Nachtdienst hat kaum Einfluss auf Leistungsfähigkeit der Ärzte
Eine Studie an der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden belegt, dass die Leistungsfähigkeit von Assistenzärzten der Klinik nicht statistisch signifikant unter vorangegangenen Nachtdiensten leidet. Dieses Ergebnis der in der aktuellen Ausgabe der renommierten neurologischen Fachzeitschrift Neurology“ (www.neurology.org) publizierten Studie weicht damit von den Befunden ähnlicher Untersuchungen ab. Für die Tests von 38 Assistenzärzten der Dresdner Klinik nutzte das Forscherteam erstmals die Messung der müdigkeitsabhängigen Pupillenunruhe, um die Schläfrigkeit der Probanden objektiv festzustellen. Außerdem wurde die kognitive Funktion mittels seriellem Zahlenadditionstest gemessen. In der Studie erfassten die Wissenschaftler die Daten der geistigen Leistungsfähigkeit eines Arztes sowohl nach einem Nachtdienst als auch nach einer dienstfreien Nacht und verglichen sie anschließend. Auch die Forscher um Dr. Tjalf Ziemssen überraschten die Ergebnisse: Zwischen den müden und den frisch zum Dienst erschienenen Nachwuchsmedizinern ließen sich keine signifikanten Unterschiede bei der geistigen Fitness feststellen.
Über eineinhalb Jahre wurden die Assistenzärzte der Klinik für Neurologie mehrmals getestet. Hintergrund der Studie war die Suche nach einem klinikinternen Dienstmodell. Die Untersuchung sollte klären, ob Ärzte künftig nur noch jeweils einen Tag- oder Nachtdienst leisten sollten, oder ob es vertretbar ist, an den nächtlichen Dienst einen Arbeitstag anzuhängen. Um die Müdigkeit der Nachwuchsmediziner festzustellen, wurden sie morgens zum eigenen Befinden befragt und einem pupillographischen Test unterzogen. Über die Aktivitäten der Augen lässt sich objektiv feststellen, wie schläfrig Probanden tatsächlich sind. Um ihre kognitiven Fähigkeit zu überprüfen, mussten die 19 Ärztinnen und 19 Ärzte einen arithmetischen Rechentest absolvieren. Obgleich Ärzte nach dem Nachtdienst schläfriger waren als ihre Kollegen, die ihren Dienst erst antraten, erzielten sie bei dem Re-chentest gleich gute Ergebnisse.
Dieses Resultat ist auch deshalb bemerkenswert, da vorangegangene Untersuchungen mit Ärzten anderer Fachrichtungen über verminderte kognitive Fähigkeiten bei Schlafmangel berichteten. Dies fanden unter anderem 2008 Pulmologen aus dem texanischen Houston heraus. Zuvor hatten Wissenschaftler der University of Pennsylvania 2002 eine Übersichtsstudie mit demselben Ergebnis publiziert. Dazu hatten sie 33 Studien zu der Frage ausgewertet, die in den letzten 40 Jahren veröffentlicht wurden. „Unsere Ergebnisse dagegen lassen vermuten, dass die von uns untersuchten Assistenzärzte auch nach Schlafentzug in der Lage sind, ihre kognitive Fähigkeit aufrechtzuerhalten“, fasst Dr. Tjalf Ziemssen die Dresdner Studie zusammen.
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Der Beitrag steht ab heute auf der Website des Magazins unter http://www.neurology.org/content/vol73/issue21/ in der „Resident and Fellow Section“ zum Download bereit.
Kontakt
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
Klinik und Poliklinik für Neurologie
Dr. Tjalf Ziemssen
Tel. 0351 458-59 34
E-Mail: tjalf.ziemssen@uniklinikum-dresden.de
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