Mo²Regio
Laufzeit: 01.01.2023 bis 31.12.2025
Hintergrund
Die Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse wird durch das Grundgesetz gefordert und ist ein parteienübergreifendes politisches Ziel. Für die Gesundheitsversorgung besteht die Herausforderung, dass sich die verschiedenen Regionen Deutschlands teilweise stark unterscheiden, etwa anhand ihrer Sozialstrukturen, der demographischen Entwicklung, der Ausbreitung verschiedener Krankheiten oder der Verfügbarkeit medizinischer Versorgungseinrichtungen. Daraus resultiert ein ebenso unterschiedlicher Bedarf an Gesundheitsleistungen. Aus ethischer und gesundheitsökonomischer Sicht sollten unabhängig vom Wohnort Gesundheitschancen und der Zugang zu angemessener Versorgung gewährleistet sein, damit vermeidbare und ungerechte Unterschiede im Gesundheitszustand aufgrund des Wohnorts oder des sozialen Status‘ auf ein geringstmögliches Maß reduziert werden. Regionale, sozioökonomische und bedarfsbedingte Besonderheiten müssen daher bei der Planung und Umsetzung einer bedarfsgerechten Gesundheitsversorgung berücksichtigt werden, um regionale Über-, Unter- und Fehlversorgung zu vermeiden. Besondere Herausforderungen bei der Sicherstellung einer angemessenen regionalen Gesundheitsversorgung sind unterschiedliche Planungsebenen (Bundes-, Länder-, oder Ebene der Kassenärztlichen Vereinigung), die heterogene Regionen mit unterschiedlichen Bedarfen bündeln. Weiterhin wird die regionale Abbildung des Versorgungsgeschehens und der Bedarfsplanung durch heterogene und v.a. sektorenspezifisch verfügbare Strukturdaten (Krankenhausbetten, Vertragsarztsitze) erschwert.
Das Konzept „Value-based Healthcare“ stellt die regionale, sektorenübergreifende Zusammenarbeit in den Vordergrund. Grundlage für die regionale Zusammenarbeit sollen patientenzentrierte Versorgungsziele sein, die überprüfbar sein müssen. Diese Überprüfbarkeit gelingt etwa durch Zusammenführung kleinräumig aggregierter und patientenindividueller Struktur- Prozess- und Ergebnisindikatoren. Die so erhobenen Daten sollen gemäß dem Konzept mit möglichst geringem Zeitverzug Entscheidern im Gesundheitssystem verfügbar gemacht werden, so dass diese kontinuierlich und sektorenübergreifend auf die Sicherstellung der Erreichung der vereinbarten Versorgungsziele hinwirken können.
Zielsetzung
Das Anliegen von Mo²Regio ist es, gemeinsam mit allen an der regionalen Gesundheitsversorgung Beteiligten in Sachsen die inzwischen breit geforderte sektorenunabhängige und -übergreifende Versorgungstransparenz und Steuerung in einem wissenschaftlich abgesicherten Rahmen zu konzipieren und an konkreten Use Cases umzusetzen. Als Use Cases dienen die Bereiche Kindergesundheit und Demenz. Ausgehend von diesen Use Cases wird Mo²Regio konkrete Handlungsempfehlungen für die Überführung der Projektergebnisse in die Regelversorgung ableiten.
Ablauf
Die Expertise der Projektpartner:innen wird in mehreren aufeinanderfolgenden Exptert:inneninterviews und Workshops anhand qualitativer Methoden erhoben und zu tragfähigen, messbaren Gesundheitsversorgungszielen konsolidiert. Als Datengrundlage nutzt Mo²Regio zum einen Routinedaten verschiedener Institutionen der sächsischen Gesundheitsversorgung und Verwaltung, darunter etwa Daten der AOK PLUS, des Statistischen Landesamts des Freistaates Sachsen und des Öffentlichen Gesundheitsdiensts. Dazu kommen Daten aus Befragungen in den beiden Use Cases von Mo²Regio, Kindergesundheit und Demenz. Es werden Patient:innen und Bürger:innen ebenso befragt wie sächsische Leistungserbringende, u.a. zu den Themen Inanspruchnahme von Versorgungsleistungen und wahrgenommene Versorgungsqualität. Somit wird der Patient:innen- und Bürger:innenperspektive auf die Versorgungssituation in Sachsen strukturiert Rechnung getragen.
Die Daten werden genutzt, um eine Plattform zu entwickeln, die den Status Quo der Versorgungssituation, insbesondere hinsichtlich regionaler Unterschiede in der Inanspruchnahme medizinischer Leistung abbildet und darauf aufbauend den zukünftigen Versorgungsbedarf in Relation zu den verfügbaren Angeboten zu prognostizieren. Das ZEGV bringt hierbei seine umfangreiche Erfahrung aus den Prognosen des Infektionsgeschehens und Bettenbedarfs im Rahmen der Corona-Pandemie (SIEHE DISPENSE) ein.
Projektleitung: Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung (Prof. Jochen Schmitt)
Schirmherrschaft: Sächsisches Staatsministerium für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt, Referat Öffentlicher Gesundheitsdienst, Infektionsschutz, umweltbezogener Gesundheitsschutz
Konsortialpartner: Wissenschaftliches Institut für Gesundheitsökonomie und Gesundheitssystemforschung WIG2 (Ines Weinhold), Universität Leipzig, Fakultät Wirtschaftswissenschaften (Jun.-Prof. Dr. Dennis Häckl), Technischen Universität München, Lehrstuhl für Gesundheitsökonomie (Prof. Dr. Leonie Sundmacher), Universitätsklinikum Leipzig, Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (Prof. Dr. Steffi Riedel-Heller)
Kooperationspartner: AOK PLUS, Krankhausgesellschaft Sachsen, Sächsische Landesärztekammer, Sächsischer Landkreistag, Sächsischer Städte- und Gemeindetag, Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen
Finanzierung: Innovationsausschuss beim Gemeinsamen Bundesausschuss
Für weitere Informationen zu Mo²Regio
Projektleitung:
Prof. Dr. med. Jochen Schmitt, MPH
Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung
0351 458-6493
E-Mail