Neurodermitis: ärztlicher Rat als verlässliche Informationsquelle
Rund 20 Prozent aller Säuglinge und Kleinkinder sowie drei bis fünf Prozent der Erwachsenen leiden unter Neurodermitis. Über die chronische Hauterkrankung, die sich vor allem durch Juckreiz, gerötete und raue Stellen bemerkbar macht, kursiert eine überbordende Informationsvielfalt. Doch diese unüberblickbare Flut an Empfehlungen, Fakten und Beurteilungen verunsichert die Betroffenen oft mehr als das sie ihnen hilft, mit der Krankheit umzugehen. Deshalb veranstaltete das Universitäts AllergieCentrum (UAC) am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus erstmals einen Patientenworkshop, um auf diesem Weg Betroffenen und ihre Angehörigen wissenschaftlich fundierte Auskünfte zu geben. Einige der dort gestellten Fragen haben die Neurodermitis-Experten des UAC im Nachgang auch schriftlich beantwortet.
Kortisonsalben – sind sie ungefährlich oder doch eher nur für besonders schlimme Neurodermitisschübe? Welche Ruhephasen sollte man bei der An-wendung einer Kortisonhaltigen Creme, etwa von Advantan, beachten?
Bei Zeichen der Entzündung der Haut wie Rötung, nässende Stellen und starkem Juckreiz ist ein kurzzeitiger Einsatz von modernen Kortisonsalben einmal täglich für bis zu zehn Tagen angezeigt. Vermieden werden sollte eine dauerhafte tägliche Anwendung von Kortisonsalben. Bei schwerer Neurodermitis und häufigen Erkran-kungsschüben sollten Sie eine sogenannte proaktive Therapie, bei der langfristig zwei Mal in der Woche Kortisonsalben angewendet werden, mit Ihrem Arzt diskutie-ren.
Psychischer Umgang mit Neurodermitis. Was tun gegen Scham?
Bei vielen Patienten mit Neurodermitis und deren Angehörigen ist die Lebensqualität deutlich eingeschränkt. Im Rahmen der Patientenschulung, die das Universitäts AllergieCentrum (UAC) für Eltern von Kindern mit Neurodermitis und für Erwachsene mit Neurodermitis anbietet, werden durch Psychologen individuelle Möglichkeiten zum Umgang mit der Neurodermitis vermittelt. Falls Sie in Ihrem Alltag aufgrund Scham- und Stigmatisierungsgefühlen eingeschränkt sind, sollten Betroffene – zum Beispiel vermittelt durch den Hautarzt – eine professionelle psychische Mitbetreuung anstreben.
Angst vor den Reaktionen der eigenen Haut: Warum reagiert meine Haut so stark auf Stress und bei anderen Menschen nicht?
Es gibt verschiedene Schubfaktoren der Neurodermitis. Diese sind individuell unter-schiedlich. Manche Menschen mit Neurodermitis reagieren besonders stark auf Wetterwechsel oder Infekte. Bei vielen verschlechtert sich die Haut unter psychischer Anspannung. Hierbei kann es sich um positiven Stress (Eustress) oder negativen Stress (Dystress) handeln. In einzelnen Fällen kann die Anwendung einer Entspannungstechnik (beispielsweise autogenes Training oder Muskelrelaxation nach Jacobson) hilfreich sein.
Ist eine histaminarme Ernährung sinnvoll auch wenn keine Histaminintoleranz diagnostiziert wurde?
Es sind Verschlechterungen der Haut und insbesondere des Juckreizes durch Trig-gerfaktoren in der Nahrung möglich. Beispiel sind stark gewürzte, saure und hista-minhaltige Nahrungsmittel. Die Empfindlichkeit ist jedoch individuell unterschiedlich. Es empfiehlt sich, die Reaktion der Hau nach dem Verzehr von Nahrungsmitteln zu beobachten. Sollten nach histaminreichen Nahrungsmitteln (etwa Thunfisch oder Spinat) wiederholt Ekzemverschlechterung und Juckreiz auftreten, ist es ratsam, größere Mengen dieser Lebensmittel zu meiden. Ein pauschales Verbot sollte jedoch für Patienten mit Neurodermitis nicht ausgesprochen werden.
Wie die Haut richtig reinigen ohne dass sie zu sehr austrocknet?
