Beeinflusst Stress-Hormon Cortisol Depressionen und Panikattacken?
Die Wirkungsmechanismen von Stress bei Patienten, die unter Angst- und Panikanfällen sowie unter Depressionen leiden, stehen im Mittelpunkt einer Studie der Klinik für Psychotherapie und Psychosomatik des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus. Damit setzt die Klinik ihre Aktivitäten zur Erforschung der hormonellen Stressverarbeitung bei psychisch Kranken fort. Neben Bluttests zur Bestimmung des Stress-Hormons Cortisol nutzen die Forscher dazu die funktionelle Magnetresonanztomografie. Ziel der Untersuchungen ist es, weitere Erkenntnisse über das Zusammenspiel von Hirn und Hormonen bei psychisch Kranken zu gewinnen. Von den Studienergebnissen erhoffen sich die Dresdner Wissenschaftler ein besseres Verständnis über die körperlichen Ursachen von Ängsten sowie Depressionen.
Geraten psychisch gesunde Menschen in große Gefahr, reagiert ihr Organismus mit Herzklopfen, Schweißausbrüchen und Zittern. Diese Angstreaktionen schützen normalerweise den Körper: Sie mobilisieren den Organismus zu Abwehrreaktionen oder Flucht. Dafür sorgt unter anderem ein hoher Pegel des Stress-Hormons Cortisol. Die Annahme, dass Patienten mit regelmäßigen Angstattacken unter einer Überdosis dieses Hormons leiden, ist jedoch falsch: In einer Vorgängerstudie konnten die Dresdner Forscher um Dr. Katja Petrowski feststellen, dass Menschen mit Panikstörung zu wenig Cortisol ausschütten – im Gegensatz zu Patienten, die an einer Depression litten. In deren Körpern findet sich zu viel von dem Stress-Hormon.
„Deshalb wollen wir in weiteren Studien klären, welche Auswirkungen Ängste und Depression auf die hormonelle Stressverarbeitung haben“, sagt Dr. Katja Petrowski, die den Bereich Angst- und Bindungsforschung an der Klinik für Psychotherapie und Psychosomatik leitet. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie Menschen mit Stress umgehen, die unter Angstanfällen oder unter phasenweise auftretenden Episoden von Niedergeschlagenheit leiden.
Depression und Panikattacken
Krankhafte Angst- oder Panikanfälle gehen oft mit körperlichen Symptomen wie Herzrasen, Schwindel, Schwitzen und Zittern einher. Diese Panikattacken ereilen die Betroffenen oft urplötzlich oder in bestimmten Situationen – etwa beim Betreten eines Fahrstuhls. „Werden Menschen in ihrem Alltag durch diese Angstattacken erheblich eingeschränkt – etwa weil sie nicht mehr mit der Straßenbahn zur Arbeit oder zum Einkaufen fahren können – sprechen wir von einer psychischen Erkrankung“, erklärt Dr. Katja Petrowski. Bei vielen Patienten kommt erschwerend hinzu, dass sie eine „Angst vor der Angst“ entwickeln, was ihre Lebensqualität noch weiter einschränkt. Beim Versuch, die Ängste zu bewältigen, entstehen bei 80 Prozent der Betroffenen weitere seelische Probleme: 60 Prozent leiden zusätzlich an Phasen, die durch Niedergeschlagenheit, Interessenlosigkeit oder Traurigkeit charakterisiert sind. Meist begünstigen Belastungen, Sorgen und Konflikte den Weg in die Depression. Diese Umstände sowie die Krankheitssymptome stellen eine starke seelische und auch körperliche Belastung dar: Die Betroffenen stehen unter Dauerstress.
Probanden erhalten individuelles Cortisolprofil
Für die aktuelle Studie unterziehen die Wissenschaftler die Teilnehmer zwei Belastungstests, aus denen ein individuelles Cortisolprofil erstellt wird. Es folgt eine Untersuchung der Hirnaktivitäten im Magnetresonanztomografen, um die Prozesse der Stressverarbeitung bei verändertem Hormonhaushalt verfolgen zu können. Die Probanden bekommen abschließend eine ausführliche Rückmeldung, wie ihr Körper hormonell mit Belastungssituationen umgeht sowie 50 Euro Aufwandsentschädigung. Wer an sich die Symptome von Panikattacken (Herzrasen, Schwindel, Schwitzen und Zittern) oder möglicherweise zusätzlich Symptome der Depression (Niedergeschlagenheit, Interessenlosigkeit oder Traurigkeit) beobachtet und Interesse an den Untersuchungen hat, erhält weitere Informationen unter der Telefonnummer 0351 458-2079 oder wendet sich per E-Mail an folgende Adresse: gloria.wintermann@uniklinikum-dresden.de.
Kontakt für Journalisten
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
Klinik und Poliklinik für Psychotherapie und Psychosomatik
Dr. Katja Petrowski
Tel. 03 0351 458-3634
E-Mail katja.petrowski@tu-dresden.de
http:// psychosomatik.uniklinikum-dresden.de