Vom Samenkorn zum Kürbis – Aufklärungsunterricht einmal anders
Mit Samenkörnern, selbst gestrickter Gebärmutter, einem Kürbis und weiteren alltäglichen Dingen kommen in diesen Wochen angehende Hebammen der Carus Akademie des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus in Dresdens 102. Grundschule. Ihr Anliegen ist es, Schülerinnen und Schüler sexualkundliches Wissen auf kindgerechte Weise zu vermitteln. Von dem bereits zum zweiten Mal erarbeiteten Unterrichtsprogramm profitieren die Schülerinnen der Ausbildungsrichtung Geburtshilfe ebenso wie die Dritt- und Viertklässler.
„In vielen Familien der Schüler stellt sich noch einmal Nachwuchs ein. Da kommen bei den Kindern auch Fragen auf, bei denen Eltern unsicher werden“, begründet Erna-Maria Heuberger den Bedarf und das große Interesse der Grundschüler an dem Aufklärungsprojekt der Carus Akademie, das 2009 für sechs Grundschulklassen ausgerichtet wurde. Die Fachschullehrerin hat das Projekt im vergangenen Jahr mit initiiert. Sie betreut die angehenden Hebammen auch bei den Vorbereitungen zu der zweistündigen Unterrichtseinheit, die sie zu dritt oder viert umsetzen. Aus organisatorischen Gründen findet das Projekt in diesem Jahr lediglich zwei Mal statt – so am heutigen Donnerstag mit der Klasse 4a der 102. Grundschule an der Pfotenhauer Straße.
Das bei den Grundschülern wie den Hebammenschülerinnen gleichermaßen beliebte Projekt birgt für alle Beteiligten Vorteile: Die Kinder fragen die angehenden Hebammen unbefangener als ihre Eltern und Lehrer und können so ihren Wissensdurst stillen. Die Schülerinnen der Carus Akademie, die das Projekt jahrgangsweise jeweils von Neuem erarbeiten müssen, bekommen auf diese Weise nochmals einen ganz anderen Zugang zum Thema: „Im ersten Jahr ihrer Ausbildung wird den Hebammen-Schülerinnen das Wissen um Schwangerschaft, Geburt und Säuglingspflege stark theorieorientiert vermittelt. Mit dem Projekt erarbeiten sie sich die Thematik noch einmal auf eine ganz andere Art und ergänzen so ihr Wissen“, erklärt Erna-Maria Heuberger. Beim Einsatz in der Grundschule eignen sie sich zudem pädagogische Fähigkeiten an, die sie gut im späteren Berufsalltag anwenden können. Beispielsweise um werdende Mütter bei Schwangerschaft und Geburt erklärend und beratend zur Seite zu stehen oder um später Kinder aufzuklären und über den Beruf der Hebamme zu informieren. Seitdem der Berufsverband 2005 das Projekt „Hebammen in der Schule“ initiierte, gehen auch Dresdner Geburtshelferinnen im Rahmen von Unterrichtsprojekten regelmäßig in Schulen.
Ungewöhnliche Unterrichtsmaterialien und -konzepte vorab geprüft
Um den Kindern die Inhalte möglichst anschaulich zu erklären, greifen die angehenden Hebammen auf ungewöhnliches Unterrichtsmaterial zurück. So zeigen sie das Heranwachsen des Ungeborenen durch unterschiedlich großes Obst und Gemüse. Was in der Größe eines Samenkorns begann und erst als Erbse oder Kirsche gut sichtbar wird, wächst schließlich zu einem Kürbis heran. Um die ungeheure Dehnbarkeit der Gebärmutter zu demonstrieren, griffen die Hebammen zu Wolle und Stricknadel, um ein Modell dieses Organs zu schaffen. Damit wird schließlich die Geburt einer Puppe durchgespielt. Ziel des Projekts ist es, den Kindern ein realistisches Bild von dem Geschehen im Körper der Mutter zu vermitteln. Dazu gehört es auch, über die Schmerzen während der Geburt, über das Stillen und die Rückbildungsgymnastik zu sprechen. Obgleich die Hebammenschülerinnen mit dem Projekt jeweils Neuland betreten, ist der Einsatz in der Schule kein Freibrief für Experimente: Der Berufsnachwuchs muss den Unterricht genau planen und das Konzept vorab den Lehrern der Carus Akademie präsentieren, wobei die Leistung geprüft und benotet wird.
Kontakt
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
Carus Akademie
Fachlehrerin Erna-Maria Heuberger
Tel.: 0351 458-51 57
E-Mail: Erna-Maria.Heuberger@uniklinikum-dresden.de
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