26. August 2014: Telemedizin - Uniklinikum gibt Bundesgesundheitsminister Überblick über aktuellen Stand
Das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus setzt mit dem Medizin-Netzwerk-Sachsen (MediNetS) Maßstäbe. Ziel ist es, moderne Kommunikationstechnologien flächendeckend für eine qualitativ hochwertige Krankenversorgung zu nutzen. MediNetS wurde gegründet, um dem regionalen Gefälle in der Krankenversorgung entgegenzuwirken. So nutzen mittlerweile 18 ostsächsische Krankenhäuser das vom Klinikum initiierte und fachlich rund um die Uhr betreute SOS-NET, das die Ärzte regionaler Kliniken bei der Diagnose und Therapie akuter Schlaganfälle unterstützt. Auch im Rahmen der Behandlung komplexer Tumorerkrankungen profitieren Patienten anderer Krankenhäuser von der Telemedizin: So haben Experten des Universitäts KrebsCentrums bereits mit drei Krankenhäusern der Region ein Tele-Tumorboard etabliert. Diese mehrjährigen, sehr positiven Erfahrungen haben auch das Bundesgesundheitsministerium überzeugt. Bei der Suche nach einem Standort, an dem sich Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe über den aktuellen Stand und die Zukunft der Telemedizin informieren kann, entschied sich das Ministerium für das Dresdner Uniklinikum. Minister Gröhe ist am Dienstagnachmittag (26. August) zu Gast im Universitäts KrebsCentrum, im Diagnostisch-Internistisch-Neurologischen Zentrum sowie im Universitäts Kinder-Frauenzentrum.
Der Wohnort eines Patienten ist entscheidend, wenn es darum geht, ob er bei schweren und seltenen Erkrankungen alle Optionen der modernen Medizin nutzen kann. Um Patienten aus dem ländlichen Raum einen besseren Zugang zu universitärer Hochleistungsmedizin zu ermöglichen, initiiert das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden gemeinsam mit Partnern ein innovatives Modell der Krankenhaus-Kooperation. Mit dem MediNetS entsteht so auf freiwilliger Basis ein Leistungs- und Qualitätsverbund. Auch die Krankenkassen werden dafür sorgen, dass Patienten von diesem Ansatz profitieren: Sie schließen mit den teilnehmenden Krankenhäusern verbindliche Qualitätsvereinbarungen, die die Voraussetzung dafür sind, dass jeder Patient gemäß der Schwere und Komplexität seiner Erkrankung im dafür adäquat qualifizierten Krankenhaus behandelt wird. Drei bereits etablierte Projekte des MediNetS sind Stationen des Besuches von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe. Wilfried Winzer, Kaufmännischer Vorstand des Dresdner Universitätsklinikums, Prof. Heinz Reichmann, Dekan der Medizinischen Fakultät und Rainer Striebel, Vorstand der AOK PLUS informieren die Gäste über Telemedizinische Tumorboards, die Schlaganfallversorgung (SOS-NET) und die „Perinatalregion Ostsachsen“. Hinzu kommt das Modellprojekt CCS Telehealth Ostsachsen als zukunftsweisende telemedizinische Lösung.
Das Universitäts KrebsCentrum Dresden (UCC) bietet Kliniken der Region seit 2010 telemedizinische Tumorboards für einen fachlichen Austausch zu allen Fragen der Therapie von Krebserkrankungen an. Mit diesem Angebot setzt das UCC eine zentrale Forderung des „Nationalen Krebsplanes“ der Bundesregierung um, der die beste und modernste Versorgung für Krebspatienten unabhängig vom Wohnort eines Patienten vorsieht. Die telemedizinischen Tumorboards in Form regelmäßiger Konferenzen der Krebs-Experten des UCC mit ihren Fachkollegen der Partnerinstitutionen finden in der Regel ein- bis zweimal wöchentlich statt. Während der Besprechungen zu Diagnose und Therapie können neben der Liveübertragung von Bild und Ton auch Krankenakten, Röntgenbilder oder MRT-Befunde in die jeweiligen Besprechungsräume projiziert werden. Bundesgesundheitsminister Gröhe überzeugt sich während seines Besuches vom interdisziplinären Austausch in einem real stattfindenden Teletumorboard: Ärzte verschiedener onkologischer Disziplinen diskutieren hier konkrete Fälle. Teletumorboards finden bereits mit dem Kreiskrankenhaus Freiberg, dem Fachkrankenhaus Coswig sowie dem Krankenhaus St. Joseph-Stift statt, mit Riesa und Görlitz sind sie im Aufbau. Prof. Michael Baumann und Prof. Gerhard Ehninger vom Direktorium des UCC sowie Frank Ohi, Vorstand der Elblandkliniken, werden den Bundesminister vor Ort über die Versorgung von Tumorpatienten informieren.
