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Konsortium erforscht Vorbeugung und Behandlung von Peripartalen TraumatisierungenProf. Dr. med. Kerstin Weidner, Direktorin Klinik und Poliklinik für Psychotherapie und Psychosomatik. Foto: UKD
31. Januar 2025

Konsortium erforscht Vorbeugung und Behandlung von Peripartalen Traumatisierungen

Klinik für Psychotherapie und Psychosomatik leitet Vorhaben PERITRAUMA für neue Leitlinie zu Prophylaxe, Diagnostik und Therapie. // Ziel sind Etablierung einer traumasensiblen Geburtshilfe und Methoden zur Früherkennung möglicher Risiken. // Nicht nur Eltern sondern auch professionelle Geburtshelfende sind potenziell gefährdet.
Jede zweite Frau macht während der Geburt belastende Erfahrungen. Etwa fünf Prozent der Mütter entwickeln danach eine Posttraumatische Belastungsstörung. Eine neue Leitlinie soll darauf eingehen und Versorgungsabläufe im Kreißsaal so gestalten, dass eine traumasensible Geburtshilfe möglich ist. Das jetzt gestartete Konsortium PERITRAUMA erarbeitet unter Leitung von Prof. Kerstin Weidner, Direktorin der Klinik und Poliklinik für Psychotherapie und Psychosomatik am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, eine neue S3-Leitlinie zu Prophylaxe, Diagnostik und Therapie von peripartalen Traumatisierungen. „Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und klinischer Praxis sowie Betroffenen-Vereinigungen arbeiten zusammen, um wissenschaftlich fundierte Standards und konkrete Vorschläge zur Vorbeugung und Behandlung peripartaler Traumatisierungen zu entwickeln“, sagt Prof. Kerstin Weidner. „Intersektorale Zusammenarbeit sowie der intensive Austausch zwischen Forschung und Patientinnenversorgung ist der Schlüssel für die Medizin der Zukunft. Das Universitätsklinikum Dresden übernimmt hier Verantwortung und ist Ansprechpartner für weiterer dieser Vorhaben“, sagt Prof. Uwe Platzbecker, Medizinischer Vorstand am Uniklinikum.

Die S3-Leitlinie PERITRAUMA zeigt erstmals allen an der Geburt beteiligten Berufsgruppen ein interdisziplinäres Management bei möglichen peripartalen Traumata auf und schützt durch Prävention und verbesserte Versorgung die psychische Gesundheit der betroffenen Frauen, ihrer Kinder, Familien sowie der Geburtshelferinnen und Geburtshelfer. Ursachen für traumatische Geburtserfahrungen (TGE) können das Erleben von Hilflosigkeit und Kontrollverlust im Kreißsaal zum Beispiel bedingt durch Komplikationen, überdurchschnittliche Schmerzen oder als unzureichend erlebte Kommunikation des Fachpersonals sein. Bei Frauen mit biografischen Gewalterfahrungen wie zum Beispiel sexuellem Missbrauch kann sich während der Geburt eine Retraumatisierung manifestieren. Peripartale Traumafolgestörungen der Mütter können sich wiederum negativ auf die Mutter-Kind-Bindung und somit transgenerational auch auf die kindliche Entwicklung auswirken. 

Betroffen sind aber nicht nur die Mütter, sondern auch Väter, Partnerinnen und Partner sowie ebenfalls die professionellen Geburtshelferinnen und -helfer. Auch sie können potenziell schockierenden Erlebnissen im Kreißsaal ausgesetzt sein und ohne Behandlung eine Traumafolgestörung entwickeln. Neben der psychischen Belastung besteht bei den Fachkräften nach TGE zudem das Risiko, dass sie ihren Beruf nicht mehr ausüben können oder wollen.

Im Konsortium PERITRAUMA werden Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und klinischer Praxis sowie mehrere Betroffenen-Vereinigungen in einer breit aufgestellten Projektgruppe gemeinsam bereits vorhandene internationale Studien und Behandlungsempfehlungen recherchieren, klassifizieren und bewerten und daraus in der Leitlinie wissenschaftlich fundierte Standards und konkrete Vorschläge zur Vorbeugung und Behandlung von peripartalen Traumatisierungen zusammenfassen. Beteiligte Berufsgruppen kommen aus den Bereichen Psychosomatik, Psychotherapie, Pränatalmedizin, Gynäkologie und Geburtshilfe einschließlich Hebammen. Das Projekt wird vom Innovationsausschuss des Gemeinsamen Bundesausschusses über eine Laufzeit von 30 Monaten gefördert. „Ziel ist es, biografische traumaassoziierte Risiken bei werdenden Müttern frühzeitig zu erkennen und die Versorgungsabläufe im Kreißsaal so zu gestalten, dass eine traumasensible Geburtshilfe möglich ist. Alle in die Geburt involvierten Berufsgruppen sollen durch die Leitlinie angesprochen und ein interdisziplinäres Management bei möglichen peripartalen Traumatisierungen aufgezeigt werden“, sagt Prof. Kerstin Weidner.

Konsortialpartnerinnen und -partner:
PD Dr. med. Catharina Bartmann, Universitätsklinikum Würzburg, Frauenklinik und Poliklinik
Prof. Dr. Julia Leinweber, Charité Universitätsmedizin Berlin, Institut für Hebammenwissenschaft
Prof. Dr. med. Ekkehard Schleußner, Universitätsklinikum Jena, Klinik für Geburtsmedizin

Kontakt für Medienschaffende
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
Klinik und Poliklinik für Psychotherapie und Psychosomatik
Prof. Dr. med. Kerstin Weidner, Direktorin
Konsortialführung PERITRAUMA
Tel. 0351 / 458 7085
E-Mail: