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Thema des Monats: Was ist drin im Eis?

Lebensmittelallergien können Betroffenen das Leben schwer machen.

Lebensmittelallergie

Wenn beim Verzehr bestimmter Nahrungsmittel immer der Gaumen zu kitzeln, die Nase zu laufen oder die Haut zu jucken beginnt, liegt die Vermutung einer Allergie nahe. Experten warnen jedoch vor frühzeitigen Schlüssen. Denn Lebensmittelallergien als besondere Form der Nahrungsmittelunverträglichkeit betreffen nur etwa ein bis zwei Prozent der Erwachsenen und acht bis 28 Prozent der Säuglinge. Dabei handelt es sich meist um Überempfindlichkeiten gegen Kuhmilch oder Hühnerei, manchmal auch gegen Soja, Nüsse, Weizen oder Fisch. „Der Verdacht einer Allergie sollte medizinisch überprüft werden und jede Diät ärztlich verordnet sein“, betont Prof. Andrea Bauer, Leiterin des Universitäts AllergieCentrums Dresden.

Liegt jedoch tatsächlich eine Allergie gegen Grundnahrungsmittel vor, kann die Lebensqualität der Betroffenen stark beeinflusst sein, so wie bei Klara berichtet Dr. Susanne Abraham, Fachärztin in der Allergieabteilung der Dresdner Uni-Hautklinik. „Klara reagierte lange Zeit mit Übelkeit und Erbrechen auf den Verzehr von Eiern und Eierteigwaren. Daraufhin haben wir weitestgehend auf Ei-Konsum verzichtet – von Omelett über Eiernudeln bis hin zu Kuchen. Zu Hause ließ sich das ganz gut einrichten, aber in Krippe, Kindergarten oder bei Kindergeburtstagen war es immer sehr schwierig“, berichtet ihre Mutter. „Nach einem Jahr haben wir das Blut kontrollieren und einen Provokationstest machen lassen, der zeigte, dass die Allergie nachgelassen hatte. Inzwischen kann Klara Eier im gekochten, gebratenen und gebackenen Zustand problemlos essen“, erzählt die Mutter. Diese Entwicklung ist kein Einzelfall. „Selbst nach erfolgter Diagnose sollte man Allergien insbesondere gegen Ei und Milch regelmäßig wieder hinterfragen, da sie sich bei 80 bis90 Prozent der betroffenen Kleinkinder zwischen dem dritten und sechsten Lebensjahr verlieren. Provokationstests sollten unter stationären Bedingungen unter Notfallbereitschaft erfolgen, Selbstversuche können gefährlich werden“, so Prof. Bauer.

Was tun, um Allergien vorzubeugen - Stillen so lange wie möglich oder Diäten bis zum Abwinken?

Zur Vorbeugung allergischer Erkrankungen beim Kind empfehlen die Experten des Uniklinikums jungen Müttern vier Monate lang voll zu stillen. Entgegen vieler Mythen gibt es keine Belege dafür, dass Stillen über den vierten Monat hinaus vor Allergien schützt. „Ab dem fünften Lebensmonat sollten die Eltern deshalb mit der Gabe von Beikost beginnen“, empfiehlt Prof. Andrea Bauer. Wenn Stillen nicht möglich ist, haben sich in der Vorbeugung von Nahrungsmittelallergien Säuglingsnahrungen bewährt, die aus hydrolisierten – mit Wasser gespaltenen – Eiweißen bestehen. Diese Spezialprodukte erkennt man an der Bezeichnung HA auf der Verpackung. Von Soja-basierten Säuglingsnahrungen als Alternative zur Muttermilch rät die auf Allergologie spezialisierte Hautärztin ab, da Kinder mit Kuhmilchallergie oft gleichzeitig eine Sojamilchunverträglichkeit entwickeln.

„Auch bestimmte Nahrungsmittel wie Kuhmilch oder Hühnerei im ersten Lebensjahr generell zu meiden, ist nicht ratsam, da der schützende Effekt einer solchen Diät nicht bewiesen ist“, betont Prof. Bauer weiter. Hinweise gibt es jedoch dafür, dass Fischkonsum des Kindes im ersten Lebensjahr möglichen Allergien vorbeugt. Auch in der Ernährung von Schwangeren und Stillenden hat Fisch scheinbar diesen Effekt. Im Allgemeinen sollten sich Frauen in Schwangerschaft und Stillzeit ausgewogen, nährstoffreich und von gesunden frischen Produkten ernähren.

Um Allergiepatienten fachübergreifend behandeln zu können, hat das Dresdner Uniklinikum das Universitäts AllergieCentrum gegründet. Darin arbeiten vor allem die Kliniken Dermatologie, HNO-Heilkunde sowie Kinder- und Jugendmedizin zusammen. In diesem Rahmen bietet die Hautklinik regelmäßig Schulungen für Eltern und Angehörige von Allergiepatienten an, bei denen Ersthelfermaßnahmen, Verhalten und Medikation im Notfall vermittelt werden. Außerdem nimmt die Dresdner Uni-Kinderklinik Provokationstests vor, um die Entwicklung von Allergien zu beurteilen. „Eltern empfinden diese Tests meist als entlastend und sind froh zu erfahren, wie sie mit der Allergie des Kindes umgehen können“, berichtet PD Dr. Christian Vogelberg, Oberarzt der Kinderklinik am Universitätsklinikum Dresden. Interessenten für Schulungen oder für die Diagnostik von Nahrungsmittelallergien können sich im Universitäts AllergieCentrum unter Telefon 0351 458-12852 anmelden. Termine für die Planung von Provokationstestungen bei Nahrungsmittelallergien im Kindesalter können in der Kinderklinik des Universitätsklinikums Dresden unter Telefon 0351 458-2073 vereinbart werden.

Wie finde ich heraus, ob mein Kind an einer Lebensmittelallergie leidet?

Beim Verdacht einer Lebensmittelallergie sollten Betroffene ein Ernährungs- und Beschwerdetagebuch führen, um den zeitliche Zusammenhang zwischen Aufnahme eines Nahrungsmittels und den Symptomen aufdecken zu können. Daraufhin sollte ein Arztbesuch folgen, um die Diagnose zu sichern.

Kontakt:

Klinik und Poliklinik für Dermatologie
Prof. Dr. med. habil Andrea Bauer
Tel. 0351 458-2131
Andrea.Bauer@uniklinikum-dresden.de


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