Das telemedizinische Schlaganfall-Ostsachsen-Netzwerk (SOS-NET) verbindet das Dresdner Universitäts-SchlaganfallCentrum (DUSC) mit 18 sächsischen Partnerkrankenhäusern, um eine lückenlose und hochwertige Versorgung von Schlaganfallpatienten in Ostsachsen zu gewährleisten. Die am SOS-NET beteiligten Kliniken können via Telemedizin auf die Kompetenz der Schlaganfall-Spezialisten des DUSC zurückgreifen. In Dresden ist dafür sieben Tage in der Woche, 24 Stunden am Tag ein Facharzt der Klinik und Poliklinik für Neurologie des Uniklinikums erreichbar. Hermann Gröhe sieht im Rahmen einer Live-Schaltung einen realen Schlaganfall-Patienten von Prof. Dr. Heinz Reichmann und Dr. Ulf Bodechtel von der Neurologie des Uniklinikums. Zum SOS-NET gehören neben den regionalen Schlaganfallzentren Arnsdorf, Görlitz und Meißen auch die Weißeritztal-Kliniken in Dippoldiswalde und Freital, die Elblandkliniken in Riesa und Radebeul, die Kliniken in Sebnitz, Ebersbach, Zittau, Pirna, Bautzen, Bischofswerda, Radeberg, Kamenz, Weißwasser und Niesky, sowie das St. Joseph-Stift Dresden. Das SOS-NET war bereits Bestandteil des Nationalen IT-Gipfels 2011 in Dresden, im Rahmen dessen sich auch Bundeskanzlerin Angela Merkel von diesem wegweisenden Modell überzeugte.
An der Station CCS Telehealth Ostsachsen kann sich der Bundesgesundheitsminister ein Bild davon machen, wie künftig die Versorgung strukturschwacher Regionen verbessert werden soll. Sabine Rößing, Geschäftsführerin des Carus Consiliums Sachsen und Dr. Axel Wehmeier, Geschäftsführer Deutsche Telekom Healthcare & Security Solutions GmbH und Leiter des Konzerngeschäftsfeldes Gesundheit sowie deren Kollegen erläutern den Entwicklungsstand dieser offenen IT-Plattform, auf der künftig telemedizinische Dienstleistungen aus verschiedensten medizinischen Fachgebieten mit deutlich reduziertem Entwicklungsaufwand angeboten werden können. Das Projekt ist ferner auf die Entwicklung innovativer IT-basierter und vernetzter Behandlungsmethoden ausgerichtet. Es ist das erste seiner Art in Europa. Zur Demonstration der Funktion der Plattform werden drei Anwendungen entwickelt: Telecoaching ist eine Fern-Anwendung für die Versorgung und kontinuierliche Nachsorge von Patienten mit Herzschwäche, Telestroke unterstützt sogenannte Casemanager bei der ambulanten Nachsorge von Schlaganfallpatienten. Bei der Telepathologie werden Gewebeschnitte über einen speziell entwickelten Hochleistungsscanner erfasst und elektronisch an die Partnerklinik zur Zweitbefundung übermittelt. Ostsachsen ist aufgrund seiner demografischen Entwicklung als Modellregion für Europa ausgewählt worden. Das Projekt wird mit 9,8 Mio. Euro aus dem Europäischen Regionalfonds (EFRE) und aus Landesmitteln des Freistaats Sachsen gefördert.
