoren (Determinanten), die grundsätzlich anhand von Sekundärdaten abgeleitet werden können, zur Verfügung.
Warum DEWI?
In einer alternden Gesellschaft nehmen degenerative Gelenk- und Wirbelsäulenerkrankungen zu. Wirbelsäulenerkrankungen gehören daher inzwischen zu den „Volkskrankheiten“. So liegt die Prävalenz allein des Kreuzschmerzes in der erwachsenen Bevölkerung je nach betrachteter Prävalenzperiode zwischen 30 und 70%. In den letzten Jahren haben sich bei Wirbelsäulenerkrankungen wesentliche Veränderungen sowohl in diagnostischer Qualität und Quantität als auch in der Therapie ergeben. Neue Operationsmethoden und die Ausweitung des operativen Spektrums führen in medizinischen Bereichen häufig zu einer Zunahme von Behandlungszahlen, welche von Politikern, Kostenträgern, Ärzteverbänden, sowie Patientenorganisationen diskutiert werden. Übergeordnetes Ziel des beantragten Forschungsprojekts ist es, durch innovative Analysemethoden von verknüpften Versorgungsdaten, soziodemographischen Daten und Daten der Strukturierten Qualitätsberichte ein besseres Verständnis der Determinanten operativer Eingriffe an der Wirbelsäule zu erlangen. Das Projekt zielt damit auf einen Erkenntnisgewinn ab, der direkt zur Verbesserung der Versorgungsqualität, Versorgungsgerechtigkeit und Versorgungseffizienz von Patienten mit Wirbelsäulenerkrankungen in der gesetzlichen Krankenversicherung beitragen kann. Gerade vor dem Hintergrund der deutlichen Zunahme an WS-Eingriffen in den vergangenen Jahren und der starken regionalen Heterogenität in der Versorgung von Versicherten mit WS-Erkrankungen ist eine zeitnahe, methodisch belastbare Beantwortung der Forschungsfragen von hoher Relevanz für Patient und Gesundheitssystem.. Bedarfsgerechte Versorgungsstrukturen und insbesondere ambulant-sensitive Krankenhausfälle können im Rahmen dieser Untersuchung beschrieben und Prozessfaktoren für die Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung abgeleitet werden.
Wie läuft die Studie ab?
Es erfolgt eine Sekundärdatenanalyse von gelinkten GKV-Routinedaten des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO), von Bedarfsplanungskennzahlen der ambulanten Versorgung, Daten des Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (INKAR) und Daten der Strukturierten Qualitätsberichte gemäß §137 SGB V. Das beantragte Forschungsprojekt wird durch innovative Methoden der Analyse von Versorgungsdaten mit weiteren Sekundärdaten belastbare Evidenz für die soziodemographischen, klinischen und angebotsseitigen Determinanten von WS-Eingriffen in Deutschland liefern. Durch die Analysen sollen Einflussfaktoren (1) auf die Häufigkeit von Wirbelsäulenoperationen bei AOK Versicherten innerhalb Deutschlands im Zeitraum 2005 bis 2015, (2) auf die Verordnung bzw. Nichtverordnung von spezifischen Therapien bzw. diagnostischen Verfahren vor einem WS-Eingriff und (3) auf die Häufigkeit von erneuten WS Eingriffen gefunden werden. Hierzu werden Mehrebenen Poisson-Modelle verwendet.
Die Datenanalyse erfolgt anonymisiert versichertenbezogen als Kohortenstudie unter Einhaltung aller datenschutzrechtlichen und regulatorischen Vorgaben. Ein wesentlicher Aspekt zur Gewährleistung des Datenschutzes besteht in der Trennung der Stellen für Datenmanagement am WIdO und der Stelle für Datenauswertung am ZEGV.
Für weitere Informationen zu DEWI:
Studienleiter:
Prof. Dr. med. Jochen Schmitt, MPH
Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung
0351 458-6493
E-Mail
Studienkoordination
Falko Tesch
Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung
0351 458-6480
E-Mail