12. Juli 2012: HNO-Klinik des Uniklinikums implantiert neues Hörsystem erstmals in Sachsen
Junge Patientin mit irreparabel geschädigtem Mittelohr erhält neuartiges Hörgerät / Knochen überträgt den Schall
Premiere für Sachsen und das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden: Am Mittwoch (11. Juli) wurde einer Patientin der Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde in einer gut halbstündigen Operation ein so genanntes Knochenleitungs-Implantatsystem eingesetzt. Der relativ kleine Eingriff bedeutet einen großen Schritt in der Versorgung von Patienten, deren Hörvermögen durch chronische Entzündungen des Mittelohres beziehungsweise durch dessen Fehlbildung stark eingeschränkt ist. Da bei den Betroffenen der Schall nicht über Trommelfell und Hörknöchelchen zur Hörschnecke – lateinisch: Cochlea – gelangt, werden die Schallwellen über den Schädelknochen zur Hörschnecke geleitet. Nach der Einheilung des Implantats wird der mit Magnetkraft am Kopf gehaltene Audioprozessor bei der Patientin aktiviert. Nach einer Trainingsphase im Sächsischen Cochlear Implant Centrum kann die 27-Jährige – sie hatte die Hörkraft ihres linken Ohres komplett verloren – wieder räumlich hören.
Mit dem Einsetzen des Knochenleitungs-Implantatsystems erweitert die von Prof. Thomas Zahnert geleitete Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde ihr Behandlungsspektrum um ein neues High-Tech-Hörgerät. Bisher dominiert das Cochlear-Implantat (CI) das operative Geschehen auf diesem Gebiet. – Die CI-Prothese wandelt Geräusche und Töne in elektrische Signale um, die dann den Hörnerv direkt stimulieren.
Die dem Knochenleitungs-Implantatsystem zugrundeliegende Idee ist nicht ganz neu: Der Schall wird über den Schädelknochen an das Innenohr weitergeleitet, um das nicht funktionierende Innenohr zu überbrücken. Doch bisher war das Gerät nicht implantierbar sondern musste über einen Titanstift durch die Haut mit dem Schädelknochen verbunden werden, was mit einem gewissen Infektionsrisiko einhergeht. „Das neue Implantat verschwindet komplett unter der Haut. Nachdem die Wunde verheilt ist, wird der Prozessor dann magnetisch von außen oberhalb des Haaransatzes aufgesetzt, so dass er nicht mehr sichtbar ist“, erklärt Prof. Zahnert, der das Knochenleitungs-Implantatsystem am Mittwochvormittag eingesetzt hat. Ein weiterer Vorteil ist, dass der Eingriff nicht in der Nähe wichtiger Nervenstrukturen stattfindet, so dass sich die OP-Risiken noch einmal deutlich verringern.
„Diese Innovation ist ein weiteres Beispiel dafür, dass sich die gezielte Investition des Uniklinikums in hochkompetente Versorgungszentren – in diesem Fall in das Sächsische Cochlear Implant Centrum – äußerst positiv auf die flächendeckende Versorgung der Patienten mit modernsten Therapien und Technologien auswirkt“, sagt Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus.
Weiterführende Informationen zum Knochenleitungs-Implantatsystem
www.medel.com/de/show/index/id/910/title/BCI---Knochenleitungs-Implantat
Kontakt
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus
Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde
Direktor: Prof. Thomas Zahnert
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