Letzte Station des Besuches von Hermann Gröhe ist der Fachbereich Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin, der als Perinatales Kompetenzzentrum der Perinatalregion Ostsachsen fungiert. Er überzeugt sich auf der Intensivstation der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Dresden im Beisein von Klinikdirektor Prof. Reinhard Berner sowie Prof. Mario Rüdiger, Leiter des Fachbereichs und deren Kollegen von den Behandlungsmöglichkeiten für zu früh oder krank geborene Kinder.
Im Fachbereich Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin der Kinderklinik des Universitätsklinikums Dresden werden jährlich ca. 800 Neugeborene, davon mehr als 120 extrem unreife Frühgeborene, behandelt. Das Universitätsklinikum hat damit eines der größten Perinatalzentren in Deutschland.
Der Fachbereich unterstützt als Perinatales Kompetenzzentrum maßgeblich die qualitätsgesicherte perinatologische Versorgung in Ostsachsen. Ziel der Perinatalregion ist es, während der kommenden Jahre die Qualität der perinatalen Versorgung – modellhaft – unter Berücksichtigung der aktuellen Empfehlungen des Gemeinsamen Bundesausschusses sowohl zentren- als auch sektorenübergreifend sicherzustellen. Die gute Qualität der regionalen Versorgung Früh- und kranker Neugeborener wird dabei durch das StationäreNetz, das VorsorgeNetz und das FamilieNetz – bei denen die Neonatologen und Eltern als Team im Zentrum der Betreuung stehen – gewährleistet.
Mit der bundesweit niedrigsten Säuglingssterblichkeit nimmt Sachsen bereits eine Spitzenstellung in der Neugeborenenversorgung ein. Darauf aufbauend wird derzeit in dem bereits bestehenden StationäreNetz die intrasektorale Zusammenarbeit in der Region strukturiert. Mit dem VorsorgeNetz soll letztlich die Nachhaltigkeit der initialen Gesundheitsinvestitionen mit der Etablierung risikoadaptierter Vorsorgeuntersuchungen und daraus abgeleiteten individuellen Versorgungspfaden gesichert werden.
In den vergangenen 6 Jahren wurde – in Ergänzung der unmittelbar medizinischen Versorgung – das FamilieNetz Dresden aufgebaut. Mit diesem psychologisch-sozialmedizinischen Betreuungsangebot wird die intuitive elterliche Kompetenz, welche durch den kritischen Gesundheitszustand des Kindes beeinträchtigt ist, gefördert. Ziel ist es, die Langzeitentwicklung von Frühgeborenen positiv zu beeinflussen, indem Eltern während des Klinikaufenthaltes befähigt werden, Pflege und Versorgung des Kindes selbstständig zu übernehmen. Damit wird Anpassungs- und Belastungsstörungen der Eltern vorgebeugt und die Lebensqualität der Familie erheblich gesteigert. Das Projekt „FamilieNetz“ wurde in der Pilotphase durch die Stiftung „Bild hilft: Ein Herz für Kinder e.V.“ finanziert und maßgeblich durch die AOK PLUS und das Sächsische Ministerium für Soziales unterstützt. Seit 2012 erfolgt eine Finanzierung des Projektes durch die Krankenkassen.
Der Fachbereich hat gemeinsam mit dem „Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung“ eine Untersuchung zu Langzeitfolgen von Frühgeburt und Effekten spezifischer Betreuungsangebote gestartet: Das Projekt untersucht für Deutschland erstmalig umfassend die langfristigen Konsequenzen von Frühgeburt und evaluiert die Wirksamkeit vorhandener psychosozialer Versorgungsprogramme. Die mit rund 700.000 Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Studie wird von der Dresdner Hochschulmedizin in Zusammenarbeit mit der AOK PLUS durchgeführt.
Weitere Informationen
- www.krebscentrum.de
- www.neuro.med.tu-dresden.de/sos-net/
- www.uniklinikum-dresden.de/kik
- www.carusconsilium.de/aktuelles/news/ccs-telehealth-ostsachsen
Kontakt
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
Holger Ostermeyer
Pressesprecher
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