Telepark
Vernetzung von Patienten mit fortgeschrittenem Parkinson-Syndrom und Parkinsonspezialisten durch Telemedizin und moderne Sensorik
Projektlaufzeit:
1. Januar 2019 bis 30. Juni 2022
Hintergrund:
Parkinsonpatienten stellen eine große versorgungsmedizinische Herausforderung in Sachsen dar. Es wird von einer Verdoppelung der Patientenzahlen in den nächsten Jahren ausgegangen. Die Patienten leben über den Freistaat verstreut, ihr Wohlergehen wird jedoch durch die regemäßige Betreuung durch einen Parkinsonspezialisten entscheidend mitbestimmt. Einer Vielzahl von motorischen und nichtmotorischen Symptomen steht eine Batterie an potenten, teilweise aber sehr komplexen Behandlungsmethoden wie die Tiefenhirnstimulation gegenüber, die nur in Kooperation mit tertiären Versorgungszentren wie dem Universitätsklinikum Dresden (UKD) bereitgestellt werden können. Eine kontinuierlichere und genauere Erfassung des Erkrankungsstatus wird deswegen für die individuelle Therapieplanung als dringend notwendig erachtet.
Telemedizin hat sich in den letzten Jahren als eine potente Methode herausgestellt, um eine qualitativ hochwertige und patientenorientierte Versorgung auch für räumlich verteilte Patienten sicherzustellen. Dies betrifft sowohl das alltagspraktikable kontinuierliche Erfassen von Symptomen, als auch die direkte Interaktion mit dem Patienten per Video oder App. Die Movement Disorder Society (MDS) geht davon aus, dass ohne konsequenten Einsatz von Telemedizin das bisherige Versorgungsniveau und ein gleichberechtigter Therapiezugang von Parkinsonpatienten angesichts der steigenden Patientenzahlen nicht aufrechterhalten werden kann. Diese Probleme manifestieren sich auch zunehmend in Sachsen. So wurden im Jahr 2016 56% der stationären Behandlungsfälle am UKD als Notfall eingewiesen, und 38% aller Parkinsonpatienten am UKD müssen mindestens einmal jährlich stationär behandelt werden. Behandelbare Komplikationen sind der Hauptgrund für Notfalleinweisungen und führen zu einer erheblichen und vermeidbaren Verschlechterung des Patientenzustandes. Bisherige Ansätze von Telemedizin für Parkinsonpatienten beschränken sich entweder auf den Einsatz von Videotelemedizin oder auf die kontinuierliche Erfassung von krankheitsbezogenen Symptomen.
Zielsetzung:
Mit TelePark sollen diese verschiedenen Ansätze von Telemedizin erstmalig auf ihre integrierte Anwendbarkeit in der alltäglichen Praxis untersucht und für den dauerhaften Einsatz vorbereitet werden. Besonderes Augenmerk ist es, TelePark als Grundvoraussetzung für einen Projekterfolg sorgfältig an die Bedürfnisse von Patienten anzupassen.
Dabei sollen:
- eine patientenorientierte App als zentrales Arzt-Patienten-Kommunikations- und Therapieplanungselement entwickelt,
- die direkte Interaktion mit dem Patienten und einfachere Erreichbarkeit über eine Integration von zeitgemäßer Videotelemedizin ermöglicht,
- über die Auswertung sensorischer Smartphonedaten und vernetztem Ganganalysestrumpf kontinuierlich Symptomveränderungen erfasst,
- etablierte Tests zur Selbst- und Fremdbewertung von Parkinsonpatienten für eine smartphonebasierte Nutzung adaptiert,
- die ärztliche Therapiegestaltung über eine Patientenmanagementplattform für Patientendaten in Echtzeit effizienter gestaltet sowie
- eine automatisierte Alarmfunktion bei symptombezogener Verschlechterung integriert werden.
Als Projektziele haben die Projektpartner folgende Hypothesen formuliert:
- TelePark führt zu einer relevanten Verbesserung des Patientenzustandes, gemessen an der krankheitsbezogenen Lebensqualität.
- TelePark reduziert Notfalleinweisungen als Ausdruck eines verspäteten Zuganges zu ärztlicher Behandlung.
Da Telemedizin als eine Alternative zu etablierten Behandlungsmethoden angesehen wird, soll das Erreichen dieser zentralen Projektziele von TelePark anhand einer randomisierten kontrollierten Interventionsstudie (RCT) im Vergleich zu einer konventionell behandelten Patientengruppe untersucht werden. Die Evaluation wird verknüpft mit einer Nutzerzufriedenheitsanalyse von Patienten/Angehörigen und Ärzten/medizinischem Personal in Form von qualitativen Erhebungen.
Rolle des ZEGV im Rahmen des Projektes:
Das Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung ist im Rahmen von TelePark für die Konzeption, Durchführung und Auswertung der RCT sowie der Nutzerzufriedenheitsanalyse zuständig. Zudem verantwortet es die Entwicklung eines Frühwarnsystems bei drohender Verschlechterung des Gesundheitszustandes von Parkinson-Patienten und entwickelt hierfür Vorhersagemodelle auf Basis selbstlernender Algorithmen als ärztliche Entscheidungshilfe.
Projektleitung:
Medizinische Projektleitung: Abteilung für Neurologie, Medizinische Fakultät, TU Dresden
Technische Projektleitung: intecsoft Medical GmbH und Co. KG, Dresden
Projektbeteiligte:
- Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsforschung, Medizinische Fakultät, TU Dresden
- Institut für Biomedizinische Technik, TU Dresden
- Professur für Sportgerätetechnik, TU Chemnitz
- Lindner Socks, Strumpfwerk Lindner GmbH, Hohenstein-Ernstthal
Assoziierte Partner:
- Telehealth-Ostsachsen (THOS), Carus Consilium Sachsen GmbH
- European Project Center, TU Dresden
Förderung:
Das Projekt wird aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) gefördert.
Weitere Informationen siehe:
https://www.telepark-sachsen.de/
Ansprechpartnerin im ZEGV:
Gabriele Müller
0351 458-5637
E-Mail