Prinzipiell spielt die Hautreinigung bei Neurodermitis eine wichtige Rolle und sollte nicht unterbleiben. Es empfiehlt sich die Verwendung von hautschonenden und allergenfreien Syndets. Es ist darauf zu achten nicht zu lange und nicht zu heiß zu baden. Nach dem Baden sollte die Haut innerhalb weniger Minuten eingecremt werden.
Wie kann ich den Juckreiz meines Kindes besser kontrollieren?
Die beste Möglichkeit ist eine gute Behandlung des Ekzems und die regelmäßige Basispflege der trockenen Haut. Sollte der Juckreiz hierdurch nicht kontrolliert sein können Kratzalternativen hilfreich sein. Vielen Kindern hilft Kühlung beispielsweise durch Coldpacks oder durch eine gekühlte Basiscreme. Bei manchen Kindern beruhigt sich der Juckreiz durch Schaffung einer entspannten Atmosphäre, andere wiederum reagieren positiv auf Ablenkung. Bei Kleinkindern die sich im Schlaf aufkratzen sind Kratzfäustlinge oder Neurodermitis-Overalls ein hilfreicher Schutz. Ältere Kinder können angeleitet werden, die juckende Haut nur zu zupfen oder zu beklopfen oder an der nicht betroffenen Haut zu kratzen. Kratzverbote im Allgemeinen sind nicht hilfreich und führen zur Frustration. Juckreizanfälle können teilweise auch durch Antihistaminika gelindert werden.
Wie können wir als Eltern reagieren, um unserem Kind das Leben mit Neuro-dermitis erträglich zu gestalten?
Konzepte zum Umgang mit einer chronischen Erkrankung wie Neurodermitis müssen immer individuell erarbeitet werden und, wie Sie bereits feststellen, Alter und Umfeld eines Patienten mit berücksichtigen. In der Neurodermitis-Elternschulung, die das UAC für Eltern betroffener Kinder von Babyalter bis sieben Jahren anbietet, werden Möglichkeiten besprochen, mit dem Juckreiz des Kindes umzugehen, um eine möglichst unbeeinträchtigte motorische und psychosoziale Entwicklung zu ermöglichen. Bei älteren Kindern (Schulkindern und Jugendlichen) spielt die Akzeptanz der Erkrankung im sozialen Umfeld, der „peer-group“ eine große Rolle. Die Erfahrungen, die in den Neurodermitis-Sprechstunden am Universitätsklinikum gesammelt wurden, lässt den Schluss zu, dass Grundlage einer solchen Akzeptanz im Umfeld der eigene Umgang mit der Erkrankung in der Familie ist. Die Ärzte des UAC empfehlen – wie auch bei anderen chronischen Erkrankungen im Kindesalter – dass betroffene Kinder im Rahmen ihrer Möglichkeiten möglichst frühzeitig in die Therapie mit einbezogen werden sollen, Selbständigkeit und Selbstsicherheit erlangen und in Entscheidungen mit einbezogen werden. Das kann zum Beispiel bedeuten, dass schon Kleinkinder angeleitet werden, sich selbst Cremes aus dem Bad oder Kühlschrank zu holen, auswählen und sich (unter Aufsicht) eincremen. Ältere Kinder sollten dabei Unter-stützung erfahren, selbst Schubauslöser zu ermitteln und zu meiden.
Bei all diesen Maßnahmen ist es selbstverständlich wichtig, die Kinder nicht mit ihrer Erkrankung alleine zu lassen und in der Familie durch einen warmen und liebevollen, empathischen, aber nicht mitleidigen Umgang zu ermutigen. Optimal für Jugendliche ist es, sich im Rahmen von Kuraufenthalten oder Patientenschulungen mit ebenfalls betroffenen Altersgenossen konstruktiv auszutauschen. Im Einzelfall kann auch eine, in der Regel nur befristet notwendige, professionelle psychologische Mitbetreuung sinnvoll sein und ist zum Beispiel über den Kinderarzt vermittelbar.
Welche Meinung vertritt das UAC zur Ernährungsproblematik von Allergikern, insbesondere bei Neurodermitis?
