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09. September 2009

Zeit gewinnen für einen Weg aus der persönlichen Krise

9. September: Zum internationalen Tag der Suizidprävention wollen Uniklinikum, Gesundheitsamt und Notfallseelsorge in der Dreikönigskirche informieren und der Opfer gedenken

Allein in Sachsen nahmen sich 2007 insgesamt 495 Männer und 167 Frauen das Leben – das sind knapp drei Mal so viel Menschen wie im gleichen Jahr bei Verkehrsunfällen im Freistaat ums Leben kamen. Nach Schätzungen von Experten muss zu dieser Zahl eine hohe Dunkelziffer unerkannter Selbsttötungen addiert werden. Um das Thema Suizid zu enttabuisieren, den Opfern zu gedenken und über das Problem zu informieren, findet am 10. September anlässlich des von der Weltgesundheitsorganisation WHO ausgerufenen Internationalen Suizidpräventionstags eine kostenlose Veranstaltung in Dresdens Dreikönigskirche statt. Beginn ist 18 Uhr. Der Abend mit Vortrag, Lesung und Andacht zu Orgelmusik von Hugo Distler wurde gemeinsam organisiert von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus, dem Psychosozialen Krisendienst des Gesundheitsamtes der Landeshauptstadt Dresden und der Ökumenischen Notfallseelsorge der Stadt.

Der Abend in der Dreikönigskirche markiert den Anfang einer jährlichen Veranstaltungsreihe zum Thema „Suizid und Kunst“, deren Anliegen es ist, Wissenschaft und Kunst zusammenzuführen und Gelegenheit für öffentliches Gedenken zu schaffen. „Dieser Tag soll Anlass sein, das Thema in angemessener und hilfreicher Form in der Öffentlichkeit zu diskutieren sowie Möglichkeiten der Hilfe und Unterstützung bekannt zu machen“, sagt Dr. Ute Lewitzka, Oberärztin an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Uniklinikums. Darüber hinaus dient die öffentliche Diskussion dazu, dieses Thema zu enttabuisieren, erklärt die Mitinitiatorin der Veranstaltung weiter. – Schweigen und Isolation von Betroffenen und Angehörigen sollen durchbrochen und neue Perspektiven eröffnet werden.

„Der Suizid ist keine Krankheit, aber oft Abschluss einer krankhaften Entwicklung“, erklärt Dr. Ute Lewitzka. „Er ist in jedem Fall Ausdruck einer äußeren oder inneren Not. Unsere Arbeit mit Patienten, die sich selbst töten wollten oder wollen, ist der Versuch einer Hilfe, um die seelische Not zu lindern“, beschreibt die Oberärztin den Klinikalltag, dessen Ziel die Suizidprävention ist: „Uns geht es um einen angemessenen professionellen Umgang mit Menschen in Krisensituationen. Wir möchten gemeinsam mit dem Patienten Zeit für die weitere Lebensplanung gewinnen“, so die ärztliche Psychotherapeutin weiter. Dazu erfolgen ambulant oder stationär ausführliche Krisengespräche. Sie sind gekoppelt an Angebote engmaschiger therapeutischer und pflegerischer Begleitung.

Veranstaltungsprogramm
• Eröffnung und Grußworte durch Dr. Franziska Darmstadt, stellvertretende Leiterin des Gesundheitsamtes der Landeshauptstadt Dresden sowie Dr. Ute Lewitzka, Oberärztin an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums.
• „Depression und Suizid“: Vortrag mit Diskussion. Referent ist Prof. Werner Felber, Suizidologe und ehemaliger Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Dresdner Uniklinikums.
• „Sylvia Plath – Zungen aus Stein“: der Schauspieler Hans-Jörn Weber liest aus Tagebüchern und Texten der hochtalentierten Autorin, die sich nach mehreren psychischen Krisen als 31-Jährige das Leben nahm. Die Lesung begleiten der Berliner Arzt Prof. Bruno Müller-Oerlinghausen mit Variationen für Soloflöte von Hugo Distler, der mit 42 Jahren durch Suizid verstarb, sowie Bilder von Julia van der Seylberg, einer betroffenen jungen Künstlerin.
• Andacht: Es spricht Pfarrer Hans-Christoph Werneburg, Leiter der Ökumenischen Notfallseelsorge Dresden, und an der Orgel spielt Prof. Martin Strohhäcker Musik von Hugo Distler.