Nicht nur Medikamente versprechen Hilfe bei ADHS
Die Diagnose AufmerksamkeitsDefizitHyperaktivitätsStörung (ADHS), ist nicht leicht zu stellen. Ein lebhaftes Kind muss nicht zwangsläufig an dieser Störung leiden. Aber ständiges Zappeln und Dazwischenreden könnten schon erste Anzeichen für ADHS sein. Deshalb rät Prof. Veit Rößner, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und –psychotherapie vom Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, zur ärztlichen Abklärung der Symptome und falls nötig zu einer professionellen Therapie.
Ist ein Kind lebhaft, unaufmerksam und impulsiv – ein kleiner „Zappelphilipp“ – dann gilt es schnell als hyperaktiv. Besonders im ersten Schuljahr steht bei auffälligem Verhalten im Klassenzimmer oft die Diagnose Hyperaktivität oder Aufmerksamkeitsdefizitstörung im Raum. Diese Erkrankung trifft vor allem Kinder und Jugendliche, Jungen leiden häufiger darunter als Mädchen. ADHS verwächst sich aber nur bei etwa der Hälfte der Erwachsenen.
Es gibt drei charakteristischen Symptome, an denen die Störung erkannt wird: die Unaufmerksamkeit, die Hyperaktivität und die Impulsivität. Betroffene haben deutliche Schwierigkeiten, sich über längere Zeit zu konzentrieren und sind leicht ablenkbar, machen Flüchtigkeitsfehler und scheinen zum Teil „nicht richtig zu hören“. Meist fällt ihnen das Stillsitzen extrem schwer. Die Kinder und Jugendlichen springen immer wieder auf, rennen, toben, zappeln und können sich nur schwer einer ruhigen Beschäftigung widmen – zum Teil auch nicht, wenn sie frei bestimmen dürfen, was sie möchten. Außerdem haben sie große Probleme abzuwarten – sie fallen anderen ins Wort oder stören sie. Sollten diese Auffälligkeiten über ein halbes Jahr anhalten, wesentlich deutlicher ausgeprägt sein als bei Altersgenossen und zu deutlichen Problemen oder Konflikten in der Schule, Kindergarten oder der Familie führen, rät Prof. Veit Rößner, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und –psychotherapie, zu einer ärztlichen Untersuchung, um die Symptome abzuklären. Nicht immer sind die Anzeichen gleichermaßen ausgeprägt – in manchen Fällen wirken die Kinder gar nicht unruhig und lebhaft. Sie sind eher ein wenig verträumt, abwesend und vergesslich. Diese Form – ohne erkennbare Hyperaktivität und Impulsivität – wird Aufmerksamkeitsdefizitstörung (ADS) genannt.
Die genauen Ursachen für die Störung sind noch weitgehend unbekannt. Etwa 75 Prozent der Ursachen sind vererbt und somit in den Genen zu finden. Eine Unterfunktion des Dopamins, eines Stoffes, der für Informationsverarbeitung im Gehirn zuständig ist, gilt als sicher. Oft kommen zu ADHS noch weitere Auffälligkeiten wie beispielsweise Tics, eine Lese- und Rechtschreibschwäche oder eine Störung im Sozialverhalten hinzu.
„Bis heute gibt es keine Tests (Gene, Blut, Leistungstests und so weiter), die alleine die Diagnose sicherstellen. Deshalb ist es nötig, so viele Informationen wie möglich aus unterschiedlichen Quellen – Eltern, Patient, Lehrer, Testpsychologie – zu sammeln“, sagt Prof. Rößner. Mit viel Erfahrung des Arztes wird dann die Diagnose gestellt und gemeinsam über eine geeignete Therapie nachgedacht. Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten, die je nach Alter und Schwere der Symptome bestimmt werden. Neben einer psychologischen Betreuung und Verhaltenstherapien werden auch Medikamente eingesetzt. Dabei müssen von den Eltern aber in jedem Fall die Nebenwirkungen bedacht werden, denn manchmal führen die Mittel zu Appetitlosigkeit, Übelkeit und Schlaflosigkeit. In dem „multimodalen Therapiekonzept“ wird die ADHS aus einer Kombination von verschiedenen Therapieformen behandelt. Zusätzlich zu der professionellen Hilfe müssen auch die Eltern mit ihrer Erziehung positiv auf die Kinder einwirken. Dazu gehört es, das Kind trotz seiner Fehler zu loben und seine Stärken zu fördern, denn nicht selten leiden die ADHS-Kinder auch unter mangelndem Selbstwertgefühl. Ein geregelter Tagesablauf, klare Grenzen und eine geordnete Umgebung schaffen Möglichkeiten, damit sich die kleinen Chaoten besser im Leben zurechtfinden. Von den Eltern wird also viel Geduld und Liebe gefordert – viel mehr als von Eltern nicht ADHS-betroffener Kinder.
Trotz Therapieerfolgen und Fortschritten lässt sich ADHS nicht heilen. Die Symptome lassen sich jedoch recht gut in den Griff bekommen.
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Kontakt
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
Prof. Veit Rößner
Tel. 0351 458-2244
E-Mail: veit.roessner@uniklinikum-dresden.de
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