Qualität – mehr als ein Gütesiegel
Die Qualität einer Krankenhausbehandlung ist für den Laien nicht immer auf den ersten Blick sichtbar: Viele Behandlungen sind heute sehr komplex. Um beispielsweise Darmkrebs optimal zu behandeln, müssen Experten ganz unterschiedlicher Fachgebiete eng zusammenarbeiten. In diesem Beispiel sind das vor allem Chirurgen, Internisten und Strahlentherapeuten. Der tatsächliche medizinische Erfolg einer Therapie zeigt sich erst nach mehreren Jahren – taucht der Tumor auch dann nicht wieder auf, gilt der Patient als geheilt.
Woran aber können sich Patienten bei der Auswahl des richtigen Krankenhauses orientieren? Auch wenn die Empfehlung des niedergelassenen Arztes nach wie vor das wichtigste Kriterium ist, informieren sich viele Patienten vor dem Krankenhausaufenthalt über verschiedene Wege und Medien und nehmen damit auch selbst Einfluss auf die Entscheidung für eine Klinik. An Argumenten für das eine oder andere Haus fehlt es nicht. Das fängt mit unterschiedlichen Qualitätssiegeln an und endet etwa in der Geburtshilfe mit Präsenten für entlassene Patienten. „Doch solche Äußerlichkeiten sind kein Garant für eine erfolgreiche Behandlung“, sagt Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus. Mehr als 30 Jahre kümmerte sich der Anästhesist selbst um schwerstkranke Patienten, bevor er ins Management des Uniklinikums wechselte. „Qualität muss mehr als ein Gütesiegel für die Tür oder den Briefkopf sein“, unterstreicht Prof. Albrecht. Deshalb führte das Dresdner Universitätsklinikum in den vergangenen zehn Jahren ein ganzes Set an verschiedenen Methoden und Instrumenten ein, um die bestmögliche Behandlungsqualität und Patientensicherheit nachweislich im Alltagsbetrieb eines Hauses der Maximalversorgung mit universitärem Anspruch sicher zu stellen. Hierzu bedarf es der Unterstützung von verschiedenen Experten – insbesondere in den Bereichen Qualitäts- und Medizinisches Risikomanagement, Krankenhaushygiene und Patientenservice.
Die Verantwortung für die Qualität liegt beim Management
„Qualitätsmanagement ist in erster Linie eine Führungsaufgabe. Dabei erbringen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort in den Kliniken die Qualität, wir müssen sie dabei unterstützen!“, sagt Privatdozentin (PD) Dr. Maria Eberlein-Gonska. Die Leiterin des Qualitäts- und Medizinischen Risikomanagements (QM) am Uniklinikum genießt deutschlandweit hohes Ansehen für die in Dresden geleistete Aufbauarbeit: Seit 2007 ist sie Vorsitzende der „Gesellschaft für Qualitätsmanagement in der Gesundheitsversorgung“ (GQMG). Basis des QM am Klinikum ist die enge Anbindung an den Vorstand und die Betriebsleitung. Hier werden entscheidende qualitätsrelevante Maßnahmen auch beschlossen und sind damit klinikumsweit verbindlich. Das QM initiiert auf diesem Weg unter anderem zahlreiche Standards für die wichtigsten Arbeitsabläufe in der Behandlung und Pflege der Patienten.
Dieses Vorgehen hat einen wesentlichen Einfluss auf die Behandlungsqualität: Denn vor allem für schwere Erkrankungen gibt es auf nationaler oder internationaler Ebene festgelegte Folgen von Behandlungsschritten – sogenannte Leitlinien. Diese wissenschaftlich erprobten Abfolgen stellen die größtmöglichen Heilungschancen sicher. Ohne eine vorbehaltlos fachübergreifende – interdisziplinäre – Zusammenarbeit sind die internationalen Standards oft aber nicht einzuhalten. Sehr früh hat das Dresdner Uniklinikum deshalb entsprechende Zentren eingerichtet. Die beteiligten Kliniken verpflichten sich, ein striktes Regelwerk einzuhalten. Dazu gehört es, für jeden Patienten die Abfolge diagnostischer und therapeutischer Schritte vorab einvernehmlich festzulegen und im weiteren Verlauf umzusetzen sowie zu dokumentieren. Von dieser Vorgehensweise profitiert der Patient genauso wie das Krankenhaus: Belastende Doppeluntersuchungen lassen sich ebenso vermeiden wie Abstimmungsprobleme unter den unterschiedlichen Fachärzten. Dies reduziert Dauer und Aufwand der gesamten Behandlung und lässt wissenschaftlich überprüfbare Rückschlüsse auf den Behandlungserfolg zu.
Zentren stehen für hohes Niveau in der Krankenversorgung
Um diese Behandlungsstrukturen nachhaltig zu etablieren, baute das Klinikum in den vergangenen Jahren acht Zentren auf. Den Beginn machte 2003 das Universitäts KrebsCentrum (UCC), das in der Zwischenzeit durch die Deutsche Krebshilfe als Onkologisches Spitzenzentrum ausgezeichnet und finanziell gefördert wird. Als eines von bundesweit elf Einrichtungen dieser Art baut das UCC in diesem Rahmen das hohe Niveau der Krankenversorgung weiter aus und erforscht neue Formen der Krebsdiagnostik und -therapie.
Damit diese Abläufe im Alltag tatsächlich den Vorgaben der jeweiligen Behandlungsstandards entsprechen, arbeiten alle Zentren und weitere Bereiche des Uniklinikums nach den Regelungen einschlägiger Qualitätsnormen. Neben der internationalen Norm DIN EN ISO 9000:2008 sind dies die Regelwerke der jeweiligen Fachgesellschaften. Hierzu müssen die Einrichtungen ein Qualitätsmanagement etablieren, deren Umsetzung externe Experten überprüfen. Nur wer diese sogenannten Audits erfolgreich absolviert, erhält ein Zertifikat. Ähnlich wie beim Auto werden die Teams sowie die Abläufe in den Zentren regelmäßig sehr sorgfältig überprüft. Um ein Qualitätsmanagementsystem zu etablieren und dies auch im Alltag zu leben, brauchen die Mitarbeiter des ärztlichen und pflegerischen Dienstes Unterstützung von „Außen“. Mit dem Bereich Qualitäts- und Medizinisches Risikomanagement verfügt das Klinikum über ein erfahrenes Team, das nicht nur die Etablierung von zentrums- oder abteilungsspezifischen QM-Systemen von Beginn an begleitet, sondern dieseauch im Sinneeiner hohen Patientenversorgung kontinuierlich überprüft. „Wichtig ist, dass wir vor Ort tatsächlich etwas bewegen, war für die einzelnen Fachbereiche relevant und nutzbringend ist“, erklärt PD Dr. Eberlein- Gonska. „Niemand soll sich hinter einem klinikumsweiten Qualitätssiegel verstecken, denn Qualität und Patientensicherheit sind mehr als reine Marketinginstrumente, diese müssen täglich gelebt und für den Patienten veranschaulicht werden“, so der Medizinische Vorstand Prof. Albrecht.
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