Bei einem Drittel betroffener Säuglinge und Kleinkinder mit Neurodermitis liegt gleichzeitig eine Nahrungsmittelallergie vor, die – zumindest wenn sie gegenüber Grundnahrungsmitteln wie Kuhmilch oder Weizenmehl besteht – glücklicherweise in aller Regel bis zum Schulalter ausheilt. Da Eliminationsdiäten in der Wachstumsphase von Kleinkindern auch potentiell schädlich sein können, ist in jedem Fall eine fachärztliche Diagnostik (mittels diagnostischer Diät und Provokationstestung) zur Diagnosestellung erforderlich. Die Eliminationsdiät sollte professionell durch eine allergologisch weitergebildete Diätassistentin begleitet werden. Auch sollte die Diagnose in regelmäßigen Abständen (in der Regel jährlich) überprüft werden. Abgesehen von diesen Nahrungsmittelallergien gibt es in allen Altersgruppen bei einem Teil der Patienten individuelle Unverträglichkeiten bestimmter Lebensmittel oder Lebensmittel-Gruppen. So lösen zum Beispiel häufig sehr saure oder stark aromatische Lebensmittel (wie Zitrusfrüchte oder Tomaten) Juckreiz aus oder können ein bereits bestehendes Ekzem verschlechtern, man spricht teilweise auch von „pseudoallergischen Reaktionen“, weil keine spezifischen IgE-Antikörper nachweisbar sind. Hier gilt meist, dass kleinere Mengen der Lebensmittel vertragen werden und die Toleranz individuell ermittelt werden muss. Wichtig ist – und gilt für Kinder ebenso wie für Erwachsene: es gibt keine pauschal empfehlenswerte „Neurodermitis-Diät“!
Welche Methodik wird bei der Ursachenermittlung bei Kindern angewandt?
Prinzipiell sollte bei Vorliegen einer kindlichen Neurodermitis eine Diagnostik zur Ermittlung möglicher Schubauslöser erfolgen. Hierbei spielt die Erhebung der Krankengeschichte eine wesentliche Rolle. Besteht der Verdacht dass die Neurodermitis durch Umgebungsfaktoren oder Nahrungsmittel verschlechtert wird, geben Symptomtagebücher wertvolle Hinweise. Bei jüngeren Kindern empfiehlt sich zum Nachweis einer Nahrungsmittelallergie in Absprache mit dem behandelnden Arzt eine diagnostische Diät und anschließende Provokation. Hautteste und Labordiagnostik weisen Sensibilisierungen gegenüber Allergenen wie zum Beispiel Tierhaaren oder auch Nahrungsmitteln nach, diese sind jedoch nicht immer gleichbedeutend mit dem Vorliegen einer Allergie.
Gibt es Erkenntnisse über die Wirksamkeit von Homöopathischen Mitteln bei der Therapie der Neurodermitis bei Kleinkindern?
Leider liegen zu dieser Fragestellung keine guten kontrollierten Studien vor. Wie bei anderen alternativen Heilmethoden auch, ist, nach Absprache mit dem behandeln-den Arzt, im Einzelfall ein Therapieversuch möglich. Die verordnete Basis- und Wirkstofftherapie sollte hierbei nicht unterbrochen werden.
Welche Pflegecreme können Sie empfehlen?
Jede Haut ist anders, pauschale Empfehlungen können nicht gegeben werden. Die Basispflege muss entsprechend dem aktuellen Hautzustand, individueller Verträg-lichkeit und ggf. der Jahreszeit angepasst werden. Die Einarbeitung von Feuchthaltefaktoren wie zum Beispiel Harnstoff ist ratsam.
Sollte in der warmen Jahreszeit die Haut in Maßen der Sonne ausgesetzt wer-den oder ist strenger Sonnenschutz angesagt?
Säuglinge sollen in jedem Fall die Sonne im Sommer meiden. Bei einigen Kindern und Erwachsenen mit Neurodermitis kann UV-Licht die Entzündung der Haut günstig beeinflussen. Daher werden bei Jugendlichen und Erwachsenen mit schwerer Neurodermitis auch Lichttherapien durch Dermatologen erfolgreich durchgeführt. Abzuraten ist hingegen von unkontrolliertem Sonnenbaden.
Ab welchem Alter kann man Tests zur Nahrungsmittelunverträglichkeit durch-führen lassen?
Um eine Nahrungsmittelallergie bei Neurodermitis zu diagnostizieren, muss für einen begrenzten Zeitraum (ein bis vier Wochen) eine sogenannte diagnostische Diät erfolgen, bei der das verdächtige Nahrungsmittel aus dem Nahrungsplan eliminiert wird. Bessert sich hierunter der Hautzustand nicht, so ist eine Nahrungsmittelallergie unwahrscheinlich. Sollten sich Ekzem und/oder Juckreiz jedoch unter Diät bessern, empfiehlt es sich, das Nahrungsmittel wieder einzuführen (Provokationstest), um die Allergie klar nachzuweisen. Hautteste oder Labordiagnostik können ergänzend durchgeführt werden.
Wann entwickeln Kinder im Allgemeinen eine Hausstaubmilbenallergie? Wie äußern sich die Symptome?
Hausstaubmilbenallergien treten eher bei älteren Kleinkindern und Schulkindern auf und äußern sich meist mit einer Symptomatik an den Atemwegen. Bei Kindern mit Neurodermitis kann eine Hausstaubmilbenallergie auch zu einer Ekzemverschlechterung führen. In diesem Fall werden Maßnahmen empfohlen, um Hausstaubmilben zu reduzieren – zum Beispiel die Anwendung eines Encasings (milbendichter Bettbezug).
Sollte Babyhaut grundsätzlich täglich mit Creme gepflegt werden oder beein-trächtigt dies die Fähigkeit der Haut zu eigener Fett- und Feuchtigkeitsproduk-tion?
Bei nicht ausgeprägt trockener Haut Ihres Kindes ist eine tägliche Pflege der Haut nicht erforderlich. Sollte die Haut jedoch trocken sein und zu Ekzemen neigen ist eine regelmäßige Basistherapie unabdingbar.
Wie soll ich mich verhalten, um die Symptome des Neurodermitis bei unserem Baby zu vermeiden? Soll ich die ganze Zeit der Schwangerschaft alle diese Al-lergene vermeiden? Was kann ich sonst tun?
Die Empfehlungen zu Allergie-vorbeugenden Maßnahmen haben sich in den letzten Jahren – aufgrund einer verbesserten Studienlage – grundlegend gewandelt. Heute ist bekannt, dass die Meidung bestimmter Nahrungsmittel-Allergene in der Schwangerschaft und Stillzeit, keine sinnvolle Präventionsmaßnahme bezüglich der Entstehung einer Allergie beim heranwachsenden Kind ist. Im Gegenteil bergen solche Diäten das Risiko einer Mangelernährung bei der werdenden beispielsweise stillenden Mutter und sind dementsprechend auch ein Risiko für das Kind. Wir empfehlen Paaren, die ein Kind mit erhöhtem familiärem Allergierisiko erwarten, auf eine vollwertige und ausgeglichene Ernährung der Mutter in Schwangerschaft und Stillzeit zu achten. Auch andere Maßnahmen zur Allergieprävention sind sinnvoll. Eine gute (kurze) Übersicht der aktuellen Präventionsempfehlungen mit weiterführenden Links finden Sie auf der Homepage des Netzwerks Junge Familie unter http://www.gesundinsleben.de/.
Was begünstigt Neurodermitis? Welche Materialien sollte man vermeiden?
Es gibt zahlreiche, individuell sehr unterschiedliche Schubfaktoren der Neurodermitis. Sowohl positiver als auch negativer Stress kann zu einer Verschlechterung des Ekzems führen. Weiterhin kann das Wetter das Ekzem beeinflussen. So klagen viele Patienten über eine Zunahme des Ekzems bei feuchten Witterungen. Aber auch sehr heiße Tage und Wärmestau unter der Kleidung werden oft als unangenehm empfunden, insbesondere da Schweiß das Ekzem verstärken kann. Bei Wolle und kratzenden Materialien sollte drauf geachtet werden, dass eine Triggerung des Ekzems möglich ist.
Wie schädlich ist es, ständig Salben zu cremen uns wie schädlich ist Kortison für Säuglinge und sollte man es komplett vermeiden?
Besonders wichtig ist das tägliche Eincremen des ganzen Körpers mit einer rückfet-tenden Pflegecreme. Bei akutem Schub ist der kurzzeitige Einsatz einer modernen Kortisoncreme sicher und wirksam – auch bei Säuglingen.
Bei wie viel Prozent der Säuglinge verschwindet Neurodermitis nach dem ers-ten Lebensjahr?
Wir gehen bei der derzeit heranwachsenden Generation davon aus, dass fünfzig Prozent der Kinder, die als Babys oder Kleinkinder unter drei Jahren unter Ekzemen leiden, später fast vollständig beschwerdefrei sind. Zwar besteht meist noch eine gewisse Empfindlichkeit der trockenen Haut, allerdings nicht mehr die typischen Zeichen der Neurodermitis.
Bislang haben wir keinen Sonnenschutz gefunden, bei der sich unsere Tochter nicht kratzt. Können Sie etwas empfehlen?
Grundsätzlich ist ein sogenannter textiler Lichtschutz durch Kleidung und Kopfbedeckung zu bevorzugen. Direkte Sonnenbestrahlung in den Mittagsstunden sollte vermieden werden. Bei Sonnencremes ist darauf zu achten, dass keine Konservierungsstoffe und Duftstoffe enthalten sind und dass der Lichtschutzfaktor ausreichend ist (mindestens 30, im Hochsommer 50).
Fragen beantwortet durch
Prof. Michael Meurer
PD Dr. Jochen Schmitt
Dr. Susanne Abraham
Dr. Katja Nemat
vom Universitäts AllergieCentrum (UAC) Dresden
Hintergrundinformation Neurodermitis
Neurodermitis, auch als atopisches Ekzem oder atopische Dermatitis bezeichnet, ist eine häufige, chronische, nicht ansteckende Hauterkrankung, die rund 20 Prozent der Säuglinge und Kleinkinder betrifft. Im Schulalter leiden noch acht Prozent der Kinder und Jugendlichen an Neurodermitis sowie drei bis fünf Prozent der Erwach-senen. Sie ist damit die häufigste chronische Erkrankung bei Kindern und Jugendlichen überhaupt und eine der häufigsten und wichtigsten Hauterkrankungen im Erwachsenenalter.
Die Lebensqualität und berufliche Leistungsfähigkeit ist bei einer Vielzahl von Patienten durch die Hauterscheinungen und die damit einhergehenden Symptome wie Juckreiz und Schlaflosigkeit deutlich eingeschränkt. Die Ärzte und Wissenschaftler des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden konnten belegen, dass Kinder mit Neurodermitis häufiger an einem Aufmerksamkeits-Defizit/Hyperaktivitäts-Syndrom (ADHS) leiden. Deshalb laufen am Universitäts AllergieCentrum derzeit Untersuchungen zu den Ursachen und Präventionsmöglichkeiten psychischer Beeinträchtigungen bei Neurodermitis.
Im Erwachsenenalter äußert sich die Neurodermitis häufig als Handekzem und kann eine Berufserkrankung darstellen. Neurodermitis im Kindes- und Jugendalter ist der wichtigste Risikofaktor für die Entwicklung eines Handekzems im Er-wachsenenalter. Diese Form des Ekzems beeinträchtigt die Betroffenen im täglichen Leben oft erheblich – im privaten wie im beruflichen Bereich. Ein erfolgversprechendes Behandlungsmanagement der Neurodermitis ist interdisziplinär geprägt. In der Regel sind daran Dermatologen, Allergologen und Kinderärzte beteiligt. Viele Patienten mit Neurodermitis leiden zusätzlich an Allergien. Auch psychische Belastung und physikalische Faktoren wie Schwitzen oder Temperaturwechsel können Neurodermitis-Schübe auslösen.
Neue genetische Untersuchungen belegen, dass eine wesentliche Ursache der Neurodermitis die Störung der Hautbarriere ist. Die Basis einer Erfolg versprechenden Behandlung bildet daher der regelmäßige Einsatz von rückfettenden Cremes und Salben. Bei Hautrötung und Entzündung kommen kurzzeitig ent-zündungshemmende Salben zum Einsatz. Es zeigt sich jedoch, dass sich bei einem Teil der Neurodermitis-Patienten allein durch eine Salbenbehandlung keine ausreichende Linderung der Beschwerden erreichen lässt. Für diese Patienten mit schwerer Neurodermitis oder mit schwerem Handekzem stehen moderne, innerliche Therapien in Form von Tabletten zur Verfügung, die derzeit am Universitäts AllergieCentrum eingesetzt und näher untersucht werden.
Weitere Informationen
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
Universitäts AllergieCentrum
Direktor: Prof. Michael Meurer
Tel. 0351 458-28 52
E-Mail: uac@uniklinikum-dresden.de
www.uniklinikum-dresden.de/uac
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