Zehn Jahre Trauma-Ambulanz am Uniklinikum Dresden
„An der Aufgabe, Menschen dabei zu unterstützen, Traumafolgestörungen zu überwinden und posttraumatisch zu wachsen, sind auch wir gewachsen. Vor zehn Jahren konnten wir die ambulante Versorgung von traumatisierten Menschen erweitern. Seither bieten wir in der Lukasstraße spezialisierte Behandlungen für Menschen an, die unter Traumata, meist Folgen von Gewalttaten, leiden“, sagt Dr. Julia Schellong, Leitende Oberärztin in der Psychotraumatologie. Das Angebot der Trauma-Ambulanz richtet sich an Patientinnen und Patienten, welchedie unter den psychosozialen Folgen traumatischer Erfahrungen leiden. Neben ausführlicher Diagnostik zur Frage nach einer Posttraumatischen Belastungsstörung oder Traumafolgestörung beziehungsweise Komorbiditäten wie Angststörungen, depressive oder somatoforme Störungen werden erste Behandlungsschritte eingeleitet, stabilisierende Techniken vermittelt und über weiterführende Interventionen beraten.
Seit 2014 hat das Team mit 16 Mitarbeitenden aus der Medizin, Pflege und Therapie über 2.200 Menschen behandelt. Knapp die Hälfte von ihnen bekam in der Hochschulambulanz – hier mit Fokus auf Lehre und Forschung – Unterstützung, ein Drittel wurde in der Psychosomatischen Institutsambulanz behandelt. Weiterhin werden hier Betroffene von Gewalt über das Soziale Entschädigungsrecht – früher Opferentschädigungsgesetz herapiert und beraten. Dabei zeigt sich über die Jahre eine Intensivierung der therapeutischen Leistungen pro Patienten – die individuelle Behandlung wird facetten- und umfangreicher. Das Durchschnittsalter beträgt 36 Jahre. Patientinnen und Patienten in der Trauma-Ambulanz sind zwischen 18 und 81 Jahren alt. Therapiert wird in Einzel- und Gruppensitzungen.
„Mit dem Sozialen Entschädigungsrecht ab 2021 spüren wir einen deutlichen Anstieg der Betroffenen, die bei uns vorstellig werden“, sagt Dr. Julia Schellong. Darunter sind Terroropfer, Betroffene häuslicher und sexualisierter Gewalt sowie Personen, die auf der Straße oder im öffentlichen Raum Gewalt erfahren. Das Soziale Entschädigungsrecht verpflichtet den Staat dazu, Betroffenen die Möglichkeit zum schnellen Vorstellen in einer Trauma-Ambulanz innerhalb von ein bis zwei Wochen nach dem traumatisierenden Erlebnis zu bieten. Das gilt für Menschen, die auf deutschem Boden eine Gewalttat erlitten haben. Erwachsenen stehen demnach 15 Stunden Beratung und Therapie zu, Kindern und Jugendlichen 18 Stunden, wenn die Notwendigkeit dafür besteht. Die Zahl der Fälle von Gewaltkriminalität in Sachsen ist seit Jahren konstant hoch bei über 7.000 – davon betrifft der Großteil Raubdelikte. Die Opfer haben über das Sozialen Entschädigungsrecht ein Anrecht auf Beratung und Unterstützung in einer Traumaambulanz. Ein Großteil der sich dort Vorstellenden sind Frauen.
Folgen von nicht verarbeiteten Traumata können sein: Schlafstörungen, Angst- und Zwangsstörungen, Stress, schreckhaftes Verhalten, Vermeiden von bestimmten Situationen und auch Arbeitsunfähigkeit aufgrund der psychischen Beschwerden. Expertinnen und Experten diagnostizieren in Extremfällen eine schwere Traumafolgestörung, die intensiver therapiert werden muss. Das Gehirn „verwechselt“ in diesen Fällen, dass das Vergangene vergangen ist. Der Betroffene durchlebt alles noch einmal, im Hier und Jetzt. Die Therapeutinnen und Therapeuten helfen in Gesprächen sowie mit unterschiedlichen Techniken und in der Kunsttherapie. Dabei geht es um die aktive Auseinandersetzung mit dem Erlebten, Methoden, um aus wahrgenommenen Ängsten herauszufinden oder diese anders zu sehen und zu durchleben. Perspektivwechsel, Atemtechniken sowie das aktive Finden positiver Anker in Phasen großer Angst und Panik können ebenso helfen. „Unsere Techniken helfen den Betroffenen, damit die psychische Last weniger wird“, sagt die Expertin.
Kontakte für Medienschaffende
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
Klinik und Poliklinik für Psychotherapie und Psychosomatik
Trauambulanz Seelische Gesundheit
Dr. med. Julia Schellong
Leitende OÄ und OÄ Psychotraumatologie
Tel.: +49 351 458 7092
E-Mail: julia schellong
https://www.uniklinikum-dresden.de/pso