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Zehn Jahre Trauma-Ambulanz am Uniklinikum DresdenSymposium „10 Jahre Trauma-Ambulanz – 10 Jahre Vernetzung“. Foto: UKD/Kirsten Lassig
18. Juni 2024

Zehn Jahre Trauma-Ambulanz am Uniklinikum Dresden

Über 2.200 Patientinnen und Patienten haben Unterstützung durch das Team erhalten. // Gewalt ist in den meisten Fällen Auslöser für Traumata und vielfältige Folgeschäden // Gewalt unterschiedlicher Art kann in vielen Fällen zu einem Trauma führen. Auch wenn die äußeren Wunden schnell verheilt sind, bleiben oft innere Wunden bestehen, die die Betroffenen tage-, wochen- und monatelang quälen sowie den Alltag beeinflussen. In der Trauma-Ambulanz Seelische Gesundheit an der Klinik für Psychotherapie und Psychosomatik nehmen sich Expertinnen und Experten seit zehn Jahren traumatisierten Menschen an. Die Einrichtung am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden ist ein spezialisiertes Angebot zur Diagnostik, Beratung, Unterstützung und Akutbehandlung von Menschen, die unter psychischen Folgen extrem belastender Erfahrungen leiden. Das Angebot richtet sich an Erwachsene und Familien. „Mit diesem Angebot setzen wir einen Impuls bei einem immer wichtiger werdenden Thema in unserer Gesellschaft. Die Zunahme von Betroffenen von Gewalt ist nicht nur alarmierend für die Gesellschaft, sie schlägt sich auch im Bedarf einer adäquaten Traumatherapie nieder. Mit unserer Trauma-Ambulanz bieten wir hier nicht nur Angebote der Therapie, wie unterstützen auch bei Forschung und Lehre, um neue Therapieansätze zu etablieren“, sagt Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand am Uniklinikum.

„An der Aufgabe, Menschen dabei zu unterstützen, Traumafolgestörungen zu überwinden und posttraumatisch zu wachsen, sind auch wir gewachsen. Vor zehn Jahren konnten wir die ambulante Versorgung von traumatisierten Menschen erweitern. Seither bieten wir in der Lukasstraße spezialisierte Behandlungen für Menschen an, die unter Traumata, meist Folgen von Gewalttaten, leiden“, sagt Dr. Julia Schellong, Leitende Oberärztin in der Psychotraumatologie. Das Angebot der Trauma-Ambulanz richtet sich an Patientinnen und Patienten, welchedie unter den psychosozialen Folgen traumatischer Erfahrungen leiden. Neben ausführlicher Diagnostik zur Frage nach einer Posttraumatischen Belastungsstörung oder Traumafolgestörung beziehungsweise Komorbiditäten wie Angststörungen, depressive oder somatoforme Störungen werden erste Behandlungsschritte eingeleitet, stabilisierende Techniken vermittelt und über weiterführende Interventionen beraten.

Seit 2014 hat das Team mit 16 Mitarbeitenden aus der Medizin, Pflege und Therapie über 2.200 Menschen behandelt. Knapp die Hälfte von ihnen bekam in der Hochschulambulanz – hier mit Fokus auf Lehre und Forschung – Unterstützung, ein Drittel wurde in der Psychosomatischen Institutsambulanz behandelt. Weiterhin werden hier Betroffene von Gewalt über das Soziale Entschädigungsrecht – früher Opferentschädigungsgesetz herapiert und beraten. Dabei zeigt sich über die Jahre eine Intensivierung der therapeutischen Leistungen pro Patienten – die individuelle Behandlung wird facetten- und umfangreicher. Das Durchschnittsalter beträgt 36 Jahre. Patientinnen und Patienten in der Trauma-Ambulanz sind zwischen 18 und 81 Jahren alt. Therapiert wird in Einzel- und Gruppensitzungen.


„Mit dem Sozialen Entschädigungsrecht ab 2021 spüren wir einen deutlichen Anstieg der Betroffenen, die bei uns vorstellig werden“, sagt Dr. Julia Schellong. Darunter sind Terroropfer, Betroffene häuslicher und sexualisierter Gewalt sowie Personen, die auf der Straße oder im öffentlichen Raum Gewalt erfahren. Das Soziale Entschädigungsrecht verpflichtet den Staat dazu, Betroffenen die Möglichkeit zum schnellen Vorstellen in einer Trauma-Ambulanz innerhalb von ein bis zwei Wochen nach dem traumatisierenden Erlebnis zu bieten. Das gilt für Menschen, die auf deutschem Boden eine Gewalttat erlitten haben. Erwachsenen stehen demnach 15 Stunden Beratung und Therapie zu, Kindern und Jugendlichen 18 Stunden, wenn die Notwendigkeit dafür besteht. Die Zahl der Fälle von Gewaltkriminalität in Sachsen ist seit Jahren konstant hoch bei über 7.000 – davon betrifft der Großteil Raubdelikte. Die Opfer haben über das Sozialen Entschädigungsrecht ein Anrecht auf Beratung und Unterstützung in einer Traumaambulanz. Ein Großteil der sich dort Vorstellenden sind Frauen.


Folgen von nicht verarbeiteten Traumata können sein: Schlafstörungen, Angst- und Zwangsstörungen, Stress, schreckhaftes Verhalten, Vermeiden von bestimmten Situationen und auch Arbeitsunfähigkeit aufgrund der psychischen Beschwerden. Expertinnen und Experten diagnostizieren in Extremfällen eine schwere Traumafolgestörung, die intensiver therapiert werden muss. Das Gehirn „verwechselt“ in diesen Fällen, dass das Vergangene vergangen ist. Der Betroffene durchlebt alles noch einmal, im Hier und Jetzt. Die Therapeutinnen und Therapeuten helfen in Gesprächen sowie mit unterschiedlichen Techniken und in der Kunsttherapie. Dabei geht es um die aktive Auseinandersetzung mit dem Erlebten, Methoden, um aus wahrgenommenen Ängsten herauszufinden oder diese anders zu sehen und zu durchleben. Perspektivwechsel, Atemtechniken sowie das aktive Finden positiver Anker in Phasen großer Angst und Panik können ebenso helfen. „Unsere Techniken helfen den Betroffenen, damit die psychische Last weniger wird“, sagt die Expertin.

Kontakte für Medienschaffende
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
Klinik und Poliklinik für Psychotherapie und Psychosomatik
Trauambulanz Seelische Gesundheit
Dr. med. Julia Schellong
Leitende OÄ und OÄ Psychotraumatologie
Tel.: +49 351 458 7092
E-Mail:  
https://www.uniklinikum-dresden.de/pso