Damit Verhaltensauffälligkeiten nicht zu psychischen Störungen werden
Prof. Veit Rößner ist neuer Direktor der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus. Der zum Juli berufene Kinder- und Jugendpsychiater/-psychotherapeut wechselte von der der Georg-August-Universität Göttingen nach Dresden. Das Spezialgebiet des habilitierten Facharztes ist die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivi-tätsstörung – kurz ADHS – und deren Begleiterkrankungen wie Tics und Zwänge. Ein Ziel von Prof. Rößner ist es, Eltern zu ermuntern, sich bei Verhaltensauffälligkeiten früher an Spezialisten zu wenden. Bei frühzeitiger Beratung und eventueller Diagnosestellung reichen oft wenige Termine aus, das jeweilige Problem der Kinder oder Jugendlichen in den Griff zu bekommen.
ADHS-Kinder fallen durch Impulsivität, erhebliche Aufmerksamkeitsprobleme und Hyperaktivität auf. Zwei bis zehn Prozent aller Kinder sind von dieser komplexen psychischen Störung betroffen. Oft tritt sie bereits in den ersten Lebensjahren auf und spitzt sich mit der Einschulung zu. Psychotherapie und Medikamente werden – auch in Kombination – zur Behandlung der Symptome eingesetzt, die bis ins Erwachsenenalter anhalten können. „Auch wenn die Therapie erfolgreich ist, sollte ein Spezialist die Patienten regelmäßig sehen. So lassen sich frühzeitig begleitende Probleme erkennen und wir können auch hier entsprechend gegensteuern“, sagt Prof. Rößner. Der 35-Jährige Arzt und Wissenschaftler hat sich in den vergangenen Jahren intensiv mit dem Zusammenhang der drei häufig gemeinsam auftretenden Krankheiten beschäftigt. Gerade die Tics – das sind spontane, nicht kontrollierbare Bewegungen und Lautäußerungen – sorgen dafür, dass es den ADHS-Kindern noch schwerer fällt, sich in eine Gemeinschaft zu integrieren und sich aufs Lernen zu konzentrieren. Zumeist beginnt eine Tic-Störung mit Augenblinzeln – doch im Verlauf der Erkrankung weiten sich die Tics oft aus: Die Patienten bewe-gen sich unwillkürlich oder stoßen Laute oder Wörter aus. „Um diese Probleme in den Griff zu bekommen, müssen ganz unterschiedliche Bereiche zusammenarbeiten – neben der Klinikambulanz sind dies etwa die Familie die Schule, die Jugendhilfe oder Ergotherapeuten. Die Koordination dieses Hilfesystems übernehmen wir“, so der Klinikdirektor. Dies gilt auch für andere Verhaltensauffälligkeiten oder psychische Erkrankungen.
Um die Behandlungsstrategien von ADHS-Patienten weiter zu verbessern, bedarf es zusätzlicher Forschungen, die Prof. Roessner in den kommenden Jahren in Dresden etablieren will. Die in der Regel mit öffentlichen Mittel geförderten Vorhaben besitzen für die Patienten und deren Familien den Vorteil, dass sie so in den Genuss besonders umfassender Betreuung kommen und von innovativen Diagnose- und Behandlungsverfahren profitieren. Die Kinder- und Jugendpsychiatrie beteiligt sich deshalb auch an dem kürzlich am Universitätsklinikum etablierten Früherkennungszentrum der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie (www.ddfruehdran.de). Ziel dieses Vorhabens ist es, seelische Erkrankungen frühzeitig zu erkennen – in einem Stadium, in dem es noch möglich ist, sie zu heilen oder so zu behandeln, dass sie und ihre Folgen sich nicht verstärken und chronisch werden.
Kontakt
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie
Direktor: Prof. Veit Roessner
Tel. 0351 458-2244
Fax 0351 458-5754
E-Mail: veit.roessner @uniklinikum-dresden